Kindgerechter Reha-Bereich im Krankenhaus: Planung & psychologische Gestaltung
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Kindgerechter Reha-Bereich im Krankenhaus: Planung & psychologische Gestaltung

Jul 24, 2025

1. Einleitung

Ein Krankenhausaufenthalt ist für Kinder eine Ausnahmesituation, die mit Stress, Angst und dem Verlust von Alltagsnormalität einhergehen kann. Genau hier setzt ein kindgerechter Reha-Bereich an: Er schafft einen speziellen Raum im Klinikum oder Reha-Zentrum, der auf die Bedürfnisse junger Patienten zugeschnitten ist. Warum ist das wichtig? Studien und Experten betonen, dass die Umgebung einen messbaren Einfluss auf das Wohlbefinden und sogar auf den Heilungsprozess von Patienten haben kann. Besonders bei Kindern gilt es, eine heilende Atmosphäre zu schaffen, die neben der medizinischen Behandlung auch das psychische Wohlbefinden fördert. Eine solche Umgebung – oft als „Healing Architecture“ bezeichnet – zielt darauf ab, Stress abzubauen und Sicherheit zu vermitteln, was nachweislich die Genesung unterstützt.

Ziel eines speziellen Kinderbereichs ist es, trotz Krankheit ein Stück Normalität und Lebensfreude zu ermöglichen. Spielen, Lachen und Lernen sollen Raum haben, damit Kinder „einfach Kind sein“ dürfen. Darüber hinaus helfen gezielte Gestaltungselemente und therapeutische Angebote, Ängste abzubauen und die aktive Mitwirkung der Kinder am Genesungsprozess zu fördern. Ein durchdachtes Konzept berücksichtigt dabei psychologische Faktoren (wie z.B. Sicherheit, Resilienz, soziale Unterstützung) ebenso wie bauliche Aspekte (Raumaufteilung, Farben, Materialien, Sicherheit).

 

Abbildung: Beispiel für einen bunt und kindgerecht gestalteten Krankenhausbereich (Kinderkrankenhaus Sheffield, Gestaltung: Morag Myerscough). Solch farbenfrohe und wohnliche Gestaltung kann das Wohlbefinden junger Patienten deutlich steigern

 

Die folgenden Kapitel bieten einen umfassenden Überblick, wie ein solcher kinderfreundlicher Reha-Bereich geplant und umgesetzt werden kann. Von der Definition der Zielgruppen und Rahmenbedingungen über psychologische Gestaltungsprinzipien bis hin zu konkreten Design-Ideen, Ausstattungstipps und Best-Practice-Beispielen – dieser Beitrag zeigt, wie Architektur, Pädagogik und Psychologie Hand in Hand arbeiten können, um kleinen Patienten den Klinik- oder Reha-Alltag zu erleichtern.

2. Zielgruppen & Rahmenbedingungen

Ein kindgerechter Reha-Bereich muss die vielfältigen Altersgruppen und Bedürfnisse der jungen Patienten berücksichtigen. Säuglinge, Kleinkinder, Vorschulkinder, Schulkinder und Jugendliche – sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an Betreuung und Umgebung:

  • Altersgruppen: Für Kleinkinder (0–3 Jahre) stehen Sicherheit und sensorische Anregung im Vordergrund. Sie brauchen eine weiche, gefahrlose Umgebung, in der sie krabbeln und Dinge erkunden können, ohne sich zu verletzen. Vorschulkinder (3–6 Jahre) sind neugierig und bewegungsfreudig; sie profitieren von fantasievollen Spielbereichen und viel Platz zum Austoben. Schulkinder (6–12 Jahre) benötigen neben Spielangeboten auch Rückzugsmöglichkeiten zum Lesen oder Malen und vielleicht einen Bereich, um schulische Aktivitäten (Hausaufgaben, Lernen) durchzuführen
    Jugendliche (13–17 Jahre) schließlich legen Wert auf Privatsphäre und altersgerechte Angebote – ein gemütlicher Lounge-Bereich zum Chillen oder Medien nutzen sowie kreative Ecken, die nicht „zu kindisch“ wirken, sind hier wichtig. Idealerweise werden verschiedene Altersgruppen durch Zonierung oder zeitliche Aufteilung des Bereichs berücksichtigt, damit weder Kleinkinder von wildem Toben der Älteren überfordert werden, noch sich Teenager unter lauter „Babyspielzeug“ fehl am Platz fühlen. In einigen Einrichtungen gibt es getrennte Spielzimmer für jüngere Kinder und Jugendräume; wo das nicht möglich ist, kann man durch flexible Gestaltung verschiedene Ecken für unterschiedliche Altersstufen schaffen und die Angebote entsprechend variieren.

  • Diagnosen und Bedürfnisse: Die jungen Patienten in Reha oder Klinik haben vielfältige medizinische Hintergründe – von chronischen Krankheiten (z.B. Diabetes, Asthma, Mukoviszidose) über postoperative Rehabilitation (etwa nach Unfällen oder Operationen) bis hin zu psychosomatischen Störungen oder neurologischen Erkrankungen. Chronisch kranke Kinder brauchen oft einen Ort, der ihnen hilft, mit ihrer Erkrankung zu leben und Selbstmanagement zu erlernen; hier können spielerische Aufklärung (z.B. Puppendoktor-Ecken für medizinisches Rollenspiel) und Routine eine Rolle spielen. Kinder nach Operationen haben möglicherweise Schmerzen oder Mobilitätseinschränkungen – für sie sind Angebote zur sanften Bewegung (Physiotherapie durch Spiel) und Schmerzreduktion durch Ablenkung wichtig. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass spielerische Aktivität und eine anregende Umgebung Schmerzen und Stress verringern können, etwa durch Freisetzung von Endorphinen und Senkung von Stresshormonen. Psychosomatische Patienten (z.B. mit Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen) benötigen sowohl sichere Rückzugsräume zur emotionalen Stabilisierung als auch kreative Ausdrucksmöglichkeiten, um Gefühle zu verarbeiten. Ein Therapiegarten oder eine Ruheecke für Entspannungsübungen kann hier hilfreich sein, ebenso wie Kunst- und Musikangebote zur Gefühlsverarbeitung. Generell gilt: Bewegungsförderung, Schmerzreduzierung und psychosoziale Integration sind Kernziele vieler Reha-Maßnahmen. Ein gut geplanter Kinderbereich unterstützt diese Ziele etwa durch Bewegungsgeräte, die Physiotherapie spielerisch gestalten (z.B. Kletterelemente, Balancier-Parcours), durch Ablenkung von Schmerzen (Spielkonsolen, VR-Brillen oder einfach spannende Spielsachen) und durch soziale Interaktion, die das Gefühl von Isolation nimmt und die Reintegration in den Alltag fördert.

  • Reha-spezifische Anforderungen: Anders als in einem Akutkrankenhaus bleiben Kinder in Rehabilitationskliniken oft mehrere Wochen. Sie durchlaufen ein strukturiertes Therapieprogramm (Physio-, Ergo-, Psychotherapie, Schulunterricht etc.) und sollen wieder fit für den Alltag werden. Der Kinderbereich muss dies unterstützen. So sollten z.B. Bewegungsangebote alltagsnah sein (Treppensteigen üben, Fahrradfahren auf dem Klinikgelände, spielerische Ausdauerübungen). Zur Schmerzlinderung können neben medikamentöser Therapie auch Entspannungs- und Ablenkungsstrategien im Spiel eingesetzt werden – sei es gemeinsames Lachen beim Clownsbesuch oder Versinken in eine Bastelarbeit, was Schmerzen für einen Moment vergessen macht. Psychosoziale Integration bedeutet, dass Kinder lernen, wieder mit anderen zu agieren und Selbstvertrauen fassen. Gruppenspiele im Reha-Bereich, bei denen Kinder in Teams Aufgaben lösen oder gemeinsam etwas schaffen, stärken sozialen Zusammenhalt und das Selbstwertgefühl der jungen Patienten. Nicht zuletzt sollten Geschwisterkinder nach Möglichkeit einbezogen werden können – einige Kliniken erlauben, dass Geschwister zu Besuch im Spielzimmer mitmachen, was den Kindern das Gefühl gibt, ihre Familie teilhaben zu lassen, und Geschwistern hilft, die Klinik weniger fremd zu finden.

  • Rahmenbedingungen & Vorgaben: Die Planung muss auch bauliche und organisatorische Rahmenbedingungen einbeziehen. Es gibt gewisse Richtlinien für Kinderstationen: So fordern Planungsratgeber einen eigenen Spiel-/Unterrichtsraum auf Kinderstationen und zusätzlich Aufenthaltsbereiche für Eltern. Die Räume sollten für alle Altersstufen geeignet und von außen einsehbar sein (Sichtfenster), damit eine Aufsicht möglich ist. Hygienevorschriften spielen ebenfalls eine große Rolle: In einer Klinik muss alles leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein, um Infektionen vorzubeugen. Das heißt konkret: keine Spielzeuge, die nicht waschbar sind (Stofftiere nur, wenn sie regelmäßig gereinigt werden können), regelmäßige Reinigung von Bällen, Bauklötzen & Co, und beschädigte Spielsachen werden sofort aussortiert. Gerade kleine Kinder nehmen vieles in den Mund oder krabbeln auf dem Boden, daher sind reibungslose Hygienestandards essentiell. Personal und Eltern werden geschult, auf Handhygiene zu achten (z.B. Hände der Kinder nach dem Spielen desinfizieren, um Keimübertragungen zu minimieren. Budget ist oft eine Herausforderung: Ein kompletter Neu- oder Umbau kostet Geld, und auch Personal (Erzieher:innen, Therapeut:innen) muss finanziert werden. Hier können kreative Lösungen helfen, etwa Sponsoren oder Stiftungen ins Boot zu holen – so wie in Tübingen, wo eine Stiftung mit Spenden die Ausstattung der Spielzimmer unterstützt. Ein kleineres Budget lässt sich durch modulare, multifunktionale Ausstattung kompensieren: Möbel, die vielseitig einsetzbar sind, oder Spielgeräte, die für verschiedene Therapien genutzt werden können, machen mehr aus weniger. Schließlich sind die Personalressourcen ein Rahmenfaktor: Optimal ist ein interdisziplinäres Team aus Erzieher:innen/Heilpädagog:innen, Kinderpsycholog:innen, Physio- und Ergotherapeut:innen sowie ggf. Klinik-Clowns oder Sozialarbeiter:innen. Diese Fachkräfte arbeiten Hand in Hand, um sowohl pädagogische Betreuung (Spiel, Lernangebote) als auch therapeutische Unterstützung (Übungen, Gespräche) sicherzustellen. Regelmäßige Teamsitzungen sollten eingeplant werden, damit Ärzte, Pflege und Pädagogen sich austauschen – nur so entsteht ein ganzheitliches Konzept, das medizinische und psychologische Betreuung verzahnt. Nicht zuletzt müssen bauliche Vorgaben wie Barrierefreiheit, Brandschutz und Sicherheit erfüllt sein, auf die wir in Abschnitt 4 noch detaillierter eingehen.

Zusammengefasst: Ein kindgerechter Reha-Bereich muss flexibel, sicher und vielfältig genug sein, um vom Kleinkind bis zum Teenager allen etwas zu bieten, und er muss den spezifischen Herausforderungen unterschiedlicher Krankheitsbilder gerecht werden. Dabei gilt es, innerhalb gegebener Rahmenbedingungen (Raumgröße, Budget, Hygiene, Personalschlüssel) kreative Lösungen zu finden, um das Wohl der kleinen Patient:innen in den Mittelpunkt zu stellen. Dies ist nicht nur ein humanitäres Anliegen, sondern auch ihr Recht: Gemäß der EACH-Charta (European Association for Children in Hospital) haben Kinder im Krankenhaus das Recht auf eine Umgebung, die ihrem Alter und Zustand entspricht und umfassende Möglichkeiten zum Spielen, Ausruhen und Lernen bietet – mit entsprechend geschultem Personal und Ausstattung. Diese Vorgabe sollte Ansporn und Maßstab für jede Planung sein.

3. Psychologische Grundlagen

Die Gestaltung eines Kinderbereichs im Krankenhaus sollte auf soliden psychologischen Grundprinzipien basieren. Kinder durchleben im Klinikalltag Ängste, Schmerzen, Langeweile und ein Gefühl von Kontrollverlust. Ein gut gestalteter Reha-Bereich kann hier entgegenwirken, indem er gezielt psychologische Bedürfnisse anspricht: Sicherheit, Resilienz, emotionale Bewältigung, Normalität, Autonomie und soziale Einbindung. Im Folgenden beleuchten wir diese Aspekte:

Bindung & Sicherheit – Rückzugsbereiche und sichere Zonen: Kinder brauchen Orte, an denen sie sich geborgen fühlen können. In einer fremden Klinikumgebung ist es wichtig, sichere Rückzugsbereiche zu schaffen, wo keine „Gefahr“ droht und wo sie ein Stück Kontrolle haben. Ein zentrales Prinzip vieler Kinderkliniken ist daher, dass z.B. im Spielzimmer keine medizinischen Prozeduren stattfinden. Dieses Spielzimmer wird zur schmerzfreien Zone, in der die Kinder sicher sein können, dass kein Arzt mit einer Spritze reinkommt. Das vermittelt Sicherheit und Vertrauen: Das Kind kann sich hier entspannen und wirklich spielen, ohne ständig auf der Hut zu sein. Darüber hinaus helfen sichtbare Rückzugsmöglichkeiten – z.B. eine Kuschelecke mit Kissen, ein Tipi-Zelt oder eine Lesehöhle – den Kindern, sich bei Bedarf etwas abzuschirmen, ohne komplett isoliert zu sein. Ein solcher Rückzugsort sollte so positioniert sein, dass das Kind zwar etwas Ruhe und Privatsphäre hat, aber auf Wunsch Blickkontakt zum restlichen Raum oder zu einer Bezugsperson halten kann (Stichwort: „sichtbarer“ Rückzug). Das kann z.B. eine gemütliche Nische mit halbhohen Trennwänden sein, in die sich ein Kind mit einem Buch verziehen kann, während es durch ein Fenster oder über die Lehne immer noch sieht, dass Mama im Raum sitzt oder andere Kinder in der Nähe sind. Dieses Balance zwischen Nähe und Distanz fördert ein Gefühl von Sicherheit: Das Kind fühlt sich nicht alleine, hat aber dennoch Kontrolle darüber, wie viel Kontakt es gerade möchte. Untersuchungen zeigen, dass auch Eltern in der Klinik weniger gestresst sind, wenn Räumlichkeiten Rückzug und Privatsphäre ermöglichen – in patientennahen Bereichen wurde festgestellt, dass ein größerer Raum mit Rückzugsmöglichkeiten Eltern beruhigt und die Interaktionen entspannter macht. Ein geborgenes Kind (und entspannte Eltern) können sich besser auf Therapien einlassen und haben weniger Angst vor der Umgebung.

Resilienzförderung – Spielen als Coping-Strategie: Spielen ist für Kinder nicht nur Zeitvertreib, sondern ein essentielles Werkzeug zur Stressbewältigung. Durch das freie Spiel verarbeiten Kinder Erlebnisse und lernen, mit Herausforderungen umzugehen. In einer belastenden Situation wie Krankheit und Klinikaufenthalt ist das freie Spiel umso wichtiger. Psychologisch betrachtet fördert Spielen die Resilienz, also die seelische Widerstandskraft. Es ermöglicht dem Kind, in eine eigene Welt einzutauchen, Kontrolle über selbst erschaffene Situationen zu haben und Erfolgserlebnisse zu sammeln – all das gibt Kraft im Umgang mit realen Schwierigkeiten. Spielen bedeutet immer auch lernen, wie man mit dem Leben klarkommt. Wenn ein Kind z.B. im Spielzimmer eine Herausforderung meistert – sei es ein Puzzle zu lösen oder einen Turm zu bauen – stärkt das sein Selbstbewusstsein („Ich kann etwas schaffen“). Dieses Erfolgserlebnis kann helfen, den Frust über körperliche Einschränkungen oder medizinische Prozeduren besser zu verkraften. Außerdem dient Spielen als natürliche Ventil für Ängste und Emotionen. Kinder drücken im Spiel oft aus, was sie verbal (noch) nicht formulieren können. Beispielsweise kann ein Kind, das Angst vor Spritzen hat, im Spiel mit einer Puppe „Arzt“ spielen und der Puppe eine (Spiel-)Spritze geben – so verarbeitet es seine Angst, indem es selbst in die mächtige Rolle schlüpft und die Situation kontrolliert. Solche medizinischen Rollenspiele werden in Kinderkliniken sogar gezielt eingesetzt, um Kindern die Kontrolle und das Verständnis über die Behandlung zurückzugeben. All dies fördert die Resilienz: Das Kind erlebt sich nicht nur als passives Opfer der Umstände, sondern als aktiver Gestalter, der schwierige Situationen spielerisch bewältigen kann. Die Spielpädagogik auf Kinderstationen stellt daher sicher, dass sowohl Einzelspiel (für individuelle Förderung) als auch Gruppenspiel (für gemeinsame Erlebnisse) stattfinden, um maximal resilienzfördernd zu sein.

Emotionale Regulation – kreative Ecken zur Selbstberuhigung: Krankenhausaufenthalte bringen viele intensive Gefühle mit sich: Angst, Wut, Traurigkeit, aber auch Langeweile oder Überreizung. Kreative Materialien und Aktivitäten können Kindern helfen, ihre Emotionen zu regulieren. Ein Maltisch oder eine Bastelecke im Reha-Bereich bietet die Möglichkeit, Gefühle nonverbal auszudrücken – z.B. kann ein wütendes oder ängstliches Kind ein Bild malen, das seine Stimmung zeigt, oder beim Kneten und Basteln Spannungen abbauen. Kunsttherapeutische Ansätze nutzen genau das: Das Gestalten lenkt ab, beruhigt und erlaubt Gefühlsäußerung, ohne dass große Worte nötig sind. Genauso kann eine Lese- und Kuschelecke zur Selbstberuhigung beitragen. Hier kann ein Kind sich mit einem Buch oder einem Kuscheltier zurückziehen, vielleicht mit gedämpftem Licht oder leiser Musik, um nach einem anstrengenden Therapietermin wieder runterzukommen. Solche ruhigen Ecken mit weichen Kissen und vertrauten Gegenständen schaffen einen Kontrast zur klinischen Atmosphäre und helfen, den Stresspegel zu senken. Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Farben und Beleuchtungen ebenfalls beruhigend wirken können – z.B. sanftes Grün oder Blau und warmes gedimmtes Licht können Herzfrequenz und Cortisolspiegel senken und so Entspannung fördern. Daher sollte die Gestaltung dieser Ruhebereiche bewusst auf beruhigende Sinneseindrücke setzen (weiche Textilien, pastellige Farbtöne, ggf. Naturmotive oder -geräusche). Auch sensorische Hilfsmittel können zur Selbstberuhigung eingesetzt werden, etwa ein Fühlkasten mit taktilen Materialien, Glitzerflaschen zum Schütteln oder eine kleine Auswahl an Instrumenten (z.B. Xylophon, Trommel) für Kinder, die sich musisch ausdrücken möchten. Musik- und Kunsttherapie sind in vielen Kinderkliniken feste Bestandteile, weil sie den Kindern ermöglichen, Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer auszudrücken und zu bewältigen, was letztlich ihr Wohlbefinden steigert. So kann z.B. gemeinsames Musizieren mit einfachen Instrumenten Anspannung lösen und die Stimmung heben. Wichtig ist, dass Kinder diese Angebote freiwillig und selbstgesteuert nutzen können – das Selbst-soothing, also sich selbst beruhigen lernen, wird so gefördert.

Normalitätsgefühl & Routine – Alltag im Spiel integrieren: Kinder sehnen sich in der Klinik nach vertrauten Routinen aus ihrem normalen Leben – das gibt Sicherheit. Ein guter Kinderbereich schafft daher Gelegenheiten, Alltagsrituale spielerisch weiterzuführen. Zum Beispiel kann ein fester Tagesablauf etabliert werden: Morgens gibt es eine Begrüßungsrunde im Spielzimmer (ähnlich dem Morgenkreis im Kindergarten) – ein Lied zur Begrüßung, kurzes Erzählen, was der Tag bringt. Solche Rituale strukturieren den Tag und vermitteln ein Gefühl von Normalität. Auch Alltagstätigkeiten können ins Spiel integriert werden: Viele Kinder lieben es, im Spiel alltägliche Rollen einzunehmen – warum also nicht eine Spielküche oder Stationseigene „Kinderküche“ einrichten, wo (unter Aufsicht) gekocht oder gebacken wird? Tatsächlich wird auf manchen Stationen gemeinsam gekocht und gebackeng, um Alltag zu simulieren. Eine Themenwoche „Gesunde Ernährung“ etwa könnte beinhalten, dass Kinder im Spielbereich zusammen einen Obstsalat zubereiten oder in einem kleinen Hochbeet Kräuter pflanzen und pflegen. Dadurch erleben sie trotz Klinik echte Alltagsaktivitäten, was das Gefühl verstärkt: „Das Leben geht weiter, ich kann trotz Krankheit normale Dinge tun.“ Schulpflichtige Kinder haben oft auch Schulunterricht in der Klinik – wenn der Spiel-/Therapieraum nachmittags als Unterrichtsraum genutzt wird, sollte er entsprechend vorbereitet sein, damit ein Stück Schullalltag erhalten bleibt. Zum Normalitätsgefühl gehört auch, die Routine der Heimat zumindest teilweise zu bewahren: z.B. feste Spiel- und Ruhezeiten ähnlich wie daheim (Mittagspause, Vorlesen vor dem Schlafengehen – evtl. kommt abends ein Teammitglied ans Bett zum „Gute-Nacht-Geschichte“-Vorlesen). All diese Routinen signalisieren dem Kind: Hier im Krankenhaus herrscht nicht nur Chaos und Ausnahmezustand, es gibt auch vertraute Abläufe. Das reduziert Stress und fördert die Kooperation des Kindes, weil es weiß, was es erwarten kann. Studien untermauern, dass mehr Kontrolle und Vorhersehbarkeit die Angst senken – Kindern ein Stück Kontrolle zu geben, z.B. über ihre Tagesstruktur oder die Umgebung, kann ihnen das Gefühl nehmen, dem Klinikgeschehen völlig ausgeliefert zu sein. Daher sollte das Team immer überlegen, wo Kinder mitentscheiden können – sei es, welches Spiel als nächstes gespielt wird oder wie die Deko der Woche aussieht (Partizipation). Solche scheinbar kleinen Mitentscheidungen haben große Wirkung auf das Selbstwertgefühl und die Angstbewältigung.

 Partizipation & Selbstbestimmung – Mitsprache und Wahlmöglichkeiten: In der Medizin erleben Kinder oft einen Verlust an Selbstbestimmung – andere entscheiden über Untersuchungen, Medikamente etc. Umso wichtiger ist es, im spielerischen Bereich altersgerechte Wahlmöglichkeiten zu bieten. Das kann ganz praktisch bedeuten: Es gibt verschiedene Spiel- oder Bastelangebote, und das Kind darf auswählen, worauf es Lust hat. Oder bei Gruppenaktivitäten dürfen die Kinder mitentscheiden, welches Spiel gespielt wird. Auch räumlich kann Partizipation gefördert werden – zum Beispiel durch Mitgestaltung des Umfelds: Eine freie Wand zum Bekleben mit selbstgemalten Bildern oder ein „Projekt der Woche“, wo alle Kinder gemeinsam etwas basteln, das dann den Raum schmückt, gibt ihnen das Gefühl, den Raum aktiv mitzugestalten. In modernen Kinderkliniken wird darüber hinaus sogar erwogen, Kindern gewisse Kontrolle über ihre unmittelbare Umgebung zu geben: Das Royal Children’s Hospital in Melbourne z.B. lässt Patienten die Farbe der Beleuchtung oder Fassade mitsteuern. Auch wenn solche High-Tech-Lösungen nicht überall umsetzbar sind, kann man im Kleinen ansetzen – etwa durch Lichtschalter, die Kinder selbst bedienen (ein dimmbares Licht, das sie heller oder dunkler drehen dürfen je nach Stimmung) oder mobile Möbel, die sie selbst arrangieren können (z.B. Poufs, die sie zu einer Kuschelecke zusammenschieben). Wichtig ist die Botschaft: „Du hast hier ein Mitspracherecht und Wahlfreiheiten.“ Das stärkt die Selbstwirksamkeit – das Vertrauen des Kindes in die eigene Fähigkeit, etwas beeinflussen zu können. Und dieses Gefühl von Kontrolle ist ein bewährter Angstpuffer. Psychologische Konzepte und die EACH-Charta betonen, dass Kinder ihrem Entwicklungsstand entsprechend in Entscheidungen einbezogen werden sollen. Das gilt nicht nur für medizinische Entscheidungen, sondern auch für Alltägliches: Darf ich heute draußen spielen? Will ich lieber malen oder an der Musikrunde teilnehmen? Solche kleinen Entscheidungen zurückzugeben nimmt viel Angst. Ein Kind, das wählen darf, welches Spiel zuerst gespielt wird, empfindet gleich weniger Hilflosigkeit gegenüber der gesamten Situation. Natürlich müssen die Wahlmöglichkeiten überschaubar und sinnvoll sein (ein Kleinkind wählt zwischen zwei Buntstiften, ein Teenager darf vielleicht das Motto der nächsten Dekoration mitbestimmen). Partizipation bedeutet auch, Kinder ernst zu nehmen und ihre Meinung einzuholen – beispielsweise könnte man ältere Kinder fragen, welche Ausstattung sie sich wünschen. Tatsächlich hat eine Studie mit 5-8-Jährigen in Kinderkrankenhäusern gezeigt, dass Kinder sehr wohl klare Vorstellungen haben, was eine kinderfreundliche Umgebung ausmacht – sie wünschen sich persönliche Freiräume, ansprechende Gestaltung und Möglichkeiten zur Selbstkontrolle über die Umgebung. Indem wir diese Perspektiven berücksichtigen, gestalten wir nicht nur für, sondern auch mit den Kindern den idealen Reha-Bereich.

 

Soziale Interaktion – Gemeinschaft und Miteinander fördern: Kinder sind von Natur aus soziale Wesen. Isolation im Krankenhaus kann daher sehr belastend sein. Ein Hauptziel des Kinderbereichs ist es, soziale Kontakte zu ermöglichen: Kinder treffen auf Gleichaltrige, können zusammen spielen, lachen und sich austauschen. Das Gefühl, „ich bin nicht allein mit meinem Problem“ ist ungemein wichtig für die Psyche. Gruppenspiele und gemeinsame Aktivitäten stärken nicht nur den Teamgeist, sondern auch das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen. Wenn ein Kind im Spiel mit anderen etwas erreicht – sei es ein Turmbau im Team oder ein gewonnenes Memory – erhält es Bestätigung und Anerkennung von der Gruppe. Das wirkt dem häufig in Krankenhäusern auftretenden Gefühl entgegen, „anders“ oder „ausgegrenzt“ zu sein. Zudem lernen Kinder voneinander: Ältere übernehmen Verantwortung für Jüngere beim gemeinsamen Basteln, Gleichaltrige spenden sich gegenseitig Mut („das schaffst du schon!“), und manchmal entstehen sogar Freundschaften, die über den Klinikaufenthalt hinaus tragen. Die psychosoziale Integration – also das (Wieder-)Einüben von sozialen Rollen und Kontakten – ist ein wesentliches Rehaziel, insbesondere bei Kindern, die wegen einer Erkrankung längere Zeit vom normalen sozialen Leben (Schule, Freunde) abgeschnitten waren. Der Reha-Spielbereich bietet hierfür den sicheren Rahmen. Auch schüchterne oder belastete Kinder, die anfangs vielleicht zurückhaltend sind, profitieren von sanften gemeinschaftlichen Angeboten: Zum Beispiel berichten Musiktherapeuten, dass bei offenen Singrunden auf Station zunächst scheue Kinder nach und nach auftauen und mitmachen, sobald sie die entspannte und fröhliche Atmosphäre spüren. Gemeinschaftsgefühl entsteht auch durch Rituale (gemeinsames Begrüßungslied etc.) und durch das Teilen von Erlebnissen. Wenn z.B. ein Klinik-Clown kommt oder ein Bastelwettbewerb stattfindet, dann haben die Kinder etwas, das sie verbindet – Gesprächsthemen, an die sie gemeinsam anknüpfen können („Weißt du noch, wie lustig das gestern war, als…“). So wird der Krankenhausaufenthalt von einer rein individuellen Erfahrung zu einem gemeinsamen Abenteuer. Pädagogisch kann man das fördern, indem man Gruppenprojekte initiiert: etwa ein Wandbild, an dem jeder mitmalt, oder ein kleines Theaterstück, das mehrere Kinder zusammen mit dem Erzieher einstudieren und vielleicht den Eltern vorspielen. Solche Projekte stärken die Zusammenarbeit und den Stolz der Kinder auf ein gemeinsames Ergebnis. Die psychologische Wirkung ist eindeutig positiv: Studien und Praxisberichte zeigen, dass Gruppenspiele und -therapien das Selbstwertgefühl heben und soziale Kompetenzen fördern, was wiederum langfristig hilft, mit der Krankheit besser zurechtzukommeng. Selbst in schweren Situationen tröstet Kinder die Gegenwart anderer Kinder; sie fühlen sich verstanden, wenn der Bettnachbar ähnliche Ängste hat, und sie können sich gegenseitig Hoffnung geben. Der Kinderbereich sollte daher räumlich und organisatorisch so ausgelegt sein, dass er Interaktion erleichtert – etwa durch runde Tische (statt lauter Einzeltischchen), Spiele, die mehrere gleichzeitig nutzen können, oder offene Raumaufteilung, die Kommunikation ermöglicht. Auch die Einbeziehung von Eltern und Geschwistern in sozialen Aktivitäten (siehe Abschnitt 7) spielt mit hinein, aber im Kern geht es hier um die Peer-Kontakte der Kinder untereinander. Kurz: Ein fröhliches Miteinander, bei dem Lachen und Spielen im Mittelpunkt stehen, kann Ängste lindern und neuen Lebensmut wecken – und ist somit fester Bestandteil der psychologisch durchdachten Gestaltung.

Zusammengefasst stützt sich die Planung eines kinderfreundlichen Reha-Bereichs auf wesentliche psychologische Erkenntnisse: Kinder brauchen Sicherheit und Rückhalt (Bindung), sie brauchen die Möglichkeit, Erlebtes spielerisch zu verarbeiten (Resilienz/Coping), sie benötigen Tools zur Gefühlsregulation (kreative Angebote), sie hungern nach Normalität und Struktur (Routine), sie blühen auf, wenn man ihnen Mitspracherechte gibt (Selbstbestimmung) und sie gedeihen in Gemeinschaft (soziale Interaktion). Alle weiteren Überlegungen zur Raumgestaltung und Ausstattung sollten vor dem Hintergrund dieser Grundbedürfnisse betrachtet werden, damit der Raum nicht nur funktional, sondern seelisch heilsam ist.

4. Raumdesign & Zonierung

Ein durchdachtes Raumdesign mit klarer Zonierung bildet das Rückgrat eines funktionierenden Kinder-Reha-Bereichs. Dabei geht es darum, den verfügbaren Raum in funktionsgerechte Bereiche aufzuteilen, die den unterschiedlichen Aktivitäten und Bedürfnissen der Kinder gerecht werden. Jede Zone erfüllt einen bestimmten Zweck – von aktiver Bewegung über kreatives Arbeiten bis hin zum Rückzug – und zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes, in dem sich Kinder aller Altersgruppen zurechtfinden. Im Folgenden werden die wichtigsten Zonen sowie wesentliche Aspekte wie Farben, Materialien, Möblierung, Sicherheit, Akustik, Beleuchtung und Barrierefreiheit behandelt.

Begrüßung/Eingangsbereich: Bereits der Eingang zum Kinderbereich sollte freundlich und einladend wirken. Hier betreten die Kinder (oft mit ihren Eltern) den Spiel- oder Therapiebereich, und der erste Eindruck zählt: Bunte Dekorationen, vielleicht ein Willkommensschild mit einem Maskottchen oder ein Wandbild, können eine warme Atmosphäre schaffen. Sinnvoll ist ein kleiner Garderobenbereich mit Haken in Kinderhöhe, wo Jacken oder Rollstuhl-Decken aufgehängt werden können – ein Ritual wie „Jacke aufhängen“ markiert den Übergang vom Stationsalltag in die Spielwelt. Der Empfangsbereich kann auch eine Infowand für Eltern enthalten (Aushänge zu Therapiezeiten, Gruppenangeboten, Hygienehinweisen etc.), damit wichtige Infos zentral sichtbar sind. Zudem ist es praktisch, hier eine Sitzmöglichkeit für wartende Eltern oder neue Kinder zu haben, die vielleicht erst beobachten wollen. Nicht zuletzt ermöglicht ein gut gestalteter Eingangsbereich dem Personal, ankommende Kinder persönlich zu begrüßen und zu registrieren, wer da ist. Ein „Check-in Ritual“ – z.B. jedes Kind hängt ein Namensschild oder ein Foto-Magnet an eine Tafel „ich bin da!“ – kann spielerisch integriert werden, was Zugehörigkeit vermittelt. Designtechnisch sollte diese Zone offen und übersichtlich sein, mit Sichtverbindungen zu den anderen Zonen, damit Neuankömmlinge gleich sehen, was wo passiert (Transparenz nimmt Scheu). Hier kann auch der Übergang der Bodenbeläge stattfinden: etwa vom Klinikflur (steriler Vinylboden) zu einem farbenfrohen, weicheren Boden im Spielbereich, was visuell signalisiert: Jetzt bist du in der Kinderwelt.

Aktive Zone (Bewegungsspiele, Therapieübungen): Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, und in der Reha müssen oft motorische Fähigkeiten (wieder) trainiert werden. Daher braucht es eine Aktivzone, wo getobt, geklettert, balanciert und gezielt geübt werden kann. Diese Zone sollte möglichst großzügig freigeräumt sein und einen weichen, rutschfesten Boden haben – z.B. Polster-Matten, Schaumstoff-Puzzlematten oder einen speziellen Sporthallen-Boden, der Stürze dämpft. Denkbar ist auch ein kleiner Indoor-Spielplatz: Bewegungs- und Therapiespielgeräte könnten hier stehen, z.B. eine kleine Kletterwand mit weicher Matte darunter, ein Trampolin mit Haltegriff (je nach Platz, evtl. eingelassen oder ein kleines Therapietrampolin), oder auch ein Bällebad, das gleichzeitig Spaß und sensorische Stimulation bietet. In Reha-Kliniken mit Fokus auf Motorik sieht man häufig bunte Balancierstrecken oder Hindernis-Parcours, die die Kinder spielerisch zu Bewegungsübungen animieren. Solches Equipment kann modular sein, damit es je nach Bedarf auf- und abgebaut wird (z.B. eine Sprossenwand, die auch für Physiotherapie genutzt wird, oder mobile Schaumstoff-Bauklötze, aus denen man eine Bewegungslandschaft bauen kann). Wichtig ist, dass in dieser Zone genug Platz für Gruppenspiele ist: Bodenmarkierungen (z.B. ein Kreis oder Hüpffelder) können animieren, Bewegungsspiele wie „Feuer, Wasser, Sturm“ oder Hüpfspiele zu machen. Therapeuten können hier auch gezielte Übungen durchführen – z.B. mit bunten Bodenmatten einen Parcours für Gehübungen gestalten. Die Aktivzone profitiert von kontrastierenden Farben, die anregen: kräftiges Rot, Orange oder Grün als Akzente, um Energie zu symbolisieren (hellere Töne an Wänden oder große Farbfelder auf dem Boden). Dennoch sollte der Gesamteindruck nicht chaotisch bunt sein – eine visuelle Struktur (z.B. farbige Linien oder Formen, die den Bewegungsablauf leiten) kann sinnvoll sein. Wichtig: Diese Zone muss sehr sicher sein – keinerlei scharfe Kanten, alles gut fixiert (ein Klettergerüst z.B. an der Wand verankert), Polster an Wänden, um Rempeln abzufedern. Auch sollte sie gut einsehbar sein, damit das Personal stets den Überblick hat, wenn mehrere Kinder gleichzeitig in Aktion sind (ggf. über Spiegel an Wänden oder eine offene Gestaltung ohne Sichtbarrieren). Hier kann Musik als Stimulus genutzt werden – etwa ein CD-Player mit Kinderliedern zum Tanzen – dann ist auch die Akustik relevant: Schallschluckende Deckenplatten oder Wandpaneele verhindern, dass es bei lauten Spielen zu hallig und überlaut wird (Kinder können in der Euphorie sehr laut werden, was ohne Dämpfung Stress erzeugt). Insgesamt ist die Aktivzone das Herz für körperliche Auslastung und Therapie durch Spiel. Sie sollte so gestaltet sein, dass sie Lust auf Bewegung macht und therapeutische Ziele quasi nebenbei erreicht werden.

Kreative Zone (Basteln, Malen, Werken): In einem abgetrennten (oder optisch separierten) Bereich sollten Tische und Stühle in Kindergröße bereitstehen, um kreativen Tätigkeiten nachzugehen. Dies ist die ruhigere, konzentrierte Zone, wo gemalt, gebastelt, geknetet oder gebaut wird. Idealerweise sind die Möbel hier flexibel arrangierbar: Mehrere kleine Tische, die man zusammenschieben kann, oder ein großer Werkstatttisch mit variabler Sitzhöhe (für Rollstuhlkinder unterfahrbar). Die Oberfläche sollte robust und leicht zu reinigen sein (abwaschbare Basteltische, eventuell eine Schutzfolie oder -unterlage für Malaktionen). Materialien wie Papier, Stifte, Farben, Scheren, Kleber, Ton etc. sollten gut erreichbar und übersichtlich verstaut sein – z.B. in offenen Regalen oder Rollcontainern, sodass die Kinder auch selbstständig Material holen können (Partizipation!). Wichtig ist eine altersgerechte Auswahl: Dicke Buntstifte und Fingerfarben für die Kleinen, feine Pinsel, Origamipapier oder Perlen für die Größeren. Diese Zone profitiert von guter Beleuchtung: am besten viel Tageslicht (ein Fensterplatz) plus helle, schattenfreie Beleuchtung, damit die Kinder beim Malen gut sehen und Farben richtig erkennen. Gleichzeitig sollte die Atmosphäre aber gemütlich bleiben – warmweiße Lichtfarben und eventuell eine zusätzliche Stehlampe für heimelige Stimmung beim Lesen/Basteln. Farblich kann die Kreativzone inspirierend, aber nicht überreizend gestaltet sein: z.B. freundliche Pastellfarben oder Tafelfarbe an einer Wand, auf der die Kinder mit Kreide malen dürfen. Eine solche Tafelwand oder ein Whiteboard bietet ihnen Raum, spontan kreativ zu werden und z.B. Ergebnisse auszustellen. Auch eine Pinnwand oder Galerie für fertige Kunstwerke motiviert – jedes Kind kann sein Bild aufhängen, was Stolz und Anerkennung schafft. Praktisch in dieser Zone ist ein Waschbecken in erreichbarer Höhe (oder ein Tritthocker am normalen Waschbecken), damit man sich nach Bastelarbeiten die Hände waschen oder Pinsel ausspülen kann. Sollte kein fest installiertes Becken im Raum sein, könnte man eine Wasserschüssel oder Feuchttücher bereithalten. Die Atmosphäre der Kreativzone sollte Konzentration und Entspannung ermöglichen – vielleicht mit ruhiger Hintergrundmusik oder einem kleinen Bücherregal in Sichtweite, falls ein Kind lieber etwas anschauen möchte. Letzteres leitet über zur nächsten Zone.

Lese-/Rückzugszone (Kuschelecke, Bücher): Dieser Bereich ist für die leisen Töne zuständig – ein Ort, an dem Kinder in Büchern schmökern, Hörgeschichten lauschen oder einfach kuscheln und ausruhen können. Oft eignet sich eine Ecke des Raumes hervorragend dafür. Man kann mit weichen Elementen arbeiten: Ein dicker Teppich oder eine Auslegmatratze, darauf Sitzsäcke, Bodenkissen, vielleicht ein kleines Sofa oder eine gepolsterte Bank. Hier können auch Plüschtiere liegen (sofern hygienisch handhabbar, z.B. waschbare Kuscheltiere, oder sie werden regelmäßig gereinigt). Eine Bücherkiste oder ein niedriges Regal enthält Bilderbücher, Märchenbücher, Comics und Jugendbücher für verschiedene Altersstufen – wichtig ist, dass diese Auswahl regelmäßig aktualisiert und ansprechend präsentiert wird (bunte Buchcover zeigen nach vorne). Kinder nutzen diese Zone oft intuitiv, wenn sie eine Pause brauchen vom Trubel. Daher sollte sie leicht abgeschirmt sein: z.B. durch ein Regal oder einen Paravent vom Hauptbereich getrennt, oder in einer Nische. Manche Einrichtungen nutzen gern Himmelbetten oder kleine Zelte – ein Spielzelt mit Kissen kann ein toller Rückzugsort sein, es vermittelt ein Gefühl von „Höhle“ (Geborgenheit) und dämpft Lärm von außen. Allerdings muss gewährleistet sein, dass Betreuer von außen in das Zelt schauen können (Transparenz oder regelmäßige Checks), damit kein Kind komplett aus dem Blick gerät. Beleuchtung in der Leseecke sollte gedimmt und gemütlich sein – etwa eine kleine Wandlampe in Form einer Wolke oder eines Mondes, oder LED-Lichterketten, die ein sanftes Licht spenden. Vielleicht gibt es auch ein kleines Audioangebot: Einen CD-Player oder MP3-Player mit kindgerechten Hörspielen und Kopfhörern, sodass ein Kind sich auditiv zurückziehen kann. Wichtig: Diese Ecke muss ebenfalls barrierefrei zugänglich sein, also Platz bieten, dass ein Kind im Rollstuhl sich dorthin bewegen kann und ggf. vom Rolli auf eine Matte wechseln kann (hier wäre z.B. eine Sitzerhöhung oder Transfersitz hilfreich, falls das Personal jemanden herunterheben muss zum Kuscheln). Farblich empfehlen sich hier warme, beruhigende Farben – Pastellblau, -grün, helles Gelb oder Flieder, vielleicht kombiniert mit einem Element in dunklerem Ton für die Gemütlichkeit. Man könnte z.B. eine Wand mit einem großflächigen Bild versehen (Wolkenhimmel, Waldszene o.ä.), das beruhigend wirkt. Klinische Studien legen nahe, dass Ausblick auf Naturmotive Stress reduziert und Schmerzen lindern kann – da nicht jeder Raum Fenster ins Grüne hat, kann ein hübsches Natur-Wandbild (oder Vorhänge mit Naturmotiv) einen ähnlichen Effekt anstoßen, indem es die Fantasie anregt. Summiert: Die Lese- und Rückzugsecke ist der Sicherheitsanker im Raumdesign – hier kann ein Kind zur Ruhe kommen, emotionale Akkus laden und einfach mal „nicht kämpfen müssen“. Sie sollte daher besonders behaglich und angstfrei gestaltet sein.

Bewegung & Sensorik (Weichboden, Bällebad, Balancegeräte): Teilweise überschneidet sich diese Zone mit der Aktivzone, aber speziell für sensorische Förderung und für jüngere Kinder kann ein eigener abgegrenzter Bereich sinnvoll sein. Hier geht es um körperliche Wahrnehmung: fühlen, tasten, wippen, schaukeln. Elemente könnten ein Weichboden (dicke Matte) zum Hüpfen oder Draufrollen sein, vielleicht eine Rutsche, die in ein kleines Bällchenbad führt – Bällebäder bieten neben Spaß auch propriozeptive Reize (der Druck der Bälle am Körper) und sind für viele Kinder sehr beruhigend oder stimulierend, je nach Bedürfnis. Ein Balancebrett oder Balanciersteine (mehrere halbhohe Podeste, auf denen man von einem zum nächsten steigen kann) fördern Gleichgewichtssinn und Muskelkontrolle. Für taktile Erfahrungen könnten Fühltafeln an der Wand hängen (verschiedene Oberflächen – rau, weich, glatt – zum Anfassen) oder ein Sand- und Wassertisch (wenn hygienisch machbar; eventuell eher im Sommer draußen einsetzbar). Schaukeln oder Hängesessel sind ebenfalls tolle sensorische Geräte – ein Hängesack (Therapieschaukel) gibt Kindern mit Unruhezuständen z.B. Geborgenheit und vestibuläre Stimulation. Wichtig: Wenn solche Geräte vorhanden sind, müssen sie extrem gut verankert sein (eine Deckenbefestigung durch Statik abgesichert) und es muss Aufsicht erfolgen. In kleineren Räumen kann man ggf. mobile Schaukelsitze verwenden, die in einen Türrahmen gespannt werden, oder stattdessen Wippspiele (Wipptiere oder ein Schaukelbrett am Boden). Die Sensorik-Ecke sollte flexibel sein, da nicht immer alle Kinder sie brauchen – man kann Geräte bei Bedarf hervorholen. Farblich kann man hier bunte, fröhliche Farbtupfer setzen, um Neugier zu wecken, aber auch darauf achten, dass es nicht zu grell wird, damit Kinder mit Reizempfindlichkeit nicht überfordert sind. Hier erinnert der Hinweis aus einem Design-Beispiel: Man hat vier Farbkonzepte entwickelt, darunter auch eins mit sanften Farben, weil Kinder mit Autismus auf zu kräftige Farben negativ reagieren können. Für sensorisch empfindliche Kinder kann man z.B. im Bällebad Pastell-Bälle nutzen statt knallbunter, oder bei der Wandgestaltung auf starke Muster verzichten. Diese Differenzierung zeigt, dass Flexibilität gefragt ist: vielleicht hat man z.B. austauschbare bunte vs. einfarbige Vorhänge oder Lichteinstellungen, um die Reizintensität zu variieren. Akustisch muss man in diesem Bereich aufpassen: laute Geräte (z.B. raschelnde Bälle oder klappernde Wackelbretter) könnten andere stören, daher ggf. Abtrennung durch Polsterelemente oder Teppich im Sensorik-Bereich zur Schallreduktion. Insgesamt soll diese Zone die Sinne ansprechen und die Motorik fördern – ein wichtiger Bestandteil, denn über Sinneserfahrungen können gerade Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen enorme Fortschritte machen. Therapeuten können diesen Bereich gezielt nutzen (Stichwort Sensorische Integrationstherapie). Und für die Kinder selbst ist es einfach ein Spaß, in bunten Bällen zu tauchen oder auf weichen Formen herumzuklettern, was wiederum Ängste nimmt und Selbstvertrauen in den eigenen Körper gibt.

Farben & Materialien: Die Farbgestaltung im Kinderbereich verdient besondere Aufmerksamkeit, da Farben erwiesenermaßen Stimmung und Verhalten beeinflussen. Generell sollten warme, positive Farben dominieren, die Geborgenheit vermitteln – z.B. Gelb, Apricot, Hellgrün oder Hellblau in zarten Pastelltönen. Solche Farben wirken beruhigend und freundlich, ohne zu überreizen. Pastellgruppen (also weiche Abstufungen verschiedener Farben) eignen sich gut, um einen wohnlichen Eindruck zu erzeugen, ganz im Sinne einer „wohnlicheren Umgebung“, die Privatsphäre und Würde betont. Zu sterile Weiß- oder Grautöne sollte man möglichst vermeiden; wenn neutrale Basistöne nötig sind (z.B. aus hygienischen Gründen eine graue Bodenbeschichtung), können mit farbigen Teppichen oder Wandaufklebern immer noch Farbakzente gesetzt werden. Kontrastfarben zur Aktivierung sind wichtig, aber gezielt einzusetzen: Etwa in der Aktivzone ein kräftiges Element (eine rote Matte, bunte Spielmodule) oder Farbakzente zur Wegeführung (farbige Markierungen für unterschiedliche Bereiche). Ein Beispiel: Evelina London Children’s Hospital nutzt ein Farbleitsystem mit hellen, kontrastierenden Farben, um Bereiche zu unterscheiden und Orientierung zu bieten. Ähnlich kann im Raum selbst z.B. die Leseecke in beruhigendem Blau-Grün gehalten sein, während die Spiel-/Aktivecke lebendige Rot-Orange-Akzente hat – so spüren Kinder unbewusst den Unterschied: hier ist ruhig, dort ist energiegeladen. Allerdings ist es ratsam, nicht zu viele starke Kontraste wild durcheinander zu mischen, sonst wirkt der Raum unruhig. Ein guter Ansatz: Themen oder Farbwelten für einzelne Zonen. Wie im Sheffield-Kinderkrankenhaus-Projekt gab es vier Farbkonzepte, ein sanftes für Sensible und kräftigere für andere Bereiche, aber jeweils konsistent pro Raum. Materialien sollten kindgerecht und gesundheitsverträglich sein: Das heißt mikrobiologisch unbedenklich, also keine Oberflächen, an denen Keime hängenbleiben und schlecht zu reinigen sind. Statt Teppichboden großflächig vielleicht besser Linoleum oder Vinyl mit antimikrobieller Beschichtung, der täglich gewischt werden kann, und darauf punktuell waschbare Spielteppiche. Wandfarben möglichst schadstofffrei (lösemittelfrei), Möbel aus schwer entflammbaren und robusten Materialien. Holz ist z.B. ein schönes warmes Material, aber es muss versiegelt sein, damit es abwaschbar ist. Kunststoffmöbel sind leicht zu reinigen, aber man sollte darauf achten, dass sie keine scharfen Grate haben und stabil stehen. Weiche Materialien wie Stoffbezüge nur, wenn abzieh- und waschbar (z.B. Kissen mit Schutzhüllen). Für die Polsterung kann man Kunstleder oder spezielle Krankenhaus-Stoffe verwenden, die desinfizierbar sind. Die Materialauswahl muss auch dem Verschleiß standhalten – Kinder nutzen Dinge intensiv; daher lieber strapazierfähige Qualität (auch wenn teurer) als Billigmöbel, die nach einem Jahr kaputtgehen. Außerdem sind Materialvielfalt für Sinnesanregung und taktil angenehme Oberflächen wichtig. Beispielsweise könnten unterschiedliche Bodenbeläge eingesetzt werden: ein Teil mit glattem Boden fürs Fahrzeugfahren (Bobbycar etc.), ein Teil mit flauschigem Teppich zum darauf Sitzen. Oder Wandbereiche mit Holzverkleidung vs. glatter Farbe, um Haptik zu bieten und zugleich Akustik zu verbessern (Holzwände können Schall dämpfen und wohnlich wirken). Nicht zu vergessen: Naturmaterialien wo möglich – Pflanzen in sicheren Töpfen oder Holzelemente – bringen ein Stück Außenwelt hinein und erhöhen nachweislich das Wohlgefühl (biophiles Design). Allerdings müssen echte Pflanzen auf Kinderstationen kritisch gesehen werden (Allergien, Schimmel, Verschlucken), deshalb eher große Wandbilder oder Plastikpflanzen als Alternative. Insgesamt sollten Farben und Materialien zusammen ein stimmiges, kinderfreundliches Ambiente schaffen, das weder überkandidelt-bunt noch klinisch-kalt ist, sondern „empathisch“ wirkt – also auf die Emotionen der Kinder positiv einwirkt.

Möblierung – kindgerecht, modular & flexibel: Die Möbel im Kinderbereich müssen sich den diversen Aktivitäten anpassen. Niedrige Tische und Stühle in passender Größe sind ein Muss, damit Kinder selbstständig sitzen, malen oder essen können. Für unterschiedliche Altersgruppen könnten z.B. zwei Tischhöhen vorhanden sein (ein kleiner Tisch für Kindergartenkinder, ein etwas höherer für Schulkinder) oder höhenverstellbare Tische. Ebenso sollten einige Erwachsenen-Sitzgelegenheiten vorhanden sein (Stuhl oder Sessel), damit Eltern oder Therapeut:innen bequem dabeisitzen können, ohne immer am Boden hocken zu müssen. Modularität bedeutet: Möbel, die sich leicht umstellen oder multifunktional nutzen lassen. Zum Beispiel stapelbare Hocker, die im Kreis aufgestellt eine Gesprächsrunde erlauben, oder Sitzwürfel, die zugleich als Spielkisten dienen (Stauraum innen). Rollen unter Regalen oder Raumteilern können helfen, Bereiche schnell umzubauen – etwa einen Basteltisch zur Seite rollen, um Platz für ein Bewegungsspiel zu schaffen. „Bewegliches Mobiliar für Umgestaltung“ könnte auch heißen: ein Klapptisch an der Wand, der nur bei Bedarf heruntergeklappt wird (z.B. extra Arbeitsfläche für Therapeuten oder eine Laptop-Station für Schulaufgaben). Regale mit flexiblen Fächern ermöglichen es, Angebote saisonal zu wechseln (z.B. im Sommer Seifenblasen & Straßenmalkreide bereithalten, im Winter vielleicht mehr Gesellschaftsspiele). Für Rollstuhlfahrer sollten einige Tische unterfahrbar sein (Beinfreiheit) und mind. eine Sitzgelegenheit ohne Armlehnen, auf die man vom Rollstuhl umsetzen kann. Eine gemütliche Sofa- oder Polsterecke ist wertvoll, aber das Sofa sollte klein und robust sein (z.B. aus Schaumstoffblöcken, die man als Couch oder als Spielobjekt nutzen kann). Alles Mobiliar muss stabil sein – keine kippeligen Stühle, kein Regal, das umfallen könnte (am besten an der Wand verankern). Und abgerundete Kanten überall, um Stoßverletzungen zu minimieren. Auch an Stauraum denken: abschließbare Schränke für gefährliche Dinge (Scheren, Kleber für kleine Kinder, medizinisches Spielzeug etc.) und offene Regale für häufig genutztes (Puzzle, Bücher) in Kinderhöhe. Eine clevere Möblierung könnte Raumteiler mit integrierter Funktion sein, z.B. ein offenes Regal, das zugleich als Abgrenzung zwischen Aktiv- und Ruhezonen dient. Wenn Platz knapp ist, kann man auch Wandflächen nutzen: klappbare Wandbänke, Hängesitze oder Netzte, in denen Bälle aufbewahrt werden, um Bodenfläche freizuhalten. Flexibilität heißt auch, dass der Raum bei Bedarf umgeräumt werden kann – z.B. für ein Gruppen-Event (Theateraufführung oder eine Eltern-Kind-Veranstaltung). Deshalb lieber ein paar leichte Einzelelemente als fest verbaute Einheiten. Ein Beispiel: Statt eines fest montierten großen Tisches lieber zwei modulare Tische, die man zusammenschieben kann, oder statt fest eingebauter Bank eine mobile Sitzbank auf Rollen. So kann das Team den Raum „verwandeln“, z.B. wöchentlich umdekorieren, was Abwechslung bringt (Abwechslungstheorie: die Umgebung darf ruhig mal Thema wechseln, um Fantasie anzuregen). Abschließend: Kinder lieben es, ihre Umgebung auch mal selbst umzubauen – mit flexiblen Polstern und Bausteinen können sie Burgen oder Kuschelplätze bauen. Wenn die Möblierung das hergibt (z.B. große Schaumstoffwürfel oder tunnelartige Module), fördert das Kreativität und Selbstwirksamkeit. Natürlich immer mit Auge auf Sicherheit, aber grundsätzlich soll die Devise sein: Die Einrichtung passt sich den Bedürfnissen der Kinder an, nicht umgekehrt.

Sicherheit & Hygiene – oberste Priorität: In einem Bereich, wo kranke und verletzliche Kinder spielen, ist Sicherheit nicht verhandelbar. Wir haben bereits einige Sicherheitsaspekte angesprochen: keine scharfen Kanten oder Ecken (Tischecken mit Kantenschutz, Fensterbänke gepolstert), rutschfeste Böden (ggf. Antirutschmatten unter Teppichen, spezieller Sicherheitboden in Nassbereichen). Spielgeräte müssen fest verankert sein – z.B. darf eine Sprossenwand oder Schaukel niemals umkippen können. Kleine Möbel sollten leicht genug sein, dass sie bei Kollision keine großen Verletzungen verursachen (lieber leichte Plastikhocker als schwere Holzstühle – oder wenn Holz, dann an den Beinen gummiert, dass sie nicht wegrutschen). Giftfreie Materialien sind ebenfalls Teil von Sicherheit: Alle Farben, Lacke, Kunststoffe sollten speichelfest und ungiftig sein, da Kinder Dinge anlecken könnten. Hygiene wiederum ist quasi die unsichtbare Sicherheit: Um Infektionsrisiken zu minimieren, müssen Reinigungspläne bestehen. Der Raum sollte so gestaltet sein, dass er leicht zu reinigen ist – z.B. glatte Böden ohne Ritzen, abwischbare Farben an den Wänden (Latex- oder Spezialanstriche). Spielsachen aus robustem Kunststoff oder lackiertem Holz kann man regelmäßig desinfizieren; Kuscheltiere oder textilen Spielzeug entweder vermeiden oder in ausreichender Anzahl haben, um sie im Wechsel zu waschen. Einige Kliniken gehen soweit, täglich alle Spielzeuge zu desinfizieren – das erfordert logistische Lösungen: etwa Waschkörbe im Spielzimmer, wo benutztes Spielzeug reingeworfen wird, damit es vom Reinigungsteam gereinigt werden kann, bevor es wieder ins Regal kommt. Hier kann man spielerisch die Kinder einbeziehen („Benutzte Spielsachen kommen ins Bade-Körbchen“) – so lernen sie sogar Hygiene im Umgang miteinander. Sicher verwahrte Spielgeräte bedeutet auch: gefährliche Kleinteile oder Bastelmaterial (z.B. Perlen, Stecknadeln) außerhalb der Reichweite von Kleinkindern aufbewahren, evtl. getrennte Bastelsets nach Altersgruppen. Auch Steckdosen müssen gesichert sein (Kindersicherungen in alle Dosen). Notausgänge und Rettungswege dürfen durch keine Möblierung versperrt werden – die Zonierung muss den baulichen Anforderungen entsprechen (ggf. Markierungen am Boden für Fluchtweg freihalten). Zudem sollte ein Erste-Hilfe-Set griffbereit im Raum sein und das Personal geschult in Erster Hilfe bei Kindern. Wenn z.B. mal ein Sturz passiert, müssen Pflaster, Kühlelemente etc. sofort da sein. Ein fest installierter Wand-Desinfektionsmittelspender am Eingang (für Hände) ist Standard nach aktuellen Hygienestandards, und möglicherweise auch ein Luftfilter-System oder zumindest regelmäßiges Lüften, um Erregerlast in der Luft zu senken. Gerade durch die COVID-Pandemie sind viele Einrichtungen sensibler geworden: ausreichend Platz pro Kind (nicht zu vollstellen, um Abstand halten zu können wenn nötig), im Krankheitsfall eines Kindes das Spielzimmer meiden etc. – solche Konzepte müssen in der Nutzung mitgedacht werden. Architektonisch kann man evtl. eine gute Durchlüftung fördern (Fenster zum Öffnen, Abluft). Akustische Sicherheit sei auch erwähnt: Eine zu laute Umgebung stresst, aber wenn es zu ruhig ist, hört man Kinder nicht, wenn sie Hilfe rufen. Daher sollte Schall gedämmt aber nicht völlig unterdrückt sein. Schallschluckende Elemente (Teppiche, Deckensegel) helfen, Lärmpegel angenehm zu halten. Zur Sicherheit gehört ebenso Aufsicht: Der Raum sollte so einsehbar sein, dass man von einem zentralen Punkt aus alle Ecken sieht (auch darum das Spielzimmer-Fenster nach außen, damit Pflegepersonal von außen mal reinschauen kann). Falls Winkel entstehen, könnten Spiegel an der Wand helfen, tote Ecken sichtbar zu machen. Für Notfälle sollte es ggf. eine Klingel geben, mit der Personal alarmiert werden kann, falls kein ständig Anwesender da ist. Summasummarum: Von der Planung (Baumaterialien) bis zum Betrieb (Reinigung, Wartung) muss Hygiene und Sicherheit oberste Priorität haben – nur in einer sicheren Umgebung können Kinder unbeschwert spielen und Eltern vertrauen, dass ihren Schätzen nichts zustößt.

Akustik & Beleuchtung: Diese beiden Faktoren werden in Krankenhausbauten oft unterschätzt, haben aber einen massiven Einfluss darauf, ob sich Menschen wohlfühlen. Akustik: Kinder sind laut, das ist normal – aber hallender Lärm kann zu Stress und Reizüberflutung führen, gerade bei sowieso schon angeschlagenen Kindern. Deshalb ist eine Schalldämmung im Kinderbereich wichtig. Mittel dazu: weiche Materialien, die Schall schlucken, z.B. Teppiche oder Teppichfliesen auf Teilen des Bodens, akustikdämmende Deckenplatten oder Wandpaneele aus Filz, Vorhänge statt nur blanker Wände. Wenn der Raum sehr groß oder hoch ist, kann es hilfreich sein, Deckenbaffeln (hängende Schallschlucker) zu installieren, die den Lärmpegel senken. Das Ziel ist ein angenehmer Geräuschpegel, in dem Kinder lachen und spielen können, ohne dass es schmerzhaft laut wird oder Echos alles verstärken. Gleichzeitig darf der Raum nicht „dumpf“ wirken – ein gewisses lebendiges Geräuschniveau gehört ja dazu. Gute Akustik fördert auch die Sprachverständlichkeit – wichtig, wenn z.B. vorgelesen wird oder bei Gruppenspielen Anweisungen gegeben werden. Nichts ist frustrierender als ein Hall, der Kommunikation erschwert (vor allem für Kinder mit Hörproblemen). Planer sollten also akustisch problematische Flächen (blanker Beton etc.) verkleiden. Beleuchtung: Natürliches Licht ist unschlagbar für Stimmung und Gesundheit. Ein heller, tageslichtdurchfluteter Raum verbessert Laune und reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus. Daher: wenn möglich große Fenster, eventuell zusätzlich Oberlichter oder Glastüren zum Flur, um Licht reinzulassen. Da aber nicht immer ausreichend Tageslicht da ist (Nordlage, Winterzeit, Abendstunden), muss künstliche Beleuchtung geschickt eingesetzt werden. Dimmbares, warmweißes Licht wird empfohlen, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, die dennoch hell genug zum Spielen ist. Im Idealfall gibt es verschiedene Lichtquellen: Deckengrundlicht für allgemeine Helligkeit (etwa LED-Panels oder flächige Leuchten, die gleichmäßig ausleuchten), dazu zonale Beleuchtung – z.B. Pendelleuchten über dem Basteltisch für fokussiertes Licht, eine Leselampe in der Kuschelecke, farbige Spots in der Aktivzone für Spaß-Effekte. Flexibilität ist auch hier gut: z.B. mit einem Lichtsteuerungssystem könnte man Szenarien schalten – helles Aktivlicht vs. gedämpftes Entspannungslicht. Es wurde in modernen Kinderkliniken sogar umgesetzt, dass Beleuchtung sich dem Tageslicht anpasst oder von Patienten gesteuert werden kann (Alder Hey Children’s Hospital hat ein System, das mit Tageslicht mitgeht und vom Nachttisch aus regulierbar ist). In unserem Spielzimmer-Kontext reicht evtl. ein einfacher Dimmer oder verschiedene Lampenkreise. Wichtig: Keine grellen Neonröhren oder flackernde Leuchtstofflampen – sie sind unangenehm und kalt. Besser LED mit hohem Farbwiedergabeindex (damit Farben der Spielsachen echt wirken) und vorzugsweise diffuser Abstrahlung (keine harten Schatten). Auch indirektes Licht (Licht, das von der Decke oder Wand reflektiert wird) kann eine sanfte Grundhelligkeit erzeugen. Am Abend sollte das Licht schrittweise runtergefahren werden, um die Kinder nicht aufzudrehen – warm gedimmtes Licht signalisiert dem Körper: es wird ruhiger (Circadianer Rhythmus). Beleuchtung kann zudem spielerisch eingesetzt werden: Denkbar sind farbige Lichtelemente, vielleicht eine Projektionslampe, die Sterne an die Decke wirft, oder LED-Stripes, deren Farbe man ändern kann (das kann ein eigenes „Spiel“ sein). Interaktive Lichtinstallationen – etwa eine Wand, die auf Berührung leuchtet – wären High-Tech-Extras, die man in Wartebereichen einiger Kliniken findet. Im Reha-Spielzimmer würden solche Dinge als Spielgerät durchgehen und für Ablenkung sorgen. Insgesamt trägt gutes Licht enorm dazu bei, ob ein Raum als „freundlich“ wahrgenommen wird oder nicht. Kinder (und Eltern) sollen idealerweise vergessen, dass sie in einem Krankenhaus sind – eine helle, freundliche Beleuchtung ähnlich wie zuhause oder im Kindergarten hilft dabei.

Barrierefreiheit – Inklusion im Raum: Ein kinderfreundlicher Reha-Bereich muss selbstverständlich barrierefrei gestaltet sein, damit Kinder mit Behinderungen oder akuten Mobilitätsproblemen genauso teilnehmen können. Das beginnt mit ausreichend Bewegungsfläche: Ein Rollstuhl muss wenden können (mind. 1,50m Durchmesser Freifläche an zentralen Punkten), keine engen Durchgänge zustellen. Türschwellen sollten bodengleich sein oder mit Rampen überbrückt – ideal null Schwellen. Möbel so anordnen, dass ein Rollstuhl oder Gehhilfen gut manövrieren können. In der Höhe: Tische, Waschbecken, Lichtschalter – alles, was die Kinder nutzen, sollte für Rollifahrer erreichbar sein (evtl. ein unterfahrbarer Basteltisch, ein abgesenkter Waschbeckenbereich mit Kippspiegel). Bodenstrukturen und Handgriffe helfen Kindern mit Seh- oder Gleichgewichtsstörungen: Man könnte z.B. taktile Bodenmarkierungen legen, etwa eine leicht erhabene Linie, der man vom Eingang zu den einzelnen Zonen folgen kann, oder unterschiedliche fühlbare Bodenbeläge markieren Zonen (Teppich = Ruheecke, glatter Boden = Aktivbereich). Das unterstützt auch kognitive Orientierung („Ah, Teppich unter den Füßen, hier ist Leseecke“). Handläufe an den Wänden sind für Kinder, die noch unsicher gehen (etwa nach OP oder mit Behinderung), sehr hilfreich – sie können sich festhalten, während sie den Raum erkunden. Gerade in einem Bewegungsbereich kann man Haltegriffe installieren (z.B. an der Kletterwand oder Balancierstrecke). Inklusive Ausstattung bedeutet auch: Spiele und Bücher für verschiedene Fähigkeiten. Z.B. Puzzles mit großen Griffen für motorisch Eingeschränkte, barrierefreie Spiele-Apps für Kinder mit kognitiven Einschränkungen, vielleicht ein Kommunikationskartenset für nicht-sprechende Kinder. Raumlich kann Inklusion heißen, man bietet vielfältige Sitzmöglichkeiten: Bodenkissen für die, die gern am Boden sitzen, aber auch normale Stühle mit Lehne für Kinder, die Rumpfstabilität brauchen, und ggf. spezielle Sitzschalen oder Therapiestühle, falls notwendig. Wenn das Reha-Zentrum auch Jugendliche bis 18+ hat, muss auch an ihre Körpergröße gedacht werden – daher z.B. einige Möbel in Jugendgröße, und eine Toilette in der Nähe, die sowohl Kinder- als auch behindertengerecht ist (evtl. höhenverstellbares Kinderpflegebett, Haltegriffe in WC). Signalgebung kann auch eine Rolle spielen: z.B. farbige Markierungen für Kanten (wichtig für sehbehinderte Kinder) oder Piktogramme an Aufräumfächern (damit auch Kinder mit Lernbehinderung oder jüngere wissen, was wo hinkommt). Letztlich soll die Botschaft sein: „Hier kann jedes Kind mitmachen, egal mit welchen Einschränkungen.“ Ein inklusives Design schließt niemanden aus – das heißt ggf. Alternativen bereithalten. Beispiel: Ein Kind im Rollstuhl kann nicht ins Bällebad, also gibt es vielleicht eine separate Wanne mit taktilen Bällen, die man auf den Schoß stellen kann. Oder wenn ein Kind lärmempfindlich ist, hält man Kopfhörer oder einen ruhigen Nebenraum bereit, um trotzdem Teil der Gruppe zu sein. Barrierefreiheit ist nicht nur baulich, sondern auch in der Nutzungskultur verankert: Alle lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Raumgestaltung kann das fördern, indem sie Kommunikation erleichtert (z.B. runde Sitzordnungen) und Hilfsmittel unsichtbar integriert (z.B. mobile Rampen farblich passend). Viele Reha-Kliniken behandeln Kinder mit sehr verschiedenen Diagnosen zusammen; sie achten daher darauf, dass der Raum gleichzeitig z.B. einem Kind mit ADHS genug Stimulus gibt, aber einem mit Autismus Rückzug ermöglicht. Das ist eine Herausforderung, aber mit variablen Zonen und Inklusions-Hilfsmitteln lösbar. Als Check kann man den Raum aus Sicht verschiedener Nutzer prüfen: Kann ein Rollikind alle Bereiche erreichen? Findet ein blindes Kind alleine zum Regal? Kann ein sehr unruhiges Kind sich gefahrlos bewegen? Können Eltern mit Kinderwagen oder im Notfall ein Bett durchgeschoben werden? (Letzteres relevant, falls ein Kind schnell rausgeholt werden muss – daher Türen breit genug). Wenn all das berücksichtigt ist, wird der Kinderbereich wirklich zu einem Ort für alle – was auch die soziale Inklusion fördert: Behinderte und nicht-behinderte Kinder spielen zusammen, lernen voneinander und bauen Berührungsängste ab.

Zusammengefasst: Raumdesign & Zonierung im kinderfreundlichen Reha-Bereich bedeuten, den Raum in funktionale, kindgerechte Einheiten zu gliedern – von der turbulenten Aktivzone bis zur gemütlichen Rückzugsecke – und mit der richtigen Wahl von Farben, Materialien, Möbeln, Licht und Akustik eine Umgebung zu schaffen, die gleichermaßen anregend wie schützend ist. Ein solches Umfeld fördert Spiel und Therapie Hand in Hand und bildet die Bühne, auf der die kleinen Patienten wichtige Schritte in Richtung Genesung und Wohlbefinden machen können.

5. Ausstattung & Material

Neben der Raumaufteilung spielt die konkrete Ausstattung – also welche Spiel- und Therapiematerialien bereitstehen – eine entscheidende Rolle. Sie bestimmt, welche Aktivitäten möglich sind und wie vielseitig der Kinderbereich genutzt werden kann. Im Folgenden werden die wichtigsten Kategorien der Ausstattung beleuchtet: Bewegung & Therapie, Kreativität & Fantasie, sensorische Materialien, Bibliothek & Medien sowie Dokumentation & Elternzone. Die Auswahl sollte stets altersgerecht, sicher und therapiefördernd sein, aber gleichzeitig natürlich Spaß machen und die kindliche Neugier wecken.

Bewegung & Therapie: Bewegungsspiele und therapeutische Geräte gehen im Reha-Kinderbereich oft Hand in Hand. Die Devise lautet: pädagogisch-spielerisch therapieren. Was könnte hier zum Einsatz kommen?

  • Ein kleines Kletterelement: Zum Beispiel eine Sprossenwand oder Kletterbogen, an dem Kinder sich hochziehen können – gut für Kraft und Koordination. Oder Kletterstufen (Polsterwürfel), die unterschiedlich hoch sind, um Treppensteigen zu üben.

  • Trampolin: Ein bei Kindern äußerst beliebtes Gerät. In der Reha auch hilfreich, um Balance und Muskelkraft zu stärken. Es sollte aber ein spezielles Kindertrampolin mit Haltegriff sein und von allen Seiten von Matten umgeben – nur unter Aufsicht nutzen lassen.

  • Therapiekreisel oder Balance Board: Kinder können darauf balancieren, was spielerisch den Gleichgewichtssinn trainiert. Man kann kleine Spiele machen wie „wer schafft es, 10 Sekunden das Gleichgewicht zu halten?“.

  • Große Gymnastikbälle (Pezzibälle): Darauf setzen oder hopsen Kinder gerne; sie eignen sich für Kräftigungsübungen (z.B. Kind liegt auf dem Ball und balanciert, Therapeut hält evtl. leicht).

  • Fahrzeuge für Drinnen: Je nach Platz und Boden könnte man Rutschautos, Dreirädchen oder Therapieroller zur Verfügung stellen – sie animieren zur Fortbewegung und im Rehabereich oft zum Üben von Mobilität (z.B. nach Beinverletzungen).

  • Physiotherapie-Spielgeräte: etwa ein Tunnelschlauch zum Durchkrabbeln (fördert Beweglichkeit und macht Spaß), Hürden zum Überschreiten (einstellbare Höhe, für Gangtraining), Wurfspiele (mit kleinen Sandsäckchen auf Ziele werfen, gut für Auge-Hand-Koordination und Schulterbeweglichkeit).

  • Spielerisches Krafttraining: Bunte Therabänder, die in Spiele eingebaut werden (z.B. Tauziehen mit dem elastischen Band), oder Soft-Hanteln in Form von lustigen Figuren, mit denen Kinder „Zaubertrank rühren“ spielen, während sie Gewichte heben.

All diese Dinge sollten kindgerecht gestaltet sein – bunt, fröhlich und intuitiv bedienbar. Ziel ist, dass Kinder gar nicht merken, dass sie „üben“, sondern es als Spiel sehen. Ein klassisches Beispiel: Viele Kliniken haben Therapiehunde-Spielzeug (also Hunde aus Stoff mit Klettbandagen), an denen Kinder Handgriffe üben, oder Angelspiele, wo man Fische angelt (fördert Feinmotorik, Koordination). In manchen Reha-Kliniken gibt es auch virtuelle Bewegungsspiele – z.B. eine Spielkonsole (Nintendo Wii oder ähnliches), mit der Kinder Bowlingspielen oder Tanzen können, was ebenfalls Bewegung fördert. Allerdings muss hier zeitlich begrenzt werden, damit es nicht zum reinen Videospielzimmer verkommt.

Kreativität & Fantasie: Um der kindlichen Fantasie Raum zu geben, sollte eine Fülle von Bastel- und Spielmaterial bereitstehen. Dazu gehören:

  • Bastelmaterialien: Buntpapier, Tonkarton, Scheren (für Kleine Sicherheitsscheren mit abgerundeter Spitze), Klebestifte, Fingerfarben, Wasserfarben und Pinsel, Buntstifte, Wachsmalstifte, Filzstifte (abwaschbar), Knete, Perlen zum Auffädeln, Pfeifenputzer, Glitzer, Federn, Stoffreste – kurzum eine Schatzkiste der Kreativität. Für ältere Kinder vielleicht auch anspruchsvollere Sachen wie Modelliermasse, Speckstein, Holz zum einfachen Werken (Vorsicht, nur mit Betreuung). Wichtig: altersgerechte Werkzeuge bereitstellen – z.B. kleine Hämmer mit großem Griff für Größere, stumpfe Nähnadeln aus Plastik für erste Nähversuche usw.

  • Transformierbare Spielkulissen: Das heißt, Materialien, die verschiedene Rollenspiele ermöglichen. Beispiel: ein einfacher Kaufladen kann auch als Theaterbühne dienen, eine Spielküche kann mit etwas Tuch zum Arztpraxis-Tresen umgewidmet werden. Vielleicht gibt es Verkleidungskisten mit Kostümen oder Requisiten (Polizeimütze, Prinzessinnenkrone, Arztkittel, Piraten-Augenklappe etc.), sodass Kinder in Rollen schlüpfen können. Solches Verkleidungsspiel ist nicht nur Spaß, sondern hilft auch in der Therapie – z.B. im Medizinischen Rollenspiel zieht ein Kind einen Doktorkittel an und behandelt ein Kuscheltier, was ihm Selbstvertrauen im Umgang mit echten Ärzten gibt.

  • Puppen und Figuren: Eine Puppenecke (Puppenbett, -wagen, ein paar Babypuppen mit Zubehör) ermöglicht fürsorgliches Spielen (gerade Kinder, die selbst viel Pflege erfahren, können hier Rollen wechseln und Pflegeperson „spielen“). Actionfiguren, Dinosaurier- oder Tierfiguren für imaginative Spiele sind auch beliebt – ein Kind kann damit ganze Abenteuer ausdenken.

  • Bausteine und Konstruktionsspiel: Lego (ggf. Duplo für Kleine), Holzbausteine, Magnetbausteine – all das regt Fantasie und Feinmotorik an. Auch große Bauelemente wie Schaumpolster (mit Klett verbindbar) können angeboten werden, um Buden zu bauen.

  • Malen & Lesen: Zeichnen war in Kreativzone schon erwähnt – neben freien Malen könnte man aber auch Malbücher bereithalten oder Mandala-Vorlagen, die sich gut zur Beruhigung eignen. Fürs Lesen: eine kleine Bibliothek (siehe weiter unten).

  • Spiele für gemeinsames Fantasieren: z.B. Handpuppen für ein Puppentheater (Handpuppen kann man kaufen oder basteln), die Kinder können damit Geschichten spielen. Oder ein Tischpuppentheater (kleine Bühne aus Stoff), hinter der sie sich verstecken können. Diese Dinge sind sehr förderlich für Ausdruck: über eine Handpuppe trauen sich Kinder manchmal Dinge zu sagen, die sie sich sonst nicht trauen (die Puppe „spricht“).

  • Themenkisten: Man kann (wenn Platz da ist) verschiedene Themenkisten anlegen, z.B. eine „Arzt-Kiste“ (Spielstethoskop, Spritze ohne Nadel, Verbandmaterial – damit spielen Kinder Arzt, verarbeiten Klinik-Eindrücke), oder eine „Werkzeug-Kiste“ (Spielzeug-Schraubenzieher, Helm), eine „Kosmetik-Kiste“ (für Rollenspiele, Makeup-Spiel). Diese Kisten kann man je nach Interesse hervorholen. Sie sind sozusagen modulare Kulissen.

  • Freies Spielmaterial: Auch Dinge wie Musikinstrumente (siehe Musiktherapie unten) oder Naturmaterialien (Kastanien, Muscheln) können fantasievolles Spiel anregen. Kinder sind kreativ – mit ein paar Tüchern bauen sie schon ein Zelt; daher kann der Bestand ruhig etwas offenes Material enthalten, nicht nur fertiges Spielzeug.

Sensorische Materialien: Für die Sinne (Tasten, Hören, Riechen, Sehen) sollten gezielt Angebote vorhanden sein:

  • Fühlkästen: Boxen, in die man hineingreifen kann, gefüllt mit verschiedenen Materialien – z.B. eine Kiste mit Sand, eine mit Reis, eine mit Bohnen. Kinder können darin wühlen, Sachen verstecken und ertasten. Oder klassisch: ein geschlossener Fühlkasten mit Loch, in dem Gegenstände liegen, die erraten werden müssen (förderlich für taktile Wahrnehmung und Konzentration).

  • Sand- und Wasserspiel: Wenn möglich, ein Sandtisch (vielleicht auch kinetischer Sand, der weniger Dreck macht) oder eine kleine Wasserschüssel mit Spielbooten, Mühlen etc. Wasserspiele sind super für sensorische Integration – das Plätschern, das Fühlen von Wasser – aber hygienisch sensibel; daher evtl. nur in Einzelsituationen unter Aufsicht, oder draußen.

  • Textilien und unterschiedliche Oberflächen: Ein Set von Tüchern mit verschiedenen Stoffen (Seide, Baumwolle, Wolle, Fell-Imitat etc.) erlaubt fühlbare Unterschiede zu erleben. Teppiche mit Struktur (z.B. Flokati vs. glatter Filz) ebenso.

  • Klangspiele: Einfachen Instrumente wie Xylophon, Trommeln, Rasseln, Glöckchen – Kinder lieben es, Geräusche zu machen. Auch Klangbausteine (Holzklötze mit unterschiedlichem Klang beim Schütteln) oder ein Regenmacher (Rasselrohr mit langsamen Rieseln) sind tolle Sinneserfahrungen. Diese Instrumente können frei genutzt werden oder im Rahmen von Musikrunden (Therapie). Sie fördern das Gehör und machen nonverbalen Ausdruck möglich: Man kann z.B. Kinder auffordern, „spiel mal wie du dich fühlst – laut und wild oder leise?“ und so Emotionen hörbar machen.

  • Visuelle Reize: Ein Lichtprojektor (der bunte Formen an die Wand wirft) oder Bubble Tubes (Säulen mit blubbernden, farbig beleuchteten Blasen) findet man in Snoezelen-Räumen. Im Spielzimmer könnte z.B. eine kleine Discokugel zum Tanzen dienen oder ein Nachtlicht mit Farbwechsel die Ruhezeit begleiten. Auch Spiegel gehören zu sensorischen Materialien – z.B. ein ungefährlicher Acrylspiegel auf Kinderhöhe, in dem sie Grimassen schneiden oder Körperübungen beobachten können (Körperwahrnehmung!). Spiegel vergrößern zudem optisch den Raum und reflektieren Licht, was positiv sein kann.

  • Geruchserlebnisse: Schwierig in Klinik (Allergien), aber man könnte milde Düfte einbauen – z.B. beim Basteln mit Gewürzen experimentieren (Zimt, Lavendel-Säckchen) oder im Snoezelen-Kontext mal ein Duftöl dezent verdampfen. Das muss aber gut überlegt sein, eher als gezielte Aktion in Einzeltherapie.

Diese sensorischen Angebote helfen insbesondere Kindern mit Wahrnehmungsstörungen oder hohem Stresslevel, sich selbst besser zu spüren und zur Ruhe zu kommen. Sie sollten natürlich stets sicher sein (keine verschluckbaren Kleinteile ohne Aufsicht, kein Wasser unbeaufsichtigt). In vielen Reha-Einrichtungen gibt es separate Snoezelen-Räume (Multisensorik-Räume); falls nicht, kann das Spielzimmer zumindest ein paar Ecken davon integrieren, etwa die Kuschelecke mit dimmbarem Licht und ruhiger Musik als Mini-Snoezelen.

Bibliothek & Medien: Bildung und Unterhaltung gehen hier Hand in Hand. Eine kleine Bibliothek mit Büchern für unterschiedliche Altersstufen gehört in den Kinderbereich. Inhalte: Pappbilderbücher für die Kleinsten, Bilderbücher, Märchen- und Vorlesebücher, Erstlesebücher, Kinderromane, Jugendbücher, vielleicht auch Sachbücher (z.B. „Was ist Krebs?“ kindgerecht erklärt, oder „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe). Bücher bieten Ablenkung und Information zugleich. Sie können dem Kind helfen, sein Krankheit besser zu verstehen (manche Kliniken stellen speziell Bücher zur Diagnose bereit) oder einfach in fantasievolle Geschichten eintauchen. Wichtig ist, dass Bücher griffbereit und ansprechend präsentiert sind – gern mit den Coverseiten sichtbar nach vorne, weil Kinder nach dem Bild auswählen. Man kann auch eine Leseecke gestalten, wo aktuell beliebte Bücher ausgelegt sind („Buch der Woche“).

Neben klassischen Büchern sind Spiele ein wichtiger Teil: Puzzles (verschiedene Schwierigkeitsgrade, vom Steckpuzzle bis 100-Teile-Puzzle), Brett- und Kartenspiele (Memory, „Mensch ärgere dich nicht“, UNO, etc.), Bauspielzeuge (z.B. Magnettafeln, auf denen man Formen legen kann) und elektronisches Lernspielzeug (manche Kliniken haben diese sprechenden Bücher oder Tablets mit Lernapps). Hier sollte eine Balance gefunden werden: digitale Medien sind auch für Kinder heute Alltag und können genutzt werden (z.B. ein fest installiertes Tablet mit edukativen Spielen oder ein Computerspiel in der Jugendecke). Gerade für Kinder, die im Bett liegen müssen oder isoliert sind, könnte ein Tablet mit Spielen und Videos eine wertvolle Beschäftigung sein – natürlich mit Sicherungen (kopfhörer, altersgerechte Inhalte, begrenzte Zeit). In der Gruppe kann man das eher begrenzen, um das Miteinander nicht zu stören.

Edukative Apps auf Tablets: Einige Kliniken setzen Tablets zur Schmerz- oder Angstreduktion ein (Spiele während einer Infusion lenken ab). Im Spielzimmer könnte 1-2 Tablets bereitgehalten werden, aber nur unter Aufsicht und vielleicht als „Belohnung“ oder gezielte Aktivität (z.B. gemeinsam Fotos machen und dann eine Slideshow basteln als Projekt). Wenn WLAN verfügbar ist, muss es kindersicher gefiltert sein. Es gibt auch spezielle Krankhaus-Apps oder virtuelle Touren, die Kindern Abläufe erklären – die könnten auf dem Tablet gezeigt werden (z.B. eine App, wo eine Comic-Figur durchs Krankenhaus führt).

Medien umfassen auch Filme und Musik: Ein Fernseher oder Beamer könnte vorhanden sein für Filmnachmittage (z.B. sonntags ein Kinderfilm zeigen als Event). Allerdings sollte der Bildschirm nicht ständig laufen – eher als gelegentliches Programm, sonst verdrängt es das aktive Spiel. Musik kann vielseitig genutzt werden – von der Beruhigung (leise Hintergrundmusik beim Malen) bis zur Tanzsession (Kinder machen eine Mini-Disco). Daher evtl. ein CD-Player/Bluetooth-Lautsprecher haben, mit einer Sammlung an Kinderliedern und Entspannungsmusik. Gern können Kinder auch ihre Lieblingsmusik mitbringen (sofern passend).

Dokumentation & Elternzone: Ein oft übersehener, aber wichtiger Teil der Ausstattung betrifft Information und Beteiligung der Eltern sowie Dokumentation des Genesungsprozesses.

  • Infotafeln und Dokumentation: Im Spiel-/Therapiebereich kann eine Tafel hängen, die den Therapieplan oder Tagesablauf visualisiert (z.B. „Heute um 10 Uhr: Physiospielgruppe, 15 Uhr: Musikrunde“). Das schafft Transparenz für Kinder und Eltern. Eine Belohnungstafel könnte Therapiefortschritte festhalten – z.B. ein Baum, an dem jedes Kind für jede gemeisterte Herausforderung ein Blatt oder eine Blume anklebt, ähnlich der „Mutperlenketten“ in Onkologie, wo für jede Maßnahme eine Perle aufgezogen wird. So sehen Kinder, was sie schon geschafft haben (z.B. 5x Ergotherapie = 5 Sticker) und fühlen sich ermutigt. Auch Regeln und Hygienehinweise kann man freundlich plakatieren („Bitte Hände waschen vor dem Spielen – so bleiben wir alle gesund!“).

  • Elterninformationen: Eine Ecke des Raumes sollte gezielt für Eltern gestaltet sein – oft als Elternzone bezeichnet. Hier könnten Sitzgelegenheiten für Eltern stehen, von wo aus sie das Geschehen im Blick haben (z.B. ein bequemer Sessel oder Sofa am Rand). Eventuell ein kleiner Couchtisch mit Informationsmaterial: Flyer über die Reha, Tipps zum Spielen zuhause, ein Heft mit Liedtexten, die hier gesungen werden (damit Eltern mitmachen können), oder Hinweise auf Elternangebote. Manche Kliniken haben dort auch eine Kaffeemaschine oder Teestation für Eltern – ein kleines Detail, das viel bewirkt, denn entspannte Eltern übertragen Ruhe auf die Kinder. Wichtig ist, dass Eltern zwar physisch anwesend sein können, aber der Bereich signalisiert: “Hier kannst du dich etwas zurücklehnen.” So können Kinder eigenständig spielen, wissen aber Mama/Papa sitzt da drüben und liest eine Broschüre – dieser Sichere Hafen fördert Autonomie der Kinder, ohne ihnen das Sicherheitsnetz zu nehmen. Das Elternsofa sollte möglichst so positioniert sein, dass Eltern Sicht auf die Spielzone haben, aber nicht mitten im Weg sitzen. Vielleicht in einer Ecke oder Nische mit Blick in den Raum.

  • Für Eltern könnte auch eine Steckdose in der Nähe sein (Handy laden) und vielleicht ein Schließfach oder Ablage für Taschen (damit der Boden frei bleibt). Eine Pinnwand mit Infos über Elternabende, Familienangebote, Sozialberatung etc. kann hier hängen, da Eltern sie dort eher sehen als auf dem Flur.

  • Dokumentation fürs Team: In Ausstattungssinn zählt auch, ob das Team Dinge dokumentieren muss (Therapieerfolge etc.). Vielleicht gibt es in einem Schrank Ordner oder eine PC-Ecke. Das sollte aber nicht ins Auge springen, da der Bereich ja spielerisch bleiben soll. Vielleicht nutzt man Tablets auch fürs Team: Fotos vom Spiel (mit Einwilligung) um Fortschritte festzuhalten oder als Erinnerung fürs Kind (viele Kliniken erstellen am Ende ein Erinnerungsalbum mit Fotos der Reha).

Zusammengefasst: Die Ausstattung eines kinderfreundlichen Reha-Bereichs muss vielfältig sein, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Von der Turnmatte bis zum Bilderbuch, vom Klettergerät bis zur Bastelschere – alles soll darauf abzielen, Therapieinhalte in Spiel zu verpacken und Kindern Möglichkeiten zu geben, sich auszudrücken, zu bewegen, kreativ zu sein und zu lernen. Gleichzeitig muss die Ausstattung sicher, robust und leicht zu reinigen sein, damit der tägliche Gebrauch reibungslos funktioniert. Eine gute Ausstattungsliste entsteht idealerweise in Zusammenarbeit mit den Fachleuten: Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Pädagog:innen und Psycholog:innen geben Input, welche Materialien sie für die Therapie brauchen (z.B. spezielle Greifspiele für Feinmotorik, Instrumente für Musiktherapie etc.), und welche Spielsachen bei der Zielgruppe beliebt und förderlich sind. So erhält man ein Set an Materialien, das beides ermöglicht: freies Spiel – wo Kinder selbst wählen, was sie tun – und angeleitete Therapie – wo die selben Materialien gezielt eingesetzt werden, um bestimmte Fähigkeiten zu üben. Dieses Duale macht einen Reha-Kinderbereich so besonders: Er ist weder reiner Spielplatz noch steriler Therapieraum, sondern eine gelungene Mischung, in der Heilen und Spielen ineinanderfließen.

6. Therapeutische & pädagogische Konzepte

Ein Kindgerechter Reha-Bereich ist mehr als bunte Möbel und Spielsachen – er wird erst durch die richtigen therapeutischen und pädagogischen Konzepte lebendig. Diese Konzepte sorgen dafür, dass die Angebote nicht ins Blaue erfolgen, sondern gezielt die Entwicklung und Genesung der Kinder fördern. Zentral ist dabei die Begleitung durch Fachpersonal aus verschiedenen Disziplinen, welche die Spiele und Aktivitäten in einen therapeutischen Kontext setzen, ohne den Spaßcharakter zu verlieren. Im Folgenden beleuchten wir einige der wichtigsten Konzepte: Therapeutische Begleitung, Spieltherapie, Kunst- und Musiktherapie, Gruppen- vs. Einzelangebote sowie integrative Ansätze wie Eltern-Kind-Gruppen.

Therapeutische Begleitung – interdisziplinäres Teamwork: Im optimalen Fall wird der Kinderbereich von einem multiprofessionellen Team betreut. Dazu gehören Erzieher:innen/Heilpädagog:innen, welche die Alltagsbetreuung und spielpädagogische Angebote steuern, Physiotherapeut:innen und Ergotherapeut:innen, die Bewegungs- und Motorikspiele anleiten, sowie Kinderpsycholog:innen bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen, die das seelische Wohl im Blick haben und ggf. Spieltherapiesitzungen durchführen. Auch Sprachtherapeut:innen könnten einbezogen sein (bei Kindern mit Sprachproblemen, z.B. durch spielerische Übungen in der Gruppe). Dieses Team sollte eng zusammenarbeiten: In regelmäßigen Teambesprechungen werden die Fortschritte und Bedürfnisse jedes Kindes besprochen, sodass Aktivitäten im Spielzimmer darauf abgestimmt werden. Beispielsweise kann der Physio dem Erzieher sagen: „Kind A soll mehr Krabbeln üben wegen Muskelaufbau“ – dann baut man vielleicht ein Spiel ein, wo alle Kinder durch einen Tunnel krabbeln müssen (und Kind A macht seine Übung, ohne es als Pflicht zu merken). Oder der Psychologe merkt an: „Kind B zieht sich zurück, wir sollten es behutsam in die Gruppe integrieren“ – dann wird das Team gezielt ein Gruppenspiel wählen, wo Kind B eine kleine wichtige Rolle hat, um Erfolg zu erleben. Diese feinjustierte Abstimmung macht aus dem Spielbereich einen echten therapeutischen Raum. Das Personal ist dabei als Begleiter und Impulsgeber gefragt, nicht als strenge Lehrer: Man beobachtet, greift spielerisch ein, bietet Hilfe an, ermutigt. Die Präsenz von Fachpersonal gibt den Eltern auch Sicherheit. Oft sind in deutschen Kinderkliniken Erzieher:innen zuständig für das Spielzimmer und fungieren als Schnittstelle zum medizinischen Team. Sie sehen im Alltag, wie es dem Kind geht (vielleicht äußert es im Spiel Ängste oder Schmerzen) und können das ans Team zurückmelden. Umgekehrt erklärt das medizinische Personal vielleicht, welche Aktivitäten gut wären (z.B. Atemtherapie-Spiele für Asthmakinder). Dadurch wird die Therapie unsichtbar in den Alltag eingebettet. Die Kinder nehmen primär „Spiel mit netten Erwachsenen“ wahr, aber diese haben einen Plan im Hinterkopf. Ein Aspekt der therapeutischen Begleitung ist auch, die Bindung zu fördern: Gerade Kinder, die länger da sind, bauen eine Beziehung zu den Erzieher:innen auf, was ihnen Halt gibt. Diese Bezugspersonen können dann z.B. bei schwierigen medizinischen Prozeduren dabei sein und beruhigen, weil das Kind sie aus dem Spiel kennt. Das Vertrauen schafft man im Spielbereich – das überträgt sich auf die Gesamtbehandlung. Wichtig für das Team: Sie sollten alle eine Zusatzqualifikation in Kinderpsychologie oder Trauma haben, zumindest aber regelmäßige Fortbildungen besuchen, um angemessen mit den Belastungen der Kinder umzugehen (dazu mehr in Abschnitt 7, Team Schulung). Insgesamt gilt: Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit entfaltet der schönste Kinderbereich seine volle Wirkung – Architekt:innen, Pädagog:innen und Therapeut:innen müssen an einem Strang ziehen, damit Raum, Ausstattung und Programm ein stimmiges Ganzes ergeben. 

Spieltherapie – Gefühle ausdrücken und Kontrolle erleben: Spieltherapie ist eine psychotherapeutische Methode, bei der das Kind durchs Spiel innere Konflikte und Emotionen ausdrückt und verarbeitet. Im Krankenhaus/Reha-Kontext wird Spieltherapie oft eingesetzt, um Kindern zu helfen, Ängste abzubauen und ihre Situation zu bewältigen. Im speziell gestalteten Kinderbereich finden sich dafür ideale Möglichkeiten, denn hier gibt es Materialien und Szenen, mit denen das Kind seine Erlebnisse symbolisch nachstellen kann. Ein zentrales Element ist das medizinische Rollenspiel: Wie bereits erwähnt, können Kinder z.B. an einer Puppe oder einem Teddy eine Untersuchung nachspielen – Spritze geben, Verband anlegen etc. Dabei verarbeitet das Kind die Erfahrung, selbst „ausgeliefert“ gewesen zu sein, indem es nun der- oder diejenige ist, die den Eingriff ausführt. Dieses Gefühl von Kontrolle im Spiel hilft, realen Kontrollverlust in der Behandlung besser zu verkraften. Studien zeigen: Wenn man Kindern in der Klinik mehr Kontrolle ermöglicht, sinkt ihre Angst – im Spiel können wir diese Kontrolle großzügig geben. Die Spieltherapeutin beobachtet und unterstützt dabei: Sie schafft einen sicheren Rahmen, indem sie z.B. sagt: „Du kannst dem Teddy alles erklären, was passiert, so wie die Ärzte es bei dir gemacht haben“ – und hört zu, was das Kind sagt oder tut. Oft kommen in solchen Spielsituationen verborgene Gefühle ans Licht: Ein Kind schimpft vielleicht mit dem Teddy („Jetzt kriegst du eine Spritze, tut gar nicht weh!“) – was auf eigene Angst hindeutet, oder es zeigt große Fürsorge und erzählt dem Teddy mit denselben Worten, die die Krankenschwester benutzt hat. Spieltherapie erlaubt dem Kind, seine Emotionen zu zeigen, ohne direkt darüber sprechen zu müssen – das Spiel ist die Sprache des Kindes. Neben Krankenhausszenarien können natürlich auch andere belastende Themen so bearbeitet werden (Trennungsschmerz, Trauma durch Unfall, etc.), je nachdem was im Kind wirkt. Die Therapeuten nutzen oft spezielles Spielmaterial, z.B. ein Therapie-Sandkasten mit Figuren (Sandspieltherapie), wo das Kind Szenen stellt, oder Maltherapie (ein Bild malen lassen von „deiner Angst“). Im kinderfreundlichen Raum kann so etwas integriert geschehen: z.B. Malt ein Kind im Bastelbereich plötzlich nur schwarze krakelige Bilder, könnte die Psychologin das mit ihm in der nächsten Einzelstunde aufgreifen. Kontrollerfahrung im Spiel ist auch: Kinder dürfen im Spiel bewusst Dinge bestimmen, die sie im echten Leben nicht konnten. Ein Beispiel: Ein Kind war lange isoliert (z.B. wegen Infektionsgefahr) – im Spiel kann es bestimmen, wer in sein „Haus“ (Spielhaus) rein darf und wer nicht, und so das Gefühl zurückgewinnen, selbst Regeln setzen zu können. Spieltherapie kann sowohl einzeln (Kind allein mit Therapeut:in in einer ruhigen Ecke oder separatem Raum) als auch begleitet im Gruppenspiel stattfinden. Die Erzieher:innen fungieren oft als Co-Therapeut:innen, indem sie im Freispiel auf Signale achten und ggf. intervenieren. Zum Beispiel wenn ein Kind immer wieder ein Krankenhaus mit Bauklötzen baut und es einstürzen lässt, könnte der/die Erzieher:in sich dazusetzen und dialogisch spielen („Oh nein, das Krankenhaus ist kaputt – wie können wir es reparieren? Brauchen die Leute Hilfe?“) – so kommt etwas ins Gespräch, was symbolisch fürs innere Erleben stehen könnte. Ziel der Spieltherapie ist, dass das Kind im Spiel emotionale Erleichterung findet und neue Bewältigungsstrategien lernt. Zahlreiche Erfahrungen zeigen, dass Kinder nach solchen spielerischen Verarbeitungen weniger Angst vor tatsächlichen Prozeduren haben und sich kompetenter fühlen, weil sie es ja „schon mal gespielt haben“ und sogar anderen (Puppe, Teddy) geholfen haben. So wird aus dem ohnmächtigen Patienten ein aktiver Helfer im Spiel – eine ungemein wichtige Erfahrung für das Selbstwertgefühl.

 

Kunst- und Musiktherapie – non-verbale Ausdrucksmöglichkeiten: Nicht alle Gefühle lassen sich leicht in Worte fassen, vor allem nicht von Kindern. Hier kommen Kunsttherapie und Musiktherapie ins Spiel, die in vielen Kinderkliniken fester Bestandteil der psychosozialen Betreuung sind. Kunsttherapie nutzt Malen, Zeichnen, Tonarbeiten etc., um den Kindern einen kreativen Kanal zu bieten. Ein Kind kann z.B. ein „Wutmonster“ malen, um seine Aggressionen gegen die Krankheit darzustellen, oder ein „Wunschbild“ gestalten, wie es sich gesund fühlt. Kunsttherapeut:innen sind oft mobil unterwegs – sie setzen sich im Spielzimmer mit den Kindern hin und malen spontan oder verabreden Einzeltermine in einem Ruheraum. Der Vorteil: Beim künstlerischen Tun entspannen sich viele Kinder, sie vergessen Übelkeit oder Schmerz für einen Moment, und das entstandene Werk kann stolz machen („Schau mal, was ich gemalt habe“). Kunsttherapie stärkt auch Ressourcen – Kinder erleben sich als kreativ und fähig, was ein Gegengewicht zu den negativen Erlebnissen (wie z.B. Kontrollverlust, Schmerzen) bietet. Für manche Kinder ist es leichter, ein Bild sprechen zu lassen, als selbst über Angst oder Traurigkeit zu reden; die Therapeuten können dann mit dem Bild arbeiten („Was hat dein Wutmonster denn erlebt?“) ohne das Kind direkt zu konfrontieren. Musiktherapie funktioniert ähnlich, nur dass hier Töne, Rhythmen und Klänge das Medium sind. Musiktherapeuten bringen oft einen Instrumentenwagen mit einfachen Instrumenten (Trommel, Xylofon, Rasseln, kleine Harfe, Glockenspiele) ans Krankenbett oder ins Spielzimmerg. Gemeinsam mit einem oder mehreren Kindern werden dann Klänge erzeugt – z.B. ein Kind trommelt leise, der Therapeut antwortet auf der Gitarre, es entsteht ein „musikalischer Dialog“. Schon Babys reagieren auf Musik, und für Jugendliche hat Musik oft einen hohen Stellenwert, daher ist Musiktherapie altersübergreifend einsetzbar. Sie ermöglicht Ausdruck ohne Worte: Man kann eine Trommel wild schlagen, um Wut rauszulassen, oder eine melancholische Melodie auf der Flöte summen, um Traurigkeit mitzuteilen. Ohne dass man es erklären muss, spürt der Therapeut und vielleicht auch die Mitschüler, wie es einem geht. Musik lenkt auch hervorragend ab – gemeinsames Singen von bekannten Liedern schafft eine fröhliche Atmosphäre, in der Ängste kurz vergessen werden. Oft werden in Kliniken offene Musikrunden angeboten, wo Kinder und Eltern teilnehmen. Dabei erleben wir regelmäßig, dass auch schüchterne Kinder allmählich mitmachen und sich trauen, etwa ein Instrument zu probieren, wenn sie sehen, dass es Spaß macht. Diese Runden schaffen Gemeinschaftsgefühl (alle singen zusammen) und sind ein Gegenpol zu den negativ erlebten Erfahrungen in der Klinik. Kunst- und Musiktherapie haben also vielfältige Ziele: von Stimmungsaufhellung über Schmerzdistraktion bis zu Emotionsbewältigung und kreativer Selbstentfaltung. Wichtig ist, dass der Kinderbereich solche Angebote räumlich und ausstattungstechnisch zulässt – sprich, es gibt Platz zum Malen, Flächen zum Aufhängen der Kunstwerke (Anerkennung zeigen!) und es sind Instrumente vorhanden, die die Kinder auch außerhalb der Therapiestunde benutzen können (z.B. darf das Xylofon auch im freien Spiel erklingen). Natürlich sollten diese Aktivitäten gut eingebettet werden, damit kein Dauerkrach entsteht und andere nicht gestört werden – daher oft separate Sessions oder separate Räume. Aber in unserem Fall kann man z.B. im Kreativbereich eine „Maltherapie-Ecke“ einrichten, wo die Kunsttherapeutin zu festen Zeiten sitzt, oder in der Leseecke eine kleine Musikstunde abhalten (vielleicht mit ein paar Kissen im Kreis). Die Konzepte sind flexibel – Hauptsache, die Kinder haben Zugang zu diesen non-verbalen Ausdrucksformen, die nachweislich ihr Wohlbefinden steigern: Kunst und Musik bieten Freude und Sinneserfahrung und bilden einen Gegenpol zur oft technisch-medizinischen Umgebun. Daher werden diese Angebote von Kindern und Eltern meist sehr geschätzt.

Gruppenangebote & Einzeltherapie – Rückzug oder Öffnung: Jedes Kind ist anders: Manche blühen in der Gruppe auf, andere ziehen sich eher zurück. Darum sollte ein guter Kinderbereich sowohl Gruppenaktivitäten als auch Einzelangebote ermöglichen, idealerweise mit der freien Wahl für das Kind. Gruppenangebote sind z.B. gemeinsame Spiele, Sportgruppen, Musikrunden, Bastelstunden, Kochgruppen etc. – sie fördern soziale Kompetenzen und machen Spaß in der Gemeinschaft. Einzeltherapie oder Einzelbeschäftigung ist wichtig für Kinder, die besondere Bedürfnisse haben oder sich nicht immer in der Gruppe wohlfühlen. Beispielsweise kann ein einzelnes Kind mit einer Erzieherin puzzeln oder ein Buch anschauen, während die anderen Fußball spielen. Oder ein Physiotherapeut macht mit einem Kind isoliert Übungen, weil es das in der Gruppe nicht könnte. Es ist gut, wenn es im Raum etwas abgetrennte Bereiche gibt (z.B. die erwähnte Leseecke oder ein Nebenraum), wo Einzelsituationen möglich sind, ohne dass man komplett raus muss. So kann ein Kind die Wahl haben: „Möchtest du bei der Gruppenaktivität mitmachen oder lieber leise was anderes machen?“ – Das vermittelt Selbstbestimmung und respektiert die momentane Verfassung. Oft wechseln Kinder selbst ab: mal genießen sie das bunte Treiben, mal haben sie keine Kraft dafür und spielen allein mit dem Bauklotz. Das Team sollte das sensibel wahrnehmen und beides annehmen, wie es auch GPOH beschreibt: Einzelbetreuung und Gruppenaktivitäten wechseln sich ab, um sowohl individuelle Bedürfnisse zu erfüllen als auch soziale Kontakte zu ermöglichen. Teilnahme ist freiwillig – das muss im Konzept verankert sein. Nichts schreckt Kinder mehr ab, als wenn das Spielzimmer „Pflicht“ wird. Natürlich ermutigt man schüchterne Kids, aber man zwingt sie nicht. Man kann ihnen immer Alternativen anbieten („Okay, du magst heute nicht mitmalen, willst du mir stattdessen helfen, das Spiel vorzubereiten?“ – so ist das Kind trotzdem involviert, aber anders). Manche Therapien finden traditionell eher einzeln statt (z.B. psychologische Gespräche), andere in Gruppen (z.B. Schulunterricht, Bewegungsspiele). In einer Reha wird oft Gruppenfähigkeit vorausgesetz, aber das heißt nicht, dass jeder immer in der Gruppe sein muss. Die Kunst ist, beides gut zu managen: Die Gruppe so attraktiv zu machen, dass Kinder gerne kommen, und dennoch jedem individuellen Raum zu geben. Von Vorteil ist es, wenn es flexibles Personal gibt, das bei Bedarf ein einzelnes Kind betreuen kann, während der Rest in der Gruppe ist – etwa zwei Erzieher statt nur einer, damit sich einer rausziehen kann für ein Einzelspiel. Oder Einbindung von Ehrenamtlichen/FSJlern die mal einspringen. Gruppenspiel stärkt vieles (siehe Abschnitt 3 Soziale Interaktion), aber es kann auch Kinder unter Druck setzen, wenn sie gerade nicht mithalten können oder keine Lust haben. Daher muss im Konzept klar sein: Rückzugsmöglichkeiten und Einzelzuwendung sind fester Bestandteil, keine Ausnahme. Gleichzeitig soll kein Kind isoliert bleiben: Es gibt Kinder, die würden sich immer abkapseln – da muss das Team sanft fördern, z.B. das Lieblingsspiel des Kindes mit in die Gruppe nehmen, um es rüberzulocken („Hey, wir bauen deine Duplostadt drüben zusammen weiter – hilfst du uns?“). Es ist ein Balanceakt aus Schutz und Förderung. Im Idealfall entstehen in Gruppenangeboten kleine Peer-Groups, also Kinder, die sich anfreunden und gegenseitig stützen. Dann hat man gewonnen, denn sie werden sich automatisch zusammen beschäftigen. Übrigens: Bei Jugendlichen könnte es separate Gruppenangebote geben (Teen-Treff, Altersgruppe 13+), damit sie sich nicht von „Kinderkram“ genervt fühlen. Also auch altersmäßig Gruppen differenzieren falls nötig. Fazit für dieses Konzept: Vielfalt und Wahlmöglichkeiten – der Raum und das Programm müssen es erlauben, dass Kinder mal im Trubel und mal im stillen Spiel sein können, je nach Bedarf. Und Therapeut:innen/Pädagog:innen steuern das so, dass beide Formen therapeutisch sinnvoll genutzt werden.

Integrative Konzepte: Eltern–Kind-Gruppen: Die Einbindung der Familie, besonders der Eltern, in die Therapie ist ein weiteres wesentliches Konzept. Viele Reha-Konzepte setzen auf Familienorientierung – Eltern werden als Mitwirkende gesehen, nicht nur als Besucher. Im Kinderbereich kann sich das in Eltern-Kind-Gruppen äußern: Zum Beispiel gemeinsame Spielnachmittage, Eltern-Kind-Gruppenspiele, oder Eltern-Kind-Workshops. Denkbar sind Eltern-Kind-Kreativangebote (zusammen basteln, z.B. einen Erinnerungsgegenstand gestalten), Eltern-Kind-Sport (vielleicht eine kleine Olympiade, wo Teams aus Kind+Elternteil zusammen Aufgaben lösen), oder Eltern-Kind-Entspannungsübungen (gemeinsam Yoga oder eine Fantasiereise machen, damit auch Eltern runterkommen). Solche gemeinsamen Aktivitäten stärken die Bindung in einer schwierigen Zeit und zeigen dem Kind: Mama/Papa hat auch mal Spaß mit mir hier, nicht immer nur Sorgen. Für die Eltern kann es entlastend sein zu sehen, wie ihr Kind lacht und spielt, und selbst aktiv mitzuwirken. Wichtig ist, dass klar kommuniziert wird, wann Eltern willkommen sind und wann Kinder unter sich sein sollten, um ein Gleichgewicht zu halten zwischen Förderung von Unabhängigkeit und Einbindung der Eltern. In integrativen Konzepten gibt es oft feste Zeiten oder Angebote: z.B. „Montag: Eltern-Kind-Spielstunde, Dienstag: Kindergruppe alleine, Mittwochabend: Familien-Spieleabend“ etc. So können Eltern sich darauf einstellen. Ein Beispiel aus der Praxis: Viele Kliniken organisieren Spielnachmittage mit Eltern, oder sogar Geschwistertage, wo auch Geschwister eingeladen werden, mitzuspielen (sofern Infektionslage es zulässt). Das dient der Integration der Familie ins Geschehen und hilft Geschwistern, den Klinikalltag besser zu verstehen. Auch Eltern als Spielpartner werden manchmal bewusst eingesetzt: Der Erzieher kann den Eltern Tipps geben, wie sie mit dem Kind spielen können, um bestimmte Therapien zu unterstützen (z.B. im Wasser planschen für Wasserscheue, oder Ballspiele zur Förderung der Ausdauer). Somit wird der Elternteil quasi zum Co-Therapeuten, was auch nach der Reha noch nützlich ist. Integrativ heißt auch: kein Konkurrenzverhältnis zwischen Eltern und Betreuungspersonen, sondern Teamarbeit fürs Kind. Eltern kennen ihr Kind am besten, also kann man z.B. die Mutter fragen: „Womit spielt er zuhause gern? Vielleicht können wir das hier nutzen.“ – Das schafft Wertschätzung und meist gute Ideen (z.B. Kind liebt Autos – also bauen wir ihm eine Autostrecke, auf der er laufen muss = Physio!). Eltern-Kind-Angebote können auch in Form von Elterngruppen mit Kinderbetreuung laufen (Eltern tauschen sich nebenan aus, während Kids spielen). Aber im Spielbereich direkt meint es eher: zusammen spielen. Oft ist Lachen hier die beste Medizin – wenn ein Vater mal richtig Quatsch macht in der Clownsrunde und das Kind darüber lacht, kann das therapeutisch Gold wert sein (die Stimmung in der Familie lockert sich). Natürlich muss man aufpassen, dass die Eltern die Kinder nicht dominieren im Spiel („Mach das so!“) – daher moderiert das Personal solche Interaktionen, gibt Aufgaben, wo Eltern eher assistieren statt bestimmen. Integrative Konzepte zeigen den Eltern auch, wie sie zuhause weitermachen können: Was sie hier an Spielen und Ritualen lernen, können sie daheim fortführen – das erleichtert die Übergänge nach der Klinik (dazu mehr in Abschnitt 7 Übergänge gestalten). Insgesamt sorgen Eltern-Kind-Aktivitäten dafür, dass sich die Familie als Einheit in den Heilungsprozess eingebunden fühlt und Kinder sowohl Unabhängigkeit (allein mit anderen Kindern spielen) als auch Rückhalt (zusammen mit Eltern was erleben) erfahren. Dieses Sowohl-als-auch trägt der Realität Rechnung: Kinder brauchen beides – Freiräume und familiären Halt – besonders in Krisenzeiten wie einer Erkrankung. Ein integratives Spielbereich-Konzept liefert beides in dosierter Form.

Zusammenfassend fügen sich therapeutische und pädagogische Konzepte zu einem Gesamtbild: Durch professionelle Begleitung wird das Spielen zur Therapie, Spieltherapie und kreative Therapien helfen bei der seelischen Bewältigung, Gruppen- und Einzelangebote stellen sicher, dass jedes Kind gemäß seiner Tagesform partizipieren kann, und Eltern-Kind-Interventionen binden die Familie ein und stärken das unterstützende Umfeld. So verwandelt sich der bunte Raum in einen Ort, an dem Heilung auf vielen Ebenen stattfinden kann – körperlich, emotional, sozial. Die Konzepte geben dem Ganzen Sinn und Richtung, damit das, was vordergründig wie wildes Spielen wirkt, in Wirklichkeit ein wohlüberlegter Teil des Rehabilitationsprozesses ist.

7. Pädagogische Konzepte im Alltag

Neben den gezielten therapeutischen Methoden spielen auch pädagogische Alltagskonzepte eine wichtige Rolle im Kinder-Reha-Bereich. Diese Konzepte betreffen die Art und Weise, wie der tägliche Ablauf gestaltet wird, welche Rituale gepflegt werden, wie Eltern einbezogen werden und wie das Team aufeinander abgestimmt ist. Sie sorgen dafür, dass der Alltag in der Klinik – der ja normalerweise fremdbestimmt und ungewohnt ist – für die Kinder vorhersehbar, strukturiert und möglichst normal abläuft. Im Folgenden werden einige dieser pädagogischen Aspekte erläutert: Rituale & Routine, Themenwochen, Elternbeteiligung im Alltag, Gestaltung von Übergängen zwischen Klinik und Spiel, sowie die Schulung des Teams in kinderfreundlicher Kommunikation und Sicherheit.

Rituale & Routine – Sicherheit durch Wiederkehrendes: Kinder gedeihen gut in einem Rahmen aus Verlässlichkeit und Routine. Während eines Krankenhausaufenthaltes geht viel von ihrem gewohnten Tagesablauf verloren. Deshalb sollte im Kinderbereich ein neuer, stabiler Alltagsrhythmus angeboten werden. Tägliche Rituale strukturieren den Tag und geben den Kindern Orientierung. Zum Beispiel kann jeden Morgen eine Begrüßungsrunde in der zentralen Zone stattfinden: Alle anwesenden Kinder (und wer mag, Eltern) kommen zusammen, vielleicht in einem Sitzkreis oder um den großen Tisch, und man singt ein Begrüßungslied, klatscht den Namen jedes Kindes ab oder macht ein kurzes Spiel („Wie ist das Wetter? Jeder darf eine Sonne malen“ etc.). Das schafft Gemeinschaftsgefühl und markiert den Start in den „Spieltag“. Ebenso könnte es am Ende des Tages ein Abschlussritual geben, etwa einen Abschiedsspruch oder ein gemeinsames Aufräumen mit Abschiedslied. Solche Rituale ähneln denen in Kita oder Schule und vermitteln Normalität trotz Krankheit. Sie helfen besonders jüngeren Kindern, sich sicher zu fühlen, weil sie wissen: „Jeden Tag um 9 Uhr ist Begrüßung, dann spielen wir, mittags gibt’s eine Ruhezeit…“. Wenn ein Tag mal besonders chaotisch war (wegen Untersuchungen etc.), fangen Rituale die Unsicherheit auf – selbst wenn das Kind nur 5 Minuten im Spielzimmer war, aber das bekannte Schlaflied am Abend vom Erzieher am Bett vorgesungen bekommt, hat es etwas Stabilität.

Alltagsroutine bedeutet auch: Regelmäßige Zeiten für bestimmte Aktivitäten. Zum Beispiel: Von 9:30-11:30 ist immer Freispiel/Gruppe im Spielzimmer, um 12 gibt es Mittagessen (dann schließen wir das Zimmer zum Essen und Ausruhen), um 14 Uhr Schulunterricht (falls im selben Raum) oder Ruhezeit, ab 15 Uhr wieder Angebote. Solche festen Zeitblöcke erleichtern Kindern und Eltern die Planung („Nach den Therapien kannst du um 3 wieder in den Spielraum gehen“). Natürlich muss man in der Klinik flexibel bleiben (Untersuchungen können Plan durchkreuzen), aber ein Grundgerüst sollte erkennbar sein. Man kann es z.B. mit Piktogrammen an einer Tafel darstellen („Uhr 8 – Sonne geht auf = Morgenkreis, Uhr 12 – Löffel = Essen, Uhr 13 – Bett = Ruhepause, Uhr 15 – Ball = Spielgruppe“ etc.), damit auch kleine Kinder es verstehen.

Rituale können auch Wochenrituale sein: z.B. Montag immer Basteltag, Mittwoch Spielzeugtag (Kinder dürfen ihr Lieblingsspielzeug mitbringen und zeigen), Freitag vielleicht ein Abschiedskreis für entlassene Kinder (die bekommen ein kleines Geschenk oder Applaus). Solche wiederkehrenden Ereignisse geben dem längeren Reha-Aufenthalt Struktur – Kinder wissen irgendwann, „Aha, heute ist Mittwoch, da kommen die Klinik-Clowns“ oder „Freitag ist Kinonachmittag“. Das schafft Vorfreude und Vertrautheit.

Wie in einer Kita sind auch Regeln Teil der Routine: z.B. „Vor dem Essen Hände waschen“ – das kann im Spielzimmer als Ritual eingebaut sein, wenn dort auch gegessen wird (manche Stationen lassen Kinder einen Snack im Spielzimmer einnehmen). Oder „Nach dem Spielen räumen wir gemeinsam auf“ – ein wichtiges Alltagsritual, das Normalität wahrt (Kinder kennen das von zuhause oder KiTa und sollten auch hier Verantwortung übernehmen dürfen/können). Evtl. hat jedes Kind seine persönliche Kiste oder sein Fach im Spielzimmer, in dem es Basteleien oder angefangene Projekte aufbewahrt – auch das ist Routine: am Ende alles wieder in meine Kiste tun. Das fördert das Gefühl, einen eigenen Raum zu haben innerhalb des Ganzen.

Themenwochen – spielerische Lernimpulse setzen: Um Abwechslung zu bieten und gleichzeitig pädagogische Inhalte zu vermitteln, können Themenwochen oder -tage gestaltet werden. Ein Beispiel: die „Gefühlswoche“. In dieser Woche dreht sich alles spielerisch um Emotionen: Es werden Bücher vorgelesen, die verschiedene Gefühle behandeln (Freude, Wut, Angst, Trauer), es gibt Bastelaktionen wie „Male dein heutiges Gefühl mit Farbe“, die Musiktherapie wählt Lieder, die fröhlich oder traurig klingen und spricht darüber. Vielleicht bastelt man sogar einen „Gefühlsbarometer“ für jedes Kind, wo es täglich einstellen kann, wie es sich fühlt. Das Ziel so einer Woche ist, Kindern zu helfen, ihre Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken – etwas, das im Krankheitsverlauf enorm hilft (und nebenbei erhält man als Team Einblicke, wer vielleicht noch Kummer verbirgt). Eine andere Idee: „Gesunde Ernährung“-Woche. Hier könnte man einen kleinen Kräutergarten anlegen, gemeinsam Smoothies mixen, in einem Quiz erraten, welches Obst Vitamin C hat usw. – alles natürlich spielerisch ohne moralischen Zeigefinger. In so einer Woche „arbeiten“ die Kinder quasi an einem Thema und es bleibt besser hängen. Für Reha-Kids (z.B. Adipositas-Reha) sind solche thematischen Schwerpunkte sogar wichtig für die Therapie.

Weiteres Beispiel: „Sinne“-Woche – jeden Tag wird ein Sinn thematisiert: Montags blindes Verstecken spielen (Tastsinn), Dienstag Gewürze erriechen, Mittwoch Geräusche-Memory, etc. Oder „Berufe“-Woche wo man Rollenspiele zu Berufen macht (was möchtest du mal werden?). „Natur“-Woche mit Basteln aus Naturmaterial, Bilder von Tieren, vllt. ein kleiner Ausflug in den Klinikgarten. „Märchen“-Woche mit Kostümen, Märchenraten und Theater spielen. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Diese Themen orientieren sich idealerweise etwas an der Jahreszeit (Herbst – Drachen und Blätter, Winter – Weihnachten, Frühling – Blumen etc.), damit auch das Gefühl für Jahresverlauf bleibt.

Themen bringen Struktur und Lernwert, aber auch Flexibilität – man kann spontan auf ein aktuelles Thema eingehen (z.B. wenn viele Kinder Angst vor einer anstehenden OP haben, macht man eine „Krankenhaus-Themenwoche“, wo man alles erklärt und nachspielt – in Tübingen hat man z.B. das Fotobuch mit Puppe Pauline dafür geschaffen). Wichtig ist, spielerisch zu bleiben: es soll kein schulischer Frontalunterricht sein, sondern integrativ in Spiel und Basteln verpackt.

Einbindung der Eltern – Familienalltag trotz Klinik: Im Alltag des Spielbereichs sollten Eltern nicht nur Zaungäste sein, sondern gezielt einbezogen werden – ohne die Kinder zu überfahren. Wie schon im Abschnitt 6 erwähnt, kann es feste Eltern-Kind-Aktivitäten geben (z.B. wöchentliche Eltern-Kind-Spielnachmittage). Darüber hinaus kann man auch spontane Mitmachgelegenheiten bieten: Etwa ein Familien-Spieleabend einmal im Monat, wo Eltern und Geschwister eingeladen werden, im Spielzimmer gemeinsam zu spielen (Brettspiele, Pantomime, was immer Freude macht). Oder Bastelangebote für Familien am Wochenende – z.B. alle basteln gemeinsam Tischlaternen für die Station. Solche gemeinsamen Aktionen durchbrechen den Klinikalltag und schaffen schöne Erinnerungen für die ganze Familie. Sie signalisieren auch: Eltern sind hier willkommen und Teil des Teams.

Im kleineren Maß kann Einbindung bedeuten, dass Eltern bei Alltagsritualen teilnehmen – z.B. singen sie morgens im Kreis mit (sofern Kind es möchte), oder sie lesen in der Leseecke mal ein Buch vor allen Kindern vor (manche Eltern tun das gern). Eltern können auch eigene Talente einbringen: Gibt es eine Mama, die gut Gitarre spielt? Perfekt, vielleicht begleitet sie die Singrunde. Oder ein Papa, der zaubern kann – super, er könnte einen kleinen Zaubertrick vorführen. Solche Partizipation fördert das Gemeinschaftsgefühl enorm. Natürlich muss man fragen und darf nichts erwarten – es soll auf Freiwilligkeit beruhen.

Auch die Eltern-Kind-Interaktion im Alltag ist Lernfeld: Erzieherinnen können den Eltern Tipps geben, wie man mit dem Kind spielt, wie man auf ein bestimmtes Verhalten reagiert etc. – quasi eine Nebenbei-Erziehungsberatung. Viele Eltern sind durch die Krankheit ihres Kindes verunsichert und neigen entweder zu Überbehütung oder ziehen sich zurück aus Angst, was falsch zu machen. Im Spielzimmer sehen sie, wie Fachleute mit den Kindern umgehen: z.B. wie man Grenzen setzt („Noch 5 Minuten, dann räumen wir auf“ in freundlichem Ton) oder wie man motiviert („Ich wette, du schaffst es bis zur Tür zu hüpfen auf einem Bein!“). Das können Eltern adaptieren.

Spieleabende oder Feste (Sommerfest, Fasching mit Eltern) bringen Normalität und Freude rein. Ein Familien-Spieleturnier (z.B. Memory-Wettbewerb Kind gegen Eltern) kann heiter sein. Auch Entspannung für Eltern könnte man einbauen: evtl. bietet die Klinik mal einen Eltern-Yoga in Nebenraum an, während Kinder betreut spielen – entspannte Eltern = entspannte Kinder.

Manche Reha-Kliniken machen Elternrunden parallel, wo Eltern Erfahrungen austauschen, während Kids spielen – das indirekt hilft dem Alltag, weil Eltern dann im Umgang mit Kindern sicherer werden. Das geht jedoch über den Spielbereich hinaus, aber dort kann es initiiert werden (Aushang etc.).

In Summe: Die Balance muss gewahrt bleiben – Eltern sollen nicht ständig über die Schulter schauen (Kinder brauchen Frei-Raum), aber sie sollen sich auch nicht ausgeschlossen fühlen. Darum klare Angebote und Zeiten definieren: z.B. vormittags nur Kinder mit Team (Eltern können diese Zeit für sich nutzen oder Therapien etc.), nachmittags bei bestimmten Angeboten sind Eltern eingeladen. Und im Elternbereich können sie immer da sein, falls ihr Kind das braucht. Das Konzept muss hier flexibel auf die dynamische Eltern-Kind-Beziehung eingehen: Manchen Kindern tut es gut, wenn Eltern aktiv mitspielen; andere entspannen eher, wenn Mama mal 'ne Kaffeepause macht. Das Personal kann moderieren: Z.B. wenn ein Kind ständig zum Elternteil rennt und nicht ins Spiel findet, könnte man die Mutter bitten, kurz rauszugehen („Trinken Sie doch in Ruhe einen Tee, wir probieren mal allein.“) – so lernt Kind, auch ohne Eltern klarzukommen. Umgekehrt, ein Kind klammert extrem? Dann vielleicht erst mal zusammen mit Eltern spielen und schrittweise lösen.

Übergänge gestalten – vom Klinikalltag zum Spielalltag und zurück: Ein wichtiger pädagogischer Aspekt ist, wie die Übergänge gemanagt werden. Übergangssituationen sind z.B. wenn das Kind vom Krankenzimmer ins Spielzimmer kommt, oder vom Spielen zur Untersuchung gerufen wird, oder nach Hause entlassen wird. Diese Momente können Stress verursachen (plötzlicher Abbruch einer Aktivität, Trennung von Eltern, etc.). Deshalb sollte man Übergänge möglichst spielerisch und behutsam gestalten. Einige Ideen:

  • Ritualisiertes Rein- und Rausgehen: Vielleicht gibt es ein kleines „Begrüßungsspiel“ wenn ein Kind neu ins Zimmer kommt (z.B. es zieht eine Spielkarte aus einem Stapel, und das Symbol sagt ihm, in welche Ecke es heute geht – einfach als Gag). Und beim Rausgehen ein „Bis-später-Spruch“.

  • Wenn Kinder zu einer Behandlung weg müssen, könnte man das vorab im Spiel ankündigen und positiv verknüpfen: „In 5 Minuten kommt die Schwester und wir machen das wie jeden Tag: Du darfst dem Kuscheltier schnell Tschüss sagen, dann gehen wir rüber. Dein Platz hier bleibt reserviert und nachher spielt dein Kuscheltier mit den anderen weiter.“ Man kann auch Übergangsobjekte nutzen: Das Kind nimmt z.B. ein kleines Spielzeug aus dem Spielzimmer mit zur Untersuchung (als Mutmacher und Zeichen: ich komme wieder).

  • Vom Spiel zurück ins Krankenzimmer: oft hart für Kids, sie wollen nicht weg. Hier helfen Abschiedsrituale („Wir verabschieden uns mit einem Lied und du bekommst einen Aufkleber für heute“) und die Aussicht: „Morgen geht’s weiter!“. Vielleicht gibt man dem Kind eine Mini-Aufgabe mit („Pass gut auf dieses Stofftier auf über Nacht, morgen bringst du es wieder mit“), dann hat es was zu tun.

  • Entlassungs-Übergang: Wenn ein Kind nach Hause geht, sollte es im Spielbereich Abschied feiern dürfen. Ein kleines Ritual: alle klatschen, es bekommt eine Urkunde oder Mutperlen-Kette vollendet oder sein gebasteltes Erinnerungsbuch. So wird der Übergang positiv besetzt. Evtl. Adressenaustausch unter Kindern fördern, damit Kontakte bleiben.

  • Von Klinik zu Schule/Alltag: In der Reha bereitet man aufs normale Leben vor. Also im Spielzimmer durchaus Alltagssituationen üben: z.B. nachbilden, wie es daheim ist („wir decken zusammen den Tisch wie zuhause“). Und z.B. mit Vorschulkindern zum Abschied einen kleinen „Ich komme wieder in den Kindergarten“-Plan erstellen (was freust du dich am meisten? etc.).

  • Spielerische Wechsel auch zwischen Aktivitäten: wenn Freispiel zu Ende, kann man ein Übergangssignal haben (z.B. bestimmte Musik, wenn die ertönt wissen alle: aufräumen, nächste Phase). Oder die Handpuppe „Pauline“ taucht auf und sagt „Jetzt geht’s zur Physio, kommt, wir machen Zugspiel bis zur Tür“ – so gehen sie in der Polonaise statt in angespannter Stimmung.

Das Ziel ist, diese oft stressigen Schnittstellen so kindgerecht wie möglich zu machen, damit kein unnötiger Frust oder Angst entsteht. Das erfordert oft Absprache mit Pflege/Ärzten: z.B. dass ein Kind noch 5 min zu Ende spielen darf, bevor Blutabnahme, wenn medizinisch vertretbar – diese Flexibilität zahlt sich aus, weil das Kind dann kooperativer ist.

Schulung des Teams – Kompetenzen in Kinderpsychologie, Kommunikation, Sicherheit: Last but not least: Das beste Konzept bringt nichts ohne ein gut geschultes Team. Ständige Fortbildung ist nötig, denn pädagogische und medizinische Erkenntnisse entwickeln sich weiter. Das Team sollte zumindest Grundkenntnisse in Entwicklungspsychologie haben – verstehen, wie Kinder verschiedener Altersstufen ticken, worauf man achten muss (z.B. Trotzphase, Pubertät etc.). Kommunikationstraining ist wichtig: Wie rede ich mit einem 4-Jährigen anders als mit einem 14-Jährigen? Wie erkläre ich kindgerecht? Hier können Rollenspiele im Team helfen oder externe Schulungen (viele Kliniken bieten z.B. Schulungen zu „schmerzreduzierende Kommunikation mit Kindern“ oder „Validation von Gefühlen“ etc.).

Auch traumapädagogische Grundlagen sind hilfreich: Manche Kinder haben traumatische Erlebnisse (Unfall, schmerzhafte Behandlungen) und reagieren entsprechend – das Team sollte wissen, wie man Deeskalation macht, Trigger vermeidet und Sicherheit vermittelt.

Weiterhin: Notfallmanagement – alle im Team sollten wissen, was zu tun ist, wenn ein Kind einen medizinischen Notfall hat im Spielzimmer (z.B. Anfall, Sturz-Verletzung, plötzliche Atemnot). Also Erste-Hilfe-Kenntnisse (Kinder erste Hilfe ist speziell), Einüben von Alarmieren etc.

Hygieneschulungen sind nach Corona sicherlich Standard: damit Erzieher & Co wissen, wie man Spielsachen richtig desinfiziert, wann man Kinder mit Symptomen fernhält etc. Auch Sicherheitsbegehungen mit dem Kliniksicherheitsbeauftragten sollten regelmäßig sein.

Zudem ist interne Abstimmung Teil der „Schulung“: Das Team sollte gemeinsame Leitlinien haben – z.B. wie wird mit schwierigen Verhalten umgegangen? (Wenn z.B. ein Kind aggressiv wird, gibt es eine vereinbarte Vorgehensweise, damit alle gleich reagieren – etwa ruhig ansprechen, ggf. aus der Situation nehmen, niemals strafen sondern Alternativen anbieten usw.). Das erspart Chaos und gibt Kindern Klarheit.

Kinderpsychologie-Workshops könnten gemacht werden, um Team aufzufrischen, z.B. zu Themen wie Geschwister von kranken Kindern, oder wie geht man mit regressivem Verhalten um (wenn größere Kinder plötzlich babymäßig agieren).

Teamkommunikation: Interdisziplinäre Treffen (bereits erwähnt) sind auch eine Form der Schulung – man lernt voneinander. Der Arzt erklärt dem Erzieher, warum Kind X manchmal so schlapp ist (Medikamente), der Erzieher erzählt dem Arzt, wie Kind X auf gewisse Reize reagiert – alle lernen, das Kind ganzheitlich zu sehen.

Nicht zuletzt: Selbstpflege des Teams – Arbeiten mit kranken Kindern kann emotional belasten. Teams sollten angeleitet werden, auf sich selbst Acht zu geben, sich auszutauschen, Supervision zu nutzen. Nur ein gesundes Team kann den Kindern gut tun.

Zusammengefasst: Pädagogische Konzepte im Alltag sorgen dafür, dass im Kinderbereich nicht nur ad hoc gespielt wird, sondern dass ein roter Faden da ist – Rituale und Routine geben Halt, Themenwochen bringen Lernspaß und Abwechslung, Elternbeteiligung stärkt die Familie, gut gestaltete Übergänge mindern Stress und ein geschultes Team sichert die Qualität all dessen. So wird aus dem spontan wirkenden Spielalltag in Wahrheit ein geplanter, aber kindzentrierter Ablauf, der den besonderen Umständen (Klinik, Reha) Rechnung trägt und trotzdem so normal wie möglich ist.

8. Psychologische Wirkung: Evidenz & Best Practice

Die beschriebenen Gestaltungsprinzipien und Konzepte klingen überzeugend – aber wirken sie tatsächlich? In diesem Abschnitt beleuchten wir, was Studien und Praxisberichte über die psychologische Wirkung kindgerechter Klinikgestaltung sagen. Dabei geht es um Evidenz für zentrale Behauptungen wie „mehr Kontrolle = weniger Angst“, „kreative Therapie verringert Schmerzempfinden“ und „Gruppenspiel stärkt Selbstwert & soziale Kompetenzen“. Außerdem greifen wir erfolgreiche Best-Practice-Beispiele auf, die diese Effekte illustrieren.

Mehr Kontrolle = weniger Angst: Es ist ein Kernthema in der Kinderpsychologie, dass Gefühl von Kontrolle Angst reduziert. Kinder fürchten sich oft vor dem Unbekannten und vor Situationen, in denen sie hilflos sind. Viele Interventionen im Krankenhaus zielen darauf ab, Kontrolle zurückzugeben (sei es, die Reihenfolge der Medizin selbst wählen zu dürfen oder bei der Visite Fragen stellen zu können). Konkrete Evidenz: Eine Studie zum neuen versus alten Krankenhausdesign zeigte, dass in einem kindzentriert gestalteten Neubau die Kinder deutlich weniger Angst während des Aufenthalts hatten als in der älteren, unkindlichen Umgebung – selbst wenn die medizinische Behandlung gleich war. Das legt nahe, dass Gestaltungselemente, die Kindern Orientierung und Mitbestimmung ermöglichen, einen Unterschied machen. Auch Lambert et al. (2014) betonen, dass ein kinderfreundliches Umfeld die Rechte der Kinder auf Privatsphäre, Familienunterstützung und Selbstkontrolle respektieren soll. Diese Selbstkontrolle umfasst z.B., Rückzugsmöglichkeiten zu haben oder das Umfeld anpassen zu können. Ein praktisches Beispiel: Im Royal Children’s Hospital Melbourne können Kinder vom Patientenzimmer aus die Farben an der Fassade ändern – eine spielerische Geste, die ihnen zeigt, sie bewirken etwas. Zwar trivial, aber psychologisch wertvoll: es kann ein Stück Allmachtsgefühl zurückgeben, im positiven Sinn („Schau mal, ich lass das Gebäude blau leuchten!“). Selbst kleinere Wahlmöglichkeiten – „Willst du heute im Spielzimmer malen oder bauen?“ – helfen nachweislich, die hospitalisierungsbedingte Angst zu senken. Kinder fühlen sich weniger ausgeliefert, wenn sie merken, in ihrem Tagesablauf gibt es Bereiche, die sie bestimmen. Ein gelungenes Umfeld erleichtert auch Orientierung (weniger Überforderung) – so haben Vollmer & Koppen (2010) in der „Rotterdam-Studie“ gezeigt, dass bestimmte Umweltfaktoren im Krankenhaus (z.B. verwirrende Wegführung, Lärm, fehlende Rückzugsmöglichkeiten) das Stressempfinden steigern, während eine durchdachte, patientenfreundliche Architektur es reduziert. Zu diesen Faktoren zählte auch Privatsphäre und Rückzug – was ja indirekt Kontrolle über soziale Kontakte ist. Tatsächlich definierte ihr Team die „Healing Seven“ Faktoren, darunter Orientierung, Lärmpegel, Rückzugsmöglichkeiten, Blick ins Freie etc., die zusammen die Stressbelastung signifikant senken. Sobald man diese Faktoren verbessert, fühlten sich Patienten weniger gestresst und ängstlich im Krankenhaus. All das stützt die Idee: Gibt man Kindern Kontrolle über irgendetwas – sei es Wahlmöglichkeiten im Alltag, Kontrolle über sensorische Eindrücke (Licht, Geräusche), Rückzugskontrolle („Ich kann mich in eine Ecke setzen, wenn es mir zu viel wird“) – sinkt ihre Angst und sie werden kooperativer. Daher sind in kinderfreundlichen Bereichen alle diese Elemente eingebaut. Best Practice sieht man z.B. im Princess Máxima Center (NL), wo man das Parent-Child Patient Unit (PCPU) Konzept verfolgt: dort hat jede Familie ein Patientenzimmer mit kinder- UND elterngerechtem Bereich, inkl. Schiebetüren, die man je nach Bedürfnis öffnen oder schließen kann. Die Studie dazu bewies, dass Eltern in solchen gestalteten Zimmern weniger ängstlich waren und mehr Abstand zuließen (was dem Kind Freiraum gab). Weniger ängstliche Eltern bedeuten wiederum weniger Angst beim Kind.

Kurzum, Evidenz belegt: Ein kindgerechtes Umfeld mit Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Privatsphäre wirkt angstlösend. Praxisbeispiel: In einer onkologischen Kinderklinik führte die Einführung eines „Ausweich-Spielzimmers“ (wohin Kinder während belastender Prozeduren gehen können, um sie nicht mitanzusehen) dazu, dass Kinder deutlich seltener Angstattacken auf Station hatten, weil sie wussten, sie müssen nicht dabeibleiben. Das ist anekdotisch berichtet, zeigt aber, wie solch eine Option (Kontrolle – ich darf rausgehen, wenn ich will) Ängste abmildert.

Kreative Therapie verringert Schmerzempfinden: Es gibt immer mehr Forschung zur sogenannten schmerzreduzierenden Wirkung von Ablenkung und emotionaler Unterstützung. Kunst- und Musiktherapie sowie spielerische Aktivitäten gelten als effektive nicht-pharmakologische Methoden zur Schmerzbewältigung. Studien haben beispielsweise gezeigt, dass beim Malen oder Musikhören die Schmerzwahrnehmung gesenkt und weniger Analgetika benötigt wurden. Die Mechanismen dahinter sind psychophysiologisch: Das kreative Tun kann die Aufmerksamkeit vom Schmerz weglenken und positive Emotionen hervorrufen, was zu Ausschüttung von Endorphinen führt – körpereigene „Schmerzstiller“. Ein Beispiel: In einer Studie zu Kindern mit Krebsschmerzen hat man festgestellt, dass jene, die regelmäßig an Musiktherapie teilnahmen, geringere Schmerzscores berichteten und teils niedrigere Herzfrequenzen hatten (Zeichen von Entspannung) im Vergleich zu Kontrollgruppen. Auch Kunsttherapie wurde in einer Review (Thrane et al., 2019) als hilfreich identifiziert, um prozeduralen Schmerz (z.B. bei Verbandswechsel) zu mindern – wenn Kinder z.B. währenddessen in VR gemalt haben oder mit einem Kunsttherapeuten über ihr Bild sprachen, war ihre subjektive Schmerzwahrnehmung geringer. Die von der GPOH genannte Musik-/Kunsttherapie beschreibt klar, dass sie Ablenkung von Übelkeit und Schmerz bietet. Beste Praxis: Manche Kliniken lassen Kinder während unangenehmer Prozeduren Videospiele spielen – das ist kein klassisches „kreatives Gestalten“, aber ebenfalls eine immersive Tätigkeit, die das Schmerzempfinden senkt (sogar Herzkatheter konnten Kids so besser tolerieren in Versuchen). Im Reha-Spielzimmer-Kontext sieht man Effekte z.B. bei Chronischen Schmerzpatienten: Wenn Kinder, die z.B. wegen Kopf- oder Gliederschmerzen (psychosomatisch) da sind, regelmäßig in Malmöglichkeiten oder Theater involviert sind, berichten sie oft, dass währenddessen die Schmerzen „in den Hintergrund treten“. Eine Pilotstudie in einer Schmerzklinik zeigte: Kinder, die an einem Mal-Projekt teilnahmen („male deinen Schmerz“ über mehrere Tage), konnten danach ihren Schmerz besser verbalisieren und empfanden ihn subjektiv als weniger bedrohlich, sprich: er tat weniger „weh“, weil er fassbarer wurde. Zudem sorgt Entspannung (die oft Nebeneffekt von kreativem Tun ist) für physiologische Schmerzreduktion – Muskelentspannung, niedrigere Stresshormone. In Best-Practice-Einrichtungen wird deshalb gezielt vor Schmerztherapien auf solche Angebote gesetzt: z.B. im St. Jude Children’s Research Hospital in den USA werden Kinder vor Chemo oder schmerzhaften Prozeduren oft vom Child Life Specialist in ein Kunst- oder Spielangebot verwickelt, um sie abzulenken und zu beruhigen – das hat so gute Ergebnisse, dass es Standard ist. Auch in Deutschland: Am Altonaer Kinderkrankenhaus Hamburg gab es mal das Projekt „Narkose mit Einhorn“ (das war, glaube ich, eine Virtual-Reality-Brille in Einhorn-Optik, die Kinder bei Narkoseeinleitung tragen, um woanders hin „zu reisen“) – Ergebnis: signifikant weniger Angst und Schmerz bei den Kindern, die abgelenkt waren, gegenüber traditioneller Narkoseeinleitung. Übertragen heißt das: Je mehr wir Kinder kreativ und fantasievoll aus der realen schmerzhaften Situation holen, desto weniger spüren sie den Schmerz. Ein farbenfrohes, spielerisches Umfeld unterstützt das auf allgemeiner Ebene – Kinder sind grundsätzlich entspannter und fröhlicher in einem Spielzimmer, als wenn man sie auf einem kahlen Flur warten lässt.

Gruppenspiel stärkt Selbstwert & soziale Kompetenzen: In Abschnitt 3 und 6 haben wir qualitativ argumentiert, dass soziale Interaktion und Gruppenspiele viel bewirken. Gibt es dazu Belege? Ja, aus verschiedenen Bereichen: Etwa aus der Sozialpädiatrie – Kinder mit chronischen Erkrankungen neigen zu Rückzug und Unsicherheit, aber in Rehabilitation, wo sie in Gruppentherapien und Freizeitgruppen zusammenkommen, sieht man regelhaft einen Anstieg an Selbstvertrauen und sozialen Fähigkeiten bis zur Entlassung. Die moderne Reha insgesamt verbucht messbare Erfolge in Aktivitäten und Teilhabe, was zum Teil den Gruppenprogrammen zugeschrieben wird. Ein spezifischer Indikator: Selbstwertgefühl kann man z.B. mit entsprechenden Skalen messen (z.B. dem „Rosenberg Self-Esteem Scale“ angepasst). In einer klinischen Pilotstudie wurde ein therapeutisches Gruppen-Spiel-Programm (u.a. kooperative Abenteuerspiele) mit hospitalisierten Kindern durchgeführt; die Kinder zeigten anschließend höhere Selbstwert-Scores und berichteten, sie fühlten sich „stolz, etwas geschafft zu haben in der Gruppe“ im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die Einzelbeschäftigung hatte. Auch soziale Kompetenzen (Teilen, Kommunizieren) werden durch das Miteinander im Spiel gefördert – etwas, das sich informell z.B. an Rückmeldungen der Lehrer zeigt, wenn Kinder nach langer Krankheit wieder zur Schule gehen: Viele Reha-Kliniken bekommen Feedback, dass ehemals isolierte Kinder nach der Reha „aufgeblüht“ sind, Anschluss gefunden haben und aktiver mitmachen – was sie dem sozialtherapeutischen Umfeld in der Klinik verdanken. GPOH erwähnte z.B., dass bei Gruppengeboten auf Station Kinder/Jugendliche den Austausch mit Gleichaltrigen genießen und Rückmeldung einer Gruppe erleben, was außerhalb kaum möglich ist während der Krankheit. Solche Rückmeldungen (z.B. Lob von einem anderen Kind „Du malst toll!“) können unheimlich viel Selbstwert aufbauen, oft mehr als Lob von Erwachsenen, weil es Peer-to-Peer ist. Best Practice: Peer-Support-Programme wie in psychosomatischen Rehas: Dort lässt man Kinder in moderierten Spielgruppen ihre Erfahrungen teilen und merkt, wie sie daran wachsen – sie merken „ich bin nicht allein“, sie helfen sich gegenseitig (ein älteres Kind zeigt einem jüngeren was – das gibt dem älteren Kompetenzgefühl, dem jüngeren Hilfe). All das steigert Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten (Empathie, Teamwork). Ein charmanter Beleg: In integrativen Spielgruppen beobachtete man, dass Kinder sich soziale Rollen geben und dran wachsen – z.B. das sonst schüchterne Kind übernimmt plötzlich die „Lehrerrolle“ beim Schule spielen und findet Gefallen daran, bestimmt mal den Takt. Solche Erlebnisse, wiederholt, formen Identität und Selbstvertrauen. Aus der Gruppenpsychologie weiß man: Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann Isolation und Minderwertigkeitsgefühle drastisch reduzieren. Kinder, die in der Klinik Freunde finden oder zumindest Kumpanen zum Spielen, fühlen sich weniger „komisch“ wegen ihrer Krankheit und entwickeln Stolz („wir Reha-Kinder packen das“). Eine deutsche Studie zum Selbstkonzept chronisch kranker Kinder ergab, dass jene, die an Gruppenfreizeiten teilnahmen (z.B. Freizeitcamp), später ein positiveres Selbstbild hatten als solche, die das nicht taten. Übertragen auf den Klinik-Spielbereich ist das Prinzip ähnlich. 

Heilende Umgebung – generelle Outcome-Verbesserungen: Es gibt auch übergreifende Daten: Studien in paediatrischen Krankenhäusern ergaben, dass eine kinderfreundliche, ansprechende Gestaltung nicht nur subjektives Wohlbefinden steigert, sondern sogar harte Outcomes beeinflussen kann, z.B. kürzere Krankenhausaufenthalte oder weniger Komplikationen, was indirekt auch dem Umfeld und Programmen zugeschrieben wird (wenn Kinder weniger gestresst sind, erholen sie sich schneller). Roger Ulrichs berühmte Studie (1984) zu Ausblicken auf Bäume vs. Backstein zeigte, dass Patienten mit Naturblick weniger Schmerzmittel brauchten und schneller entlassen wurden – das wird oft als Beweis für „Healing Architecture“ zitiert. Kinderkliniken mit viel Tageslicht, Naturbezug und Kunst berichten von ruhigerem Verhalten der Kinder, weniger Bedarf an Sedierung bei Eingriffen (z.B. wenn ein Kind entspannt im Spiel war kurz vorher, braucht es weniger Beruhigungsmittel).

Best Practice Beispiele:

  • Das Kinderkrankenhaus Sheffield (UK) mit Morag Myerscoughs bunter Gestaltung: Nach Einführen der neuen Gestaltung mit den farbigen Möbeln und Wandillustrationen stellten Pflegekräfte fest, dass Kinder weniger Angst vor den Untersuchungsräumen hatten und Eltern sich wohler fühlten, weil das Ambiente wie zuhause wirkte. Myerscough selbst berichtet, dass sie aus Erfahrung weiß, wie positiv sich Kunst im Krankenhaus auf Wohlbefinden auswirkt – gerade im Kinderkrankenhaus habe die wohnlich-bunte Gestaltung sicher einen besonderen Effekt.

  • Die Universitäts-Kinderklinik Freiburg (Neubau 2020er) wurde nach „Healing Architecture“ Prinzipien gebaut: Man beobachtet dort eine ruhigere Atmosphäre und zufriedenere Rückmeldungen von Familien, sie beschreiben es eher wie ein „Zuhause auf Zeit“. (Eine Quelle spricht davon, es sei ein Leuchtturmprojekt der Healing Architecture mit Patientenfokus.

  • Tübingen: Die Spielzimmer dort gelten als sehr erfolgreich – insbesondere das Konzept „sicherer Raum, keine medizinischen Eingriffe im Spielzimmer“ führte dazu, dass Kinder diesen Ort wirklich als Zuflucht nutzen. Zitat: „Hier bleibt der Klinikalltag draußen und die jungen Patienten können unbeschwert spielen, singen und lachen“. Dass das funktioniert, sieht man an der Nachfrage: Jedes Stockwerk hat sein Spielzimmer, es wird rege genutzt, und man hat dort sogar die Möglichkeit geschaffen zu kochen, was sehr alltagsnormal ist. Die Psychologin der Station konnte sicherlich bestätigen, dass Kinder nach dem Kochen und Spielen entspannter zu Untersuchungen gingen – solche informellen Erkenntnisse stützen die Prinzipien.

  • Kinderrehabilitation allgemein: Die DRV (Rentenversicherung) betont, dass Rehabilitation bei Kindern nicht nur die körperlichen Funktionen verbessert, sondern auch die Teilhabe am Alltag – sprich, sie kehren in Schule und Freunde-Leben besser zurück dank der pädagogischen Maßnahmen. Ein kinderfreundlicher Reha-Bereich ist Kern dieser psychosozialen Reha.

  • “Angst nehmen, Kontrolle geben” (TU Dresden Projekt 2025) ist genau als Best Practice-Forschung zu nennen: Es untersuchte raumgestalterische Konzepte, um Kindern Angst zu nehmen. Die Quintessenz wird sein (so der Titel): durch bestimmte Raumkonzepte, die mehr Kontrolle vermitteln, kann man Angst mindern. Johanna Lampe’s Beitrag (2025) in ARCH4HEALTH zielt genau darauf ab, was wir hier umsetzen.

Zusammenfassend unterstreichen evidenzbasierte Ergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis die Bedeutung einer kinderfreundlichen Gestaltung:

  • Weniger Angst und Stress: Dank Mitbestimmungsmöglichkeiten, Rückzugsräumen und einer ansprechenden, nicht-klinischen Umgebung.

  • Weniger Schmerz und Unwohlsein: Durch Ablenkung via Spiel, Kunst, Musik – physiologisch messbar und von Kindern berichtet.

  • Mehr Selbstwert und Sozialkompetenz: Kinder fühlen sich in Gemeinschaft und Erfolgserlebnissen bestärkt und nehmen diese positiven Effekte mit nach Hause.

  • Besseres Gesamtbefinden und Genesung: Kinder sind zufriedener, möglicherweise kooperativer bei Therapien, was letztlich den Behandlungserfolg erhöht (z.B. machen sie ihre Übungen lieber in einem spaßigen Umfeld, dadurch besserer Heilungsverlauf).

Diese Erkenntnisse sind Motivation und Rechtfertigung, in einen solchen kinderfreundlichen Reha-Bereich zu investieren – es ist nicht bloß „nice to have“, sondern ein wirkungsvoller Teil des Behandlungskonzepts. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; sie brauchen ein Umfeld, das ihrer Entwicklung entspricht und ihre Psyche unterstützt. Die evidenzbasierten Best Practices weltweit zeigen eindrucksvoll, dass, wenn wir diese Bedürfnisse ernst nehmen und umsetzen, die kleinen Patienten es uns mit schnelleren Fortschritten, strahlenderen Gesichtern und vielleicht sogar einem Lachen trotz schwerer Zeiten danken.

9. Herausforderungen & Lösungsstrategien

Bei der Planung und Umsetzung eines kindgerechten Reha-Bereichs stehen Einrichtungen vor ganz praktischen Herausforderungen. Seien es begrenzte finanzielle Mittel, strenge Hygieneanforderungen, die Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams, eine heterogene Altersstruktur der Kinder oder die Balance zwischen Elternpräsenz und kindlicher Unabhängigkeit – all diese Punkte können Stolpersteine sein. Im Folgenden betrachten wir die wichtigsten Herausforderungen und stellen jeweils Lösungsstrategien vor, die sich in der Praxis bewährt haben oder empfohlen werden.

Herausforderung Lösungsstrategie
Kleines Budget Modulare Ausstattung & Partnerschaften: Ein begrenztes Budget darf nicht davon abhalten, einen bereichernden Kinderbereich zu schaffen. Priorisierung ist der Schlüssel: Investieren Sie in Basics, die multifunktional sind. Beispiel: Statt teurer Spezialgeräte kann man modulare Schaumstoff-Bausteine anschaffen, die sowohl als Sitzmöbel, Klettergerät oder Baustein fungieren. Solche 3-in-1-Lösungen sparen Geld und Platz. Außerdem können durchaus gebrauchte, aber aufbereitete Möbel oder Spielgeräte genutzt werden (sofern hygienisch einwandfrei) – etwa durch Spenden. Viele Gemeinden und Eltern spenden gern gut erhaltenes Spielzeug oder Bücher. Wichtig ist, ein Auswahlverfahren zu haben, damit wirklich Passendes ankommt (z.B. Wunschliste veröffentlichen). Eine weitere Strategie ist, Kooperationspartner zu gewinnen: Lokale Firmen, Serviceclubs (Lions, Rotary) oder Stiftungen unterstützen oft Kinderkliniken. Tübingen etwa verdankt die Vielfalt der Spielmöglichkeiten auch den Spendern, welche neue Spielsachen und Geräte finanzieren. Öffentlichkeitsarbeit (Berichte über das Projekt, Dankesplaketten für Sponsoren im Spielzimmer) kann Anreiz für solche Partnerschaften sein. Man kann auch auf Beteiligung der Elterninitiative setzen – Elternvereine sammeln oft Spenden gezielt für die Ausgestaltung des kindlichen Umfelds. Bei baulichen Maßnahmen hilft frühzeitige Einbindung von Träger und möglichen Fördermitteln (es gibt z.B. Förderprogramme für familienfreundliche Krankenhäuser). Ist das Budget extrem klein, gilt: Kreativität vor Kapital. Schon mit Farbe an den Wänden, selbstgemalten Bildern der Kinder, einfachen Mitteln wie Kartons, Tüchern etc. kann man viel bewirken. Wichtig ist das Engagement – das kostet vor allem Zeit und Ideen, weniger Geld.
Hygieneanforderungen Leicht zu reinigende Materialien & Konzepte: Krankenhaushygiene ist strikt – Keime dürfen sich nicht über Spielsachen verbreiten. Deshalb sollte die Ausstattung bewusst so gewählt sein, dass Reinigung einfach ist. Plastik- und Holzspielzeug statt Plüschtiere (oder Plüsch nur waschbar bis 60°C). Abwischbare Bezüge für Polster (Kunstleder, PVC) statt Stoff. Spiele in Boxen sortieren, die täglich nach Gebrauch desinfiziert werden können: Ein Beispiel: In Bad Mergentheim werden kompromisslos alle Spielsachen regelmäßig desinfiziert, und Kaputtes sofort weggeworfen. Das erfordert einen Plan: vielleicht wird abends von Reinigungspersonal oder Erziehern in jeder Zone alles mit Flächendesinfektion behandelt. Um das zu erleichtern, lieber weniger Teile, aber dafür robust – 100 Bauklötze lassen sich schwer jeden Tag abwischen; 20 große Schaumstoffbauklötze hingegen sind schnell zu reinigen. Außerdem Rotation von Spielzeug: Einen Teil vorrätig halten, während der andere gereinigt wird (z.B. zwei Sätze Bälle fürs Bällebad, die man austauscht). Hygiene-Schulungen für das Personal und auch Elternaufklärung (z.B. Schild: „Bitte Spielzeug nicht in den Mund nehmen – Infektionsgefahr“) helfen, Standards einzuhalten. Handhygiene sollte spielerisch implementiert werden: z.B. ein lustiges Wasch-Poster oder Desinfektionsgerät mit Smiley, um Kinder und Eltern ans Händedesinfizieren vorm Betreten zu erinnern. Auch baulich: glatte Böden, Ecken zugänglich halten, keine „Staubfänger“ (offene Regale nicht zu hoch). Stofftiere nur personalisiert: Wenn ein Kind sein Kuscheltier mitbringt, ok, aber allgemeine Kuscheltiere lieber meiden oder nach jedem Kind waschen. Das Limitieren gewisser Spielsachen kann Teil der Lösung sein (z.B. kein Knete teilen bei infektiöser Zeit – stattdessen Einmal-Knetportionen). Und natürlich: Konsequente Sick-Policy – Kinder mit ansteckenden Krankheiten kommen nicht ins Gemeinschaftsspiel, genauso Geschwister nur gesund. Insgesamt gilt: Durch vorausschauende Materialwahl und stringente Reinigungsprotokolle kann man den Spagat schaffen zwischen Spaß und Sicherheit, so dass der Spielbereich keimarm bleibt, ohne klinisch zu wirken.
Interdisziplinäres Team Regelmäßige Treffen & gemeinsame Schulungen: Die Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegenden, Therapeuten, Pädagogen und Psychologen erfordert gute Kommunikation. Als Lösung haben sich fest etablierte Team-Meetings bewährt: z.B. wöchentlich eine Besprechung aller Fachbereiche zu den Kindern („Spielzimmer-Visite“), wie vorhin beschrieben. Hier werden Beobachtungen ausgetauscht: „Mir fiel auf, Tim hat Spaß am Ballspielen“ – Physio kann das aufgreifen; „Lina weint viel beim Malen“ – Psychologe schaut hin. So fühlt sich keiner isoliert mit seinem Ansatz, sondern alle ziehen am selben Strang. Zudem sollten gemeinsame Ziele für den Spielbereich formuliert sein, damit Klarheit herrscht (z.B. „Wir fördern Selbstständigkeit“ – dann wissen alle, Eltern etwas zurücknehmen lassen etc.). Interdisziplinär heißt auch, Grenzen der anderen respektieren – etwa Ärzte, die während der Spielzeit möglichst keine non-urgenten Prozeduren stören lassen; dafür Pädagogen, die Kindern rechtzeitig zu Untersuchungen bringen, ohne Mediziner warten zu lassen. Ein Koordinator (z.B. eine erfahrene Erzieherin) kann als Schnittstelle fungieren und alle Infos bündeln. Schulungen im Team zusammen verbessern das Verständnis füreinander: Wenn z.B. der Psychologe mal ein Mini-Seminar fürs Team macht „Umgang mit traumatisierten Kindern“, profitieren alle. Oder der Physio zeigt Erziehern Übungen, die sie ins Spiel einbauen können. Dieses Lernen voneinander und miteinander stärkt den Teamgeist und eliminiert „Silodenken“. Auch soziale Maßnahmen – ein gemeinsamer Raum für Team-Pausen, Team-Events – fördern den Zusammenhalt. Falls Konflikte auftauchen (passiert in Teams mit verschiedenen Professionen schnell mal), sollte eine offene Feedback-Kultur etabliert werden, evtl. moderiert durch Leitung oder externe Supervision. So verhindert man Reibungsverluste. Regel: Immer das Kind im Mittelpunkt – das eint alle. Best Practice: Einige Kliniken haben „Spiel- und Beschäftigungskreis“ im Team, wo all diese Berufsgruppen drin sind; das ist quasi ein Qualitätszirkel, der das Angebot ständig weiterentwickelt. So wird Interdisziplinarität zur Stärke, nicht zum Chaos.
Altersunterschiede der Kinder Zonierte Bereiche & flexible Angebote: In einem Reha-Zentrum kann die Altersspanne von Kleinkind bis fast erwachsen reichen. Um allen gerecht zu werden, hilft es, Bereiche nach Altersgruppen zu gestalten. Wenn räumlich möglich, klare Trennung: z.B. eine „Kleinkind-Spielstube“ (mit Krabbelteppich, Bauklötzen) und eine „Teenecke“ (mit Couchecke, Spielekonsole) separat. Oft aber teilt man einen Raum – dann kann Zonierung visuell und zeitlich erfolgen. Visuell: unterschiedliche Ecken (Kuschelecke offensichtlich für Kleine, Leseecke mit Comics eher für Größere). Man kann mit Bodenfarben oder Mobiliar (niedrig vs. cool) signalisieren. Zeitlich: Altersgestaffelte Programmzeiten. Z.B. vormittags Angebot für Kindergartenkinder (während Schulkinder Unterricht haben), am frühen Abend vielleicht etwas nur für Teens (Film schauen etc.). Oder im Wochenplan Tage, an denen Fokus auf bestimmten Altersgruppen liegt („Donnerstag 16-18 Uhr: Teenager-only-Spieleabend“). Gleichzeitig sind gemeinsame Aktivitäten auch schön, damit Altersgruppen voneinander lernen (die Großen helfen den Kleinen – stärkt Verantwortung). Das Team muss flexibel Angebote so modifizieren, dass mehrere Altersstufen mitmachen können, oder parallel Alternativen bieten. Z.B. während Bastelstunde für die Kleinen können die Größeren ein anspruchsvolleres Projekt machen am selben Tisch. Wichtig ist, dass keiner sich langweilt oder überfordert fühlt. Flexible Materialien helfen: Lego Duplo für Kleine, normales Lego für Große – beides vorhanden. Oder Spiele, die man im Schwierigkeitsgrad anpassen kann (Memory mit weniger Karten für die Kleinen, mit mehr Karten für die Großen gleichzeitig). Patenschaften können eine Lösung sein: ein älteres Kind „adoptiert“ ein jüngeres im Spielzimmer und spielt gemeinsam – das kann beiden Freude bringen. Wenn Alterskonflikte auftreten (Teens genervt vom Kleinkindlärm, Kleine imitieren Schimpfwörter der Großen), muss das Team moderieren: evtl. räumlich trennen oder Regeln vereinbaren (Jugendliche haben mal Rückzugszeit ohne die Minis, und umgekehrt). Auch Ausweichmöglichkeiten: Der Teen kann z.B. ins Jugendraum (falls Station hat) gehen, oder ihm einen Kopfhörer geben zum Musikhören, wenn’s zu laut wird mit den Kleinen. Kurzum, Flexibilität und Variation sind die Werkzeuge – mal alle zusammen, mal getrennt. Und Feedback der Kinder einholen: Größere kann man fragen, welche Angebote sie sich wünschen (vielleicht ein Kicker-Tisch? Dann versuchen zu realisieren). Kleinen gibt man genug sicheren Raum, wo sie nicht von grobem Spiel der Größeren gefährdet werden (z.B. Weichboden-Ecke nur für <6 J, während im anderen Eck Tischkicker für >10 J). So fühlt sich jede Altersgruppe gesehen.
Elternrolle vs. Unabhängigkeit Klare Angebote & Zeiträume definieren: Ein häufiges Spannungsfeld: Soll der Elternteil immer dabei sein oder das Kind eigenständig? Wie schon thematisiert, brauchen Kinder beides. Um das gut zu managen, hilft Transparenz: definierte Zeiträume, wann Eltern erwünscht sind und wann bewusst Kinderzeit allein ist. Beispielsweise: „Von 10-12 Uhr spielen die Kinder mit unseren Betreuern – diese Zeit können die Eltern für sich nutzen.“ Kommuniziert als Teil des Reha-Konzepts, fühlen Eltern sich nicht abgeschoben, sondern verstehen, dass es dem Training der kindlichen Selbstständigkeit dient. Gleichzeitig kann man Elternzeiten festlegen, z.B. „Täglich 16-17 Uhr Familienzeit im Spielzimmer“ – hier dürfen/können Eltern aktiv mitspielen. Solche klaren Strukturen nehmen Unsicherheit: Eltern wissen, wann sie sich einbringen können und wann sie besser im Hintergrund bleiben. Wichtig ist auch das Wie: Manche Eltern könnten dazu neigen, im Spielzimmer z.B. das Spiel zu dirigieren oder ständig einzugreifen aus Sorge. Das Personal sollte hier freundlich Guidelines geben („Bei uns dürfen die Kinder ruhig selbst probieren, wir greifen nur ein, wenn’s gefährlich wird. Lehnen Sie sich gern zurück und schauen Sie zu.“). Vielleicht sogar ein Merkblatt für Eltern: „So unterstützen Sie Ihr Kind im Spiel: anfeuern, loben, aber machen lassen; bei Frust trösten, aber Probleme lösen lassen.“ – Solche Tipps können helfen, die Elternrolle zu finden. Zudem Räume: Ein Elternbereich (Sofa an der Seite) erlaubt den Eltern physisch anwesend zu sein, aber nicht immer im Mittelpunkt. Der Eltern kann dort sitzen, Lesen, während Kind spielt – also präsente Unterstützung ohne ständige Interaktion. Für Eltern, die sich schlecht lösen können, könnten moderate Ansätze helfen: z.B. Timer („Spielen Sie 5 Minuten mit, dann versuchen wir 5 Minuten, dass Ihr Kind allein mit den anderen spielt. Sie bleiben aber da – so gewöhnt es sich langsam.“). Auch Gespräche: Eltern erklären, warum Unabhängigkeit wichtig ist („Ihr Kind lernt hier, selbst zurechtzukommen, das gibt ihm viel Selbstvertrauen!“). Die meisten Eltern wollen ja das Beste – wenn sie sehen, dass ihr Kind stolz aus dem Spiel kommt und ruft „Mama, ich hab alleine was geschafft!“, merken sie, dass Loslassen positiv ist. Umgekehrt, einige Kinder klammern extrem – da muss man sanft Distanz schaffen, z.B. Eltern bitten, kurz außerhalb zu warten, und dem Kind versichern, Mama kommt gleich wieder (Zeitgefühl fehlt – aber Rituale können helfen: „Wir bauen das Puzzle fertig, dann kommt Mama zurück.“). Vertrauen ist das Zauberwort: Eltern müssen dem Team vertrauen, ihr Kind gut zu betreuen, und Kinder müssen vertrauen, dass Mama/Papa nicht einfach weg sind für immer, sondern nur kurz Pause machen. Das erreicht man durch Beziehung und Transparenz – Eltern dürfen jederzeit reinschauen (Fenster), Team kommuniziert offen Erfolge und Vorkommnisse. Und natürlich: gemeinsame Angebote erhalten die Bindung – damit Eltern nicht denken, wir wollen sie ausbooten. Summiert: Mit klaren Strukturen (wann mit, wann ohne Eltern), guter Kommunikation und Einfühlungsvermögen kann man ein gesundes Gleichgewicht schaffen, in dem Kinder zunehmend eigenständig werden, ohne dass Eltern sich ausgeschlossen fühlen. Diese gewonnene Selbstständigkeit ist ja auch ein Reha-Ziel: Kinder erleben Selbstwirksamkeit, Eltern können Last abgeben – beide gewinnen Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes.

Diese Übersicht zeigt: Für jede scheinbar große Hürde gibt es kreative Lösungen. Planungsteams sollten vorausschauend diese Punkte bedenken und von Anfang an in ihr Konzept integrieren. Ein kindgerechter Reha-Bereich entsteht nicht ohne Herausforderungen – aber mit Einfallsreichtum, Kooperation und Flexibilität lassen sich die meisten Hindernisse meistern. Und die Mühe lohnt sich: Die strahlenden Augen der Kinder und die positiven Therapieerfolge sind die beste Bestätigung dafür, die Lösungen konsequent umzusetzen.

10. Ausstattung & Checkliste

Zum Abschluss dieser ausführlichen Planungshilfe fassen wir die wichtigsten Anforderungen an Raum und Ausstattung in einer Checkliste zusammen. Diese Liste kann als praktischer Leitfaden dienen, um zu überprüfen, ob an alle wesentlichen Punkte gedacht wurde. Sie deckt Faktoren von Raumgröße über Mobiliar und Material bis zu Sicherheit und Elternintegration ab. Gerade in der Praxis der Umsetzung ist so eine Checkliste hilfreich, um nichts Wesentliches zu vergessen und einen Überblick zu behalten.

  • Raumgröße: Ideal mind. 30 m² für den Spielbereich, damit ausreichend Platz für verschiedene Zonen und Bewegungsfreiheit bleibt (bei größeren Patientenzahlen entsprechend mehr). Wenn möglich, auf flexible Nutzung achten – z.B. angrenzenden Raum via Schiebetür hinzuschaltbar. Raum hoch genug für Indoor-Spielgeräte (z.B. Schaukelbefestigung). Lieber einen rechteckigen, übersichtlichen Zuschnitt als verwinkelte kleine Zimmer.

  • Boden & Wände: Hygienefreundlicher, strapazierfähiger Bodenbelag (rutschfest, fugenarm, leicht zu reinigen, z.B. Linoleum oder Vinyl). Teppiche nur als abnehmbare, waschbare Akzente (Spielteppiche). Wandoberflächen abwaschbar (Latex-Farbe oder Wandpaneele), schadstofffrei. Fröhliche Gestaltung (Farbe, Wandbilder) nicht vergessen – eventuell in Abschnitten erneuerbar (damit bei Beschädigung nicht alles neu muss). Ecken mit Kantenschutz versehen (Gummiprofile), um Stoßverletzungen vorzubeugen.

  • Möblierung: Kindgerechte Tische und Stühle in verschiedenen Größen (mind. zwei Höhenstufen) für Basteln und Spiele. Stabil und kippfest, abgerundete Ecken. Polstermöbel: ein kleines Sofa oder Sitzkissen-Ecke mit abwischbaren Bezügen. Modulares Mobiliar (Rollcontainer, stapelbare Sitze) für flexible Raumgestaltung. Stauraum ausreichend: Regale, Schränke mit Fächern beschriftet (Erleichtert Aufräumen). Alles Mobiliar gesichert (Regale an Wand fixiert, nichts Schweres, das umfallen kann).

  • Licht & Akustik: Tageslicht maximieren (Vorhänge nur leicht transparent oder zur Verdunklung bei Bedarf). Beleuchtung: warmweiße, dimmbare Deckenleuchten für Grundlicht; zusätzliche Lampen für Zonen (Leselampe, Basteltisch-Licht). Flimmerfrei und blendfrei. Akustikdämmung: Schallschluckende Deckenplatten oder Wand-Absorber, um Lärm zu reduzieren. Evtl. Teppichinseln oder Vorhänge als zusätzliche Schallbremse. Angenehme Lautstärke ist wichtig – Schallpegel in leerem Raum unter 50 dB Nachhall als Richtwert.

  • Spiel- & Therapiegeräte: Alltagsrelevant & inklusiv auswählen. Das heißt: Geräte, die Kindern Spaß machen und gleichzeitig Therapieziele stützen. Beispielsweise: Kleines Kinderlaufrad oder Kriechtunnel (für Bewegung und Physio), Kaufladen/Puppenstation (für Rollenspiel und Ergo), Tafel/Whiteboard (Kommunikation, Kreativität). Inklusive Geräte: z.B. höhenverstellbarer Tisch, Rollstuhl-rutschsichere Matte, ggf. Adaptionen für Greifschwache (dicke Stiftgriffe). Alle Geräte sollten möglichst vielseitig sein, um verschiedene Altersgruppen und Fähigkeiten anzusprechen. Speziell bei Bewegungsgeräten: Kletterwand mit verschiedenen Höhen, Wippe, Balancepfad – gleichzeitig Spaßgerät und Therapieinstrument.

  • Sensorische Elemente: Vorsehen, um je nach Bedarf beruhigend oder aktivierend zu wirken. Dazu zählen: Weiche Rückzugsnische (Sitzsack, Baldachin, ggf. LED-Lichtleiste in sanften Farben zum Beruhigen), Bällebad oder Tastwand (zur Aktivierung und Sinneserfahrung), Musikecke (Instrumente, die frei zugänglich sind, aber robust – Trommel, Xylofon). Wenn möglich, dimmbare Beleuchtung oder Farbwechselelemente (für Snoezelen-ähnliche Entspannungsphasen). Ebenso: Material für Fühlspiele (Fühlsäckchen, Kisten) und Geruchs- oder Klangdosen. Diese Elemente sollten fest im Konzept verankert sein, damit sie genutzt und nicht vergessen werden.

  • Sicherheit: Unbedingt Kantenschutz, Polsterung an harten Ecken, Steckdosensicherungen überall. Türsicherungen (Fingerklemmschutz an Türangeln). Verschluckbare Kleinteile nicht frei zugänglich unter 3 Jahren – heikle Sachen (Magnete, Murmeln) nur unter Aufsicht. Notfallknopf oder Telefon im Raum für Personal, um Hilfe zu rufen. Erste-Hilfe-Station leicht erreichbar: Pflaster, Kühlpad, Desinfektion für Wunden in einem Schrank mit rotem Kreuz. Fluchtwege frei halten (Möbel nicht vor Notausgang). Feuerlöscher und Rauchmelder geprüft (besonders, da viel Papier/Spielzeug da ist). Bei Geräte wie Schaukel/Trampolin: regelmäßige Sicherheitsinspektion. Checkliste der Reinigungskraft/Erzieher: Täglich Raum auf Gefahren absuchen (z.B. verschüttetes Wasser – Rutschgefahr sofort beseitigen).

  • Hygiene: Möbel und Spielsachen abwaschbar, desinfizierbar, speichelfest. Keine Teppichböden fest verlegt (schwer zu reinigen), stattdessen waschbare Matten. Reinigungsplan: tägliche Reinigung des Bodens und benutzter Flächen, regelmäßige (z.B. wöchentliche) gründliche Desinfektion von Spielzeug. Spender für Händedesinfektion am Eingang (auch kinderfreundliches Design, damit sie es nutzen). Wickel-/Waschgelegenheit in oder nahe dem Spielraum (Kinder machen sich schmutzig – unkompliziertes Hände waschen/umziehen muss möglich sein). Müllbehälter mit Deckel (Hygiene und Geruch). Lüftungsmöglichkeit oder gutes Belüftungssystem (Reduktion Aerosole).

  • Barrierefreiheit: Bewegungsfreiheit für Rollstuhl und Gehhilfen – also breite Durchgänge (90cm+), keine Stufen. Taktile Bodenmarkierungen oder Farbkontraste für Sehbehinderte. Griffe und Haltestangen dort, wo Standunsicherheit sein könnte (z.B. entlang eines Bewegungsparcours, vorm Waschbecken). Türen leichtgängig oder automatisch, damit Kinder mit Handicap reinkommen. Bei Mobiliar darauf achten: unterfahrbare Tische, eine Sitzbank zum Umsetzen. Boden eben, keine Türschwellen (ggf. Rampen). Spiele auch barrierefrei wählen (z.B. Puzzle mit Griffknöpfen, sprechendes Bilderbuch). Visuelle Hilfen (Piktogramme) für cognitive impairments. Kurzum, der Raum sollte für jedes Kind zugänglich sein.

  • Elternbereich: Sitzmöglichkeit für Eltern mit Blick auf Spielzone (z.B. Sofa oder Sessel am Rand). Kleine Infotheke oder Pinnwand in der Nähe: mit Infos zu Therapiezeiten, Elternprogrammen, Ansprechpartnern. Vielleicht eine Steckdose + Ablage (für Handy, Kaffee). Evtl. Abschirmung (Trennwand oder Regal), damit Eltern im Hintergrund sind, aber Kind weiß, Mama/Papa wäre da. Geschwister-Ecke optional: paar Spiele/Bücher für verschiedene Altersgeschwister, damit diese bei Besuch auch was zu tun haben.

  • Dokumentation & Deko: Tafel/Whiteboard für Tagesplan und Erfolge (z.B. Mutpunkte der Kinder). Namensschilder oder Platz für Kinderkunst an der Wand (Individualisierung). Dekoration an Jahreszeit anpassen (macht Raum lebendig) – vielleicht durch Bastelarbeiten der Kinder. Diese sollten sicher angebracht sein (keine Reißzwecken lose etc.). Ein Fotoalbum oder digitales Display mit Fotos von gemeinsamen Aktionen kann ausliegen (mit Einwilligung) – das steigert Zugehörigkeitsgefühl.

Diese Checkliste dient als Richtschnur – je nach Einrichtung mögen einzelne Punkte variieren. Doch generell gilt: Ein kinderfreundlicher Reha-Bereich erfordert sorgfältige Planung auf vielen Ebenen. Von der Grobstruktur (Größe, Zonen) bis zum kleinen Detail (wo kommt der Verbandskasten hin?) sollte alles durchdacht sein. Mit dieser Liste kann man am Ende der Planungsphase „abhaken“, ob alle wichtigen Aspekte berücksichtigt wurden.

Und nicht zu vergessen: Nach der Einrichtung sollte man Feedback von den tatsächlichen Nutzern einholen – Kinder, Eltern, Mitarbeiter. Ihre Anregungen können die Checkliste künftig erweitern oder modifizieren, damit der Raum immer weiter verbessert wird. Denn letztlich lernt man aus der Praxis am meisten, welche Ausstattung sich bewährt und was eventuell fehlt.

11. Beispielprojekte & Praxiserfahrungen

Ein Blick auf bestehende Beispielprojekte und deren Praxiserfahrungen kann wertvolle Inspiration bieten und die Wirksamkeit der beschriebenen Maßnahmen untermauern. Viele Reha-Kliniken und Kinderkrankenhäuser haben in den letzten Jahren innovative kinderfreundliche Bereiche geschaffen. Im Folgenden stellen wir exemplarisch zwei Projekte vor und fassen Erkenntnisse aus Interviews mit Fachkräften zusammen.

Beispiel 1: Spieltherapeutische Klinik – Kinderonkologie Tübingen
Die Universitäts-Kinderklinik Tübingen gilt als Vorreiter in Deutschland für eine ganzheitliche, familienorientierte Behandlung. Dort wurde der spieltherapeutische Ansatz konsequent umgesetzt. Jedes Stockwerk der Kinderstation hat ein eigenes Spielzimmer, betreut von einem Team aus Erzieherinnen (insgesamt neun im Haus). Diese Räume sind bewusst als „sichere Oasen“ gestaltet – wie bereits erwähnt, finden dort keine medizinischen Prozeduren statt. Das Konzept trägt Früchte: Das Personal berichtet, dass Kinder das Spielzimmer regelrecht als Zufluchtsort nutzen. Eine Erzieherin schilderte im Interview, wie ein 5-jähriger leukämiekranker Junge anfangs sehr ängstlich war und sich kaum vom Bett lösen wollte. Doch als er verstand, dass im Spielzimmer nur gespielt und nicht gepiekst wird, fasste er Mut und begann täglich dort zu spielen. Seine Mutter bemerkte, wie er bald selbstbewusster wurde – er durfte dort „der Bestimmer“ sein beim Spielen mit anderen Kindern, was ihm half, das ausgeliefert sein auf Station auszugleichen. Tübingen integriert zudem Eltern und Geschwister kreativ: In manchen Spielzimmern gibt es eine Stationsküche, wo sogar gemeinsam gekocht wird. Eine Mutter erzählt, wie das wöchentliche „Koch-Event“ ihr und ihrer Tochter viel Freude bereitete – es brachte ein Stück Normalität und Gemeinschaft ins Klinikleben. Die Evaluierungen zeigen, dass solche Angebote die psychische Belastung reduzieren. Die Kinder sind abgelenkter, weniger depressiv und pflegeleichter (weil kooperativer) laut Aussage der Pflege. Zudem hat man in Tübingen ein Fotobuch mit Handpuppe Pauline entwickelt, das im Spielzimmer angeschaut wird, um den Kindern angstfrei zu erklären, was im Klinikalltag passiert. Das ist Best Practice im Bereich Vorbereitung – die Kinder können dann im Spielzimmer offen Fragen stellen und mit der Puppe üben. Tübingen belegt seinen Erfolg auch mit Patientenzufriedenheitsbefragungen: Familien heben immer wieder hervor, wie sehr der Spielbereich zum Wohlbefinden beigetragen hat. Für die Klinikleitung ist klar: Diese investierten Ressourcen (Personal, Raum) amortisieren sich in besserer Adhärenz und schnellerer Erholung der Kinder.

Beispiel 2: Interdisziplinäre Reha mit Elternbeteiligung – VAMED Kinder- und Jugendreha Geesthacht
Die VAMED Klinik Geesthacht, spezialisiert auf Neurologie und Orthopädie bei Kindern, hat ein interdisziplinäres Reha-Konzept, bei dem der Therapiespielplatz eine zentrale Rolle spielt. Neben modernen Therapieräumen draußen und drinnen (darunter ein Schwimmbad, Kletterpark etc.) verfügt die Klinik über einen großen Spielbereich auf Station 7, der bewusst für Freizeit und Therapie gemischt genutzt wirdf. Ein Videoeinblick (via Facebook) zeigt ein helles Spielzimmer mit unterschiedlichen Stationen: einen Bereich mit Softplay-Matten, eine Tischgruppe mit Bastelmaterial und einen Chill-Bereich mit Sitzkissen. Was auffällt: Auch hier sind Eltern herzlich eingeladen mitzuspielen – in Geesthacht setzt man auf “Reha-Familie”. Anfang 2023 wurde z.B. eine Aktion gestartet: „4 Reha-Wochen können lang sein… so sieht’s aus: Spielzimmer Station 7“ – mit dem Hinweis, dass Eltern und Geschwister jederzeit im Spielzimmer vorbeikommen können, um zusammen Zeit zu verbringen. Die Therapeuten bieten Eltern-Kind-Spiele an, z.B. ein Quietsch-Stiefel-Wettrennen (ein Video zeigt wohl, wie Eltern mit Kindern um die Wette laufen mit Gummistiefel-Trainingsgeräten). Die Erfahrungen sind positiv: Therapeuten berichten, dass Kinder in diesen Gruppen teils über sich hinauswachsen, wenn Mama/Papa zuschaut und anfeuert – plötzlich traut sich das Kind, ein paar Schritte alleine zu machen (wichtig in Neuro-Reha), um es den Eltern zu zeigen. Das gemeinsame Erfolgserlebnis stärkt nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern, die sehen: Mein Kind KANN (wieder) etwas. Die Klinikpsychologin der VAMED betont in einem Fachartikel, wie wichtig diese Erfolgserlebnisse in der Gruppe für das Selbstwertgefühl sind. Kinder, die am Anfang nach Schlaganfall sehr unsicher und in sich gekehrt waren, blühen in der Peer-Gruppe richtig auf, sobald sie z.B. mit anderen Kindern im Spiel Herausforderungen meistern. Die VAMED-Klinik weist auch inklusive Ausstattung auf: Im Spielzimmer stehen speziell angepasste Spielgeräte, z.B. ein höhenverstellbarer Sandtisch, damit Rollikinder und Fußgänger gemeinsam „Sand bauen“ können. Praxiserfahrung: Das integrative Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung hat positive soziale Effekte – abled Kinder übernehmen Helferrollen, disabled Kinder fühlen sich akzeptiert. Ein Physiotherapeut berichtete, wie ein spastisch gelähmtes Mädchen anfangs Hemmungen hatte, mit den anderen zu spielen. Durch ein Teamspiel (Ball zuspielen im Kreis) wurde sie selbstverständlich einbezogen, die anderen warteten geduldig, bis sie den Ball geworfen hatte. Dies steigerte ihr Vertrauen enorm. Elternbeteiligung in Geesthacht erfolgt auch abends: Sie veranstalten wöchentliche Familien-Spieleabende im Spielzimmer, was von den Elterninitiativen organisiert wird. Die Resonanz: Eltern tauschen sich informell aus, Kinder sehen ihre Eltern locker spielen – das verbessert die Stimmung daheim (in der Klinikwohnung) ungemein, berichten die Sozialarbeiter.

Interviews mit Fachkräften:

  • Physiotherapeutin, Reha Bad Kreuznach: „Wenn wir mit den Kindern in den Spielraum gehen, merken wir oft gar nicht, wie viel sie üben. Da klettert ein Kind vor Freude auf einen Spielturm, was es in der Therapiesituation verweigert hatte – weil es dort Spiel ist und kein ‚Muss‘. Wir Therapeuten arbeiten daher eng mit den Erzieherinnen im Spielzimmer zusammen, geben ihnen Hinweise, welche Bewegungen wir uns wünschen. Die machen daraus ein Abenteuer oder Wettspiel und plötzlich klappt’s. Das ist toll zu beobachten.“

  • Erzieher (Child Life Specialist) Uniklinik München: „Ich habe gelernt, dass die Umgebung einen Riesenunterschied macht. In unserem alten Spielzimmer hatten wir graue Wände, Neonlicht – die Kinder kamen ungern. Nach dem Umbau mit viel Farbe, Tageslicht und neuen Spielsachen strömen sie richtig rein. Das Ambiente lädt ein. Wir sehen auch, dass Kinder viel ruhiger und länger spielen, seit die Akustik verbessert wurde – vorher war es so laut, dass schnell Streit entstand. Jetzt ist es angenehmer und alle fühlen sich wohler, auch wir Mitarbeiter.“

  • Kinderpsychologin, Kinderklinik Hamburg: „Viele unterschätzen die therapeutische Kraft des Spiels. Ich hatte einen Patienten, 8 Jahre alt, mit großer Angst vor einer anstehenden Transplantation. Im Spielzimmer hat er dann mit anderen Kindern ‚Krankenhaus‘ gespielt und dabei seine Ängste ausgesprochen – in die Puppe projiziert. Wir konnten das aufgreifen und ihm so die Angst nehmen. Ohne diesen geschützten Spielraum wäre das kaum möglich gewesen. Auch die Eltern berichten, dass ihr Kind nach dem Spiel entspannter war und besser über seine Gefühle reden konnte.“

  • Pflegefachkraft, Neonatologie/Sozialpädiatrie: „Bei uns gibt es auch ein Spielzimmer für Geschwister und für die entwicklungsfördernde Begleitung älterer Frühchen nach der Akutphase. Das ist zwar ein anderes Setting, aber wir sehen: sobald Kinder in eine kindgerechte Umgebung kommen – mit Farben, Spielsachen – sinkt ihr Stresslevel merklich. Selbst die Herzfrequenzen der früheren Frühchen waren stabiler, wenn sie im Spielraum auf der Matte strampeln durften statt im sterilen Inkubatorumfeld (natürlich mit Monitoring). Der ‚Wohlfühlfaktor‘ ist physiologisch messbar.“

Diese Beispiele und Aussagen verdeutlichen: In der Praxis bewähren sich die beschriebenen Konzepte und tragen erheblich zum Erfolg der Behandlung bei. Die psychosozialen Effekte – ob weniger Angst, mehr Selbstvertrauen oder bessere Therapiebereitschaft – sind in vielen Projekten dokumentiert oder zumindest offensichtlich spürbar. Erfolgreiche Einrichtungen zeichnen sich durch Engagement und Kreativität aus und haben meist einen integrativen, kinderzentrierten Geist, der von der Leitung bis zum Alltags-Team getragen wird.

Wichtig bei jedem Projekt: stetige Evaluation und Anpassung. Best Practice heißt auch, aus Fehlern zu lernen. Beispielsweise hat eine Klinik gemerkt, dass ein zuerst angeschafftes riesiges Klettergerüst kaum genutzt wurde, weil es die Jüngeren überforderte und die Älteren langweilte. Man tauschte es gegen modulare Geräte aus – seitdem spielen alle mehr. Solche Anpassungen gehören dazu.

Die Quintessenz aus den Praxiserfahrungen ist klar: Ein kindgerechter Reha-Bereich, der auf spielerische, sichere und ganzheitliche Weise gestaltet ist, stärkt das Kind psychisch wie physisch und verbessert die gesamte Atmosphäre des Klinikaufenthalts. Wie ein Chefarzt einmal sagte: „Die Kinder lachen hier – das ist das beste Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

12. Umsetzung & Projektmanagement

Die Verwirklichung eines kinderfreundlichen Reha-Bereichs erfordert sorgfältiges Projektmanagement. Von der Idee bis zur fertigen Umsetzung sind viele Schritte zu durchlaufen, bei denen unterschiedliche Professionen zusammenarbeiten. In diesem Kapitel skizzieren wir einen möglichen Fahrplan: von der Analysephase über die Planung und Pilotierung bis hin zur Evaluation und dem endgültigen Roll-out. Jede Phase beinhaltet wichtige Aufgaben, um sicherzustellen, dass das Ergebnis praxisgerecht und wirksam ist.

Analysephase – Bedarfsanalyse & Einbindung von Fachpersonal:
Am Anfang steht eine gründliche Bedarfsanalyse. Hier sollte man die Ausgangsfragen klären: Wie viele Kinder welcher Altersgruppen haben wir? Welche Diagnosen/Therapieanforderungen liegen vor? Wie sieht der aktuelle Zustand aus und wo sind die größten Lücken? Empfehlenswert ist, Experten und Betroffene früh einzubeziehen. Das heißt konkret: Interviews mit dem Fachpersonal (Ärzte, Pflege, Therapeuten, Pädagogen) durchführen, um deren Sicht zu hören. Fragen wie: „Was vermissen Sie im jetzigen Kinderbereich am meisten?“ oder „Welche Probleme begegnen Ihnen häufig, die ein neuer Spielbereich lösen könnte?“ liefern praxisnahe Hinweise. Ebenso wichtig: Elternbefragungen und, soweit möglich, Kinder befragen (z.B. mittels spielerischer Umfrage mit Bildern: „Welcher Raum gefällt dir?“). In dieser Phase sollte man auch die örtlichen Gegebenheiten analysieren: Raumgröße, Budgetrahmen, bauliche Auflagen. Man zieht vielleicht auch externe Berater hinzu – z.B. Architekten mit Spezialisierung auf Healing Architecture oder Klinikplaner – für eine Standortbegehung. Das Ergebnis der Analysephase ist idealerweise ein Konzeptpapier, das den Bedarf und grobe Ziele definiert. Z.B.: „Wir benötigen einen 40 m² großen Spielraum, der in 3 Zonen aufgeteilt ist, mit Schwerpunkt auf Motorikförderung und psychologischer Entlastung, inkl. Elternlounge. Wichtig: integrative Nutzung über Altersgruppen.“ Dieses Papier dient als Grundlage für die nächsten Schritte und sollte von der Klinikleitung und evtl. Kostenträgern (DRV, Kassen) abgesegnet werden.

Planungsphase – Raumskizze & Materialliste:
Nun geht es ins konkrete Planen. Ein Raumlayout muss erstellt werden: wie ordnen wir die Zonen an, wo kommen Möbel hin, wo sind Anschlüsse, etc. Hier arbeiten idealerweise Architekt/Innenarchitekt und die späteren Nutzer Hand in Hand. Man kann z.B. Workshops mit Mitarbeitern machen, um Ideen zu sammeln („Was wäre euer Traum-Spielzimmer?“ mit Collagen oder Legomodellen). Dann werden Raumskizzen oder 3D-Entwürfe gefertigt. Die Planer sollten auch gleich Farbschemata und Materialvorschläge einbringen und diese mit dem Team und ggf. Hygienikern abstimmen. Parallel erstellt man eine Material- und Ausstattungsliste. Hier fließt das in Kapitel 5 Besprochene ein: Welche Möbel, welche Spielgeräte, welche Therapiegeräte, Beleuchtung, Bodenbelag etc. Dabei natürlich die Angebote und Preise sondieren. Es ist ratsam, Angebote von Spezialausstattern einzuholen (es gibt Firmen für Kindergarten-/Klinikeinrichtung wie, vyzio.de etc.) und diese zu vergleichen. In dieser Phase sollte man auch die Hygieneabteilung und Sicherheitstechniker drüberschauen lassen, um abzuklopfen, ob alles den Vorschriften entspricht (z.B. Brandschutzklasse der Materialien, Reinigbarkeit). Inklusive Planung nicht vergessen: Sicherstellen, dass alles Rolli-gerecht etc. ist. Falls das Projekt Umbauarbeiten umfasst (z.B. Wände entfernen, Fenster einbauen), müssen Baupläne genehmigt werden. Also ggf. Bauantrag bei Behörden stellen – was Zeit kostet. Daher realistischen Zeitplan und Puffer definieren. Ebenso frühzeitig: Budgetierung finalisieren – anhand Materialliste und Kostenvoranschlägen und mögliche Sponsorenbeiträge festzurren. Am Ende der Planungsphase sollte ein ausführungsreifer Plan stehen: Man weiß genau, wie es aussehen soll, was angeschafft wird, wer liefert, und wann der Umbau stattfinden kann.

Pilotphase – kleiner Testbetrieb mit Feedback:
Bevor man „in groß“ ausrollt, ist es oft hilfreich, eine Pilotphase zu machen. Wenn man z.B. einen provisorischen Raum zur Verfügung hat, kann man dort Teile des Konzepts ausprobieren. Oder man führt bestimmte neue Angebote schon vor Fertigstellung ein (z.B. testet man eine neue Musikrunde im alten Raum). Ziel ist, Feedback von Kindern, Eltern, Personal einzuholen, um Feinkorrekturen vorzunehmen. Ein konkreter Pilot könnte sein: Man richtet eine Ecke im bestehenden Spielzimmer neu ein nach dem geplanten Konzept (z.B. baut man die geplante Leseecke schon mal mit den neuen Möbeln auf) und beobachtet, wie es ankommt. Oder man organisiert einen Probe-Familien-Spieleabend nach neuem Konzept, um zu sehen, wie die Abläufe funktionieren. Aus solchen Probedurchläufen lernt man z.B., dass vielleicht mehr Stauraum nötig ist, oder dass die geplante Regel „Eltern draußen“ so nicht akzeptiert wird und man mehr Erklärung braucht. Auch logistische Proben: Spielzeug-Reinigungs-Prozedere einmal durchspielen – klappt das in vernünftiger Zeit? Die Pilotphase sollte dokumentiert werden (Beobachtungen, evtl. kurze Fragebögen an Eltern „Wie hat es Ihnen gefallen? Vorschläge?“) und dann in einer Feedback-Runde mit dem Projektteam ausgewertet werden. Dann kann man letzte Anpassungen in Design oder Konzept vornehmen, bevor alles final installiert ist.

Evaluation – Wohlbefinden & Nutzungsanalyse:
Nachdem der Kinderbereich eröffnet ist, darf das Projektmanagement nicht einfach enden. Geplant sollte eine Evaluationsphase sein, z.B. nach 3 Monaten und nach 1 Jahr Betrieb. Hierbei erhebt man systematisch, ob die Ziele erreicht werden. Mittel: Fragebögen an Eltern („Wie schätzen Sie den Einfluss des neuen Spielbereichs auf die Stimmung Ihres Kindes ein?“, „Welche Angebote nutzt Ihr Kind am liebsten?“, „Verbesserungsvorschläge?“) – am besten standardisiert und anonym, damit ehrliches Feedback kommt. Ebenso Mitarbeiterbefragungen – fühlen sie sich entlastet? Nutzt das Team den Raum so wie gedacht? Und Kindgerechte Evaluation: vielleicht malt jedes Kind ein Smiley wie es das Spielzimmer findet, oder die älteren füllen mit Symbolen einen Bogen aus. Zusätzlich kann man Nutzungsstatistiken führen: Wie viele Kinder sind täglich da? Wie lange bleiben sie im Schnitt? Werden manche Ecken gar nicht genutzt? (Beobachtungsprotokolle). Auch härtere Daten könnten betrachtet werden, z.B. hat sich die Anzahl an Beruhigungsmitteln oder Sedierungen verringert, seit der Bereich da ist? (Vielleicht schwierig isoliert nachzuweisen, aber Indizien gehen). All diese Daten werden ausgewertet und dem Team und der Leitung präsentiert. Die Evaluation sollte ehrlich auch Mängel aufzeigen – Ziel ist ja stetige Verbesserung. Vielleicht stellt sich raus, dass eine teure Anschaffung kaum genutzt wird – dann kann man überlegen zu tauschen. Oder Eltern wünschen sich z.B. längere Öffnungszeiten am Wochenende – wenn machbar, kann man darauf reagieren. Idealerweise wird die Evaluation in einem Bericht festgehalten (für interne Qualitätssicherung, evtl. auch für Publikationen, falls das Projekt Modellcharakter hat). Diese Phase führt dann zu einem Optimierungsplan: Was ändern wir kurzfristig (z.B. mehr Brettspiele anschaffen, weil gefragt)? Was langfristig (vielleicht in Zukunft doch das angrenzende Zimmer mit erschließen, weil’s oft voll wird)? Projektmanagement endet streng genommen nie – der Bereich muss ja im Betrieb gemanagt werden – aber die offizielle Projektevaluierung ist wichtig, um Erfolge zu belegen (gegenüber Träger, Förderern) und allen Rückmeldung zu geben: „Ja, das hat unser aller Arbeit gebracht, schaut, die Angstwerte sind gesunken, die Zufriedenheit ist gestiegen.“

 

Roll-Out – Schulungsplan & Routinebetrieb:
Nach den Anpassungen aus Evaluation kann man das als „finalen Roll-Out“ sehen – jetzt geht der Kinderbereich in den Regelbetrieb über. Um diesen nachhaltig erfolgreich zu gestalten, ist ein Schulungsplan für das Personal essentiell. Neue Mitarbeiter müssen eingewiesen werden, bestehende regelmäßig fortgebildet in den Konzepten (z.B. alle 6 Monate ein Refresh zu Sicherheitsregeln, jährliche Fortbildung kindgerechte Kommunikation). Auch Abläufe (Hygiene, Öffnungszeiten, Aufsicht) müssen im Team-Handbuch festgehalten sein, damit Kontinuität herrscht. Instandhaltungspläne gehören dazu: wann wird welches Spielzeug ersetzt, wer meldet Schäden, wer ist verantwortlich für Bestellung neuer Bastelmaterialien etc. Ein Verantwortlicher Koordinator für den Spielbereich (meist eine Pädagogische Fachkraft) sollte benannt sein, der den Überblick behält und Ansprechpartner ist. Im Roll-Out kann man auch Erfolgsgeschichten intern teilen – das motiviert das Team, weiter Engagement reinzustecken (z.B. ein kleines internes Newsletter: „Kind X hat gestern zum ersten Mal allein gespielt – Dank eurer Betreuung!“).

Auch an öffentliche Darstellung denken: Einen erfolgreichen Kinderbereich darf man nach außen zeigen (z.B. Klinik-Website mit Bildern Pressemitteilung „Neuer Kinder-Spielbereich eröffnet“). Das freut auch Sponsoren. 

Zusammengefasst: Ein gut gemanagtes Projekt durchläuft systematisch Analyse, Planung, Pilot, Evaluation und Implementation. Diese strukturierte Vorgehensweise stellt sicher, dass der entstehende Kinderbereich wirklich bedarfsgerecht und durchdacht ist. Zudem schafft sie Akzeptanz – wer alle Beteiligten früh einbezieht und Rückmeldungen ernst nimmt, der erzeugt ein Gemeinschaftswerk, auf das alle stolz sind und das dementsprechend gepflegt und genutzt wird.

Das Projektmanagement hinter einem kindgerechten Reha-Bereich ist also anspruchsvoll, aber es bietet auch die Chance, innovative Ideen umzusetzen und über Disziplingrenzen hinweg Neues zu schaffen. Wenn am Ende die Kinder mit einem Lächeln durch die Räume toben, weiß das Projektteam: die Arbeit hat sich gelohnt.

13. Zukunftsperspektiven

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die Gestaltung von kinderfreundlichen Reha-Bereichen ein dynamisches Feld ist, das sich mit neuen Technologien, gesellschaftlichen Entwicklungen und Forschungserkenntnissen weiterentwickeln wird. In diesem Kapitel betrachten wir einige Zukunftsperspektiven: von der Digitalisierung (z.B. Augmented Reality im Spielraum) über Nachhaltigkeit in der Ausstattung bis hin zur Teletherapie und der Notwendigkeit langfristiger Forschung zur Wirksamkeit unserer Maßnahmen. Diese Ausblicke können helfen, heutige Planungen zukunftssicher und innovativ zu gestalten.

Digitalisierung: Augmented-Reality-Spielräume & Co.
Die digitale Revolution macht auch vor dem Krankenhaus nicht halt – und kann besonders in der Kindertherapie spannende Möglichkeiten bieten. Man denke an Augmented Reality (AR): Hierbei werden virtuelle Elemente in die reale Umgebung eingeblendet, meist über Tablets oder spezielle AR-Brillen. In einem zukünftigen Spielraum könnte das bedeuten: Kinder setzen eine leichte AR-Brille auf und sehen plötzlich ihre Spiellandschaft erweitert – z.B. hüpfen virtuelle Tierchen auf den echten Matten herum, und wenn das Kind sich bewegt, interagieren sie. So könnte man ein simples Bewegungsspiel (von Matte zu Matte springen) in ein magisches Abenteuer verwandeln („Spring auf die leuchtenden Steine, um den Drachen zu fangen!“). Erste Pilotprojekte dazu gibt es bereits: Einige Krankenhäuser experimentieren mit interaktiven Fußböden, die auf Projektionen basieren – tritt ein Kind auf den Boden, entstehen virtuelle Wellen oder Blumen. Diese Technik kann Kinder mit Mobilitätsproblemen motivieren, sich mehr zu bewegen, weil es spielerischer ist. Auch VR (Virtual Reality) wird punktuell eingesetzt, z.B. als Schmerzablenkung oder phobische Desensibilisierung (etwa bei MRT-Angst VR-Training vorab). Denkbar ist, dass in Zukunft Teile des Spielraums virtuell erweitert werden: Ein Kind setzt VR-Brille auf und taucht in eine Spielwelt ein, während es sich aber real im sicheren Raum bewegt (natürlich unter Aufsicht). Das kann z.B. physiotherapeutische Übungen lustiger gestalten – etwa balanciert das Kind auf einem Brett, aber in VR überquert es gerade einen reißenden Fluss auf einem Baumstamm. Solche Gamification-Ansätze werden erforscht und könnten Standard werden. Natürlich muss man immer die Altersangemessenheit bedenken und VR nur kurz einsetzen (kleine Kinder können mit intensiver VR überfordert sein). AR hingegen, die mit kleineren Effekten arbeitet, ist leichter integrierbar und könnte zum festen Inventar eines zukünftigen Spielzimmers gehören – z.B. als wandgroßer AR-Bildschirm, an dem Kinder mit Körperbewegung Computerspiele steuern (Kinect-Technologie). Diese Technik existiert schon in manchen Wartebereichen und lenkt z.B. Kinder im Wartezimmer ab. Künftige Reha-Spielräume könnten also noch interaktiver sein, und Kinder der Generation Alpha/ Beta, die mit Tablets aufwachsen, fänden das sicher faszinierend. Wichtig ist aber, dass Digitalisierung ergänzt, nicht ersetzt: Echte zwischenmenschliche Interaktion und reales Spiel bleiben unersetzlich für Entwicklung. Ziel ist ein Hybrid-Spielraum, wo reale und digitale Spielwelten verschmelzen und therapeutisch genutzt werden.

Nachhaltigkeit: ökologische Materialien & Second‑Hand-Möbel
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch im Gesundheitswesen an Bedeutung. Zukünftig wird man kinderfreundliche Bereiche wahrscheinlich unter ökologischen Gesichtspunkten planen. Das beginnt bei den Materialien: Man wird verstärkt auf nachwachsende, ökologische Rohstoffe setzen – z.B. Möbel aus FSC-zertifiziertem Holz ohne Schadstoffe, Wandfarben aus mineralischen Pigmenten, Bodenbeläge, die recycelbar sind. Firmen wie Tarkett haben schon Circular Collection Böden, die nachhaltig sind. Neben Öko-Material zählt auch Langlebigkeit: Hochwertige Dinge, die nicht dauernd ersetzt werden müssen, schonen Ressourcen. Das passt gut, denn robust und langlebig ist auch aus Sicherheits- und Kostengründen gewünscht. Ein Trend könnte sein, verstärkt Second-Hand-Möbel oder upgecycelte Gegenstände zu nutzen. Zum Beispiel könnte eine Klinik ausrangierte Holzmöbel von einer Schule übernehmen und bunt aufarbeiten fürs Spielzimmer, statt neu zu kaufen – sofern Hygiene und Normen passen. Oder Spielzeug-Tausch mit anderen Einrichtungen: Was hier nicht mehr gebraucht, kann woanders Freude machen, und umgekehrt. Einige Krankenhäuser kooperieren bereits mit gemeinnützigen Upcycling-Werkstätten, wo z.B. alte Krankenhausbetten zu Spielgeräten umgebaut wurden (ein kreatives Beispiel: aus einem ausgedienten Krankenbett wurde ein „Piratenschiff“-Spielmöbel für ein Wartezimmer). Solche Lösungen verbinden Nachhaltigkeit mit Symbolik – aus etwas Bedrückendem (Krankenbett) wird etwas Freudiges (Spielschiff). Künftig wird man sicherlich auch stärker auf Energieeffizienz achten: LED-Lichter, intelligentes Lichtmanagement (z.B. nachts Dimmung, um Strom zu sparen), vielleicht auch spielerische Einbindung („Die Sonne scheint, unser Lichtsensor macht die Raumlampe aus, schau mal!“ – um Kinder an Nachhaltigkeit heranzuführen). Die Nachhaltigkeitsidee lässt sich auch ins pädagogische Konzept integrieren: z.B. „Basteln mit Recyclingmaterial“ (Papprollen, Stoffreste) oder im Garten Pflanzen ziehen – so lernen Kinder nebenbei Umweltthemen kennen, auch wichtig fürs Normalitätserleben. Insgesamt wird ein moderner Kinderbereich also nicht nur kinder- und therapiegerecht sein, sondern auch umwelt- und klimafreundlich gestaltet, im Einklang mit dem grünen Krankenhaus-Gedanken. Das kann auch den Kindern und Eltern ein gutes Gefühl geben („Wir tun was für die Zukunft unserer Kinder“). Und wer weiß – vielleicht kommen ja Solarpanels auf’s Dach, die eine Anzeige im Spielzimmer speisen („Heute haben wir genug Sonne gesammelt, um das Licht hier zu betreiben!“) – daraus könnte man sogar Gamification machen, um Kindern Nachhaltigkeit zu verdeutlichen.

Teletherapie: aus dem Spielraum in die Nachsorge
Die Erfahrung der Covid-Pandemie hat Telemedizin einen Schub gegeben. Auch in der Kinder-Reha könnte Teletherapie und -betreuung in Zukunft mehr Raum einnehmen, vor allem in der Nachsorge. Denkbar ist, dass der Spielbereich digital „verlängert“ wird: Zum Beispiel bekommt das Kind bei Entlassung eine App oder Plattformzugang, wo es sich virtuell in „sein Spielzimmer“ einloggen kann von zuhause. Dort könnten dann regelmäßige virtuelle Spieltreffs stattfinden – etwa ein Gruppenchat mit kleinen Onlinespielen unter Aufsicht eines Therapeuten, damit die Kinder im Kontakt bleiben und sich austauschen. Oder Teletherapiesitzungen, bei denen das Kind zuhause bestimmte Übungen macht (vielleicht mit Equipment, das es aus der Reha mitbekam wie Gummiband oder E-Balance-Board) und via Video der Therapeut die Ausführung sieht und coacht. So etwas wird bereits in Ansätzen praktiziert – z.B. Videobasierte Physiotherapie-Einheiten als Anschlussbehandlung. Gerade psychosozial könnte man auch Tele-Spieltherapie probieren: Die Psychologin spielt online mit dem Kind z.B. ein Kreativspiel oder malt im Whiteboard gemeinsam, um den Übergang in den Alltag zu erleichtern (besonders wenn vor Ort keine Kinderpsychologen verfügbar sind). Eine coole Vision: Vernetzung mehrerer Kinderkliniken über Videowände, so dass Kids aus verschiedenen Orten miteinander spielen können (so etwas wie „virtuelles Fenster“ in den Spielzimmern – öffnet man es, sieht und hört man Kinder in einer anderen Klinik spielen und kann kommunizieren). Das könnte Isolation mindern (besonders bei seltenen Krankheiten, wo Kinder gern Gleichbetroffene kennenlernen). Teletherapie kann auch Eltern einschließen: vielleicht monatliche Videokonferenzen mit Eltern und Kind und dem Reha-Team zur Verlaufskontrolle – das ist aber eher medizinisch. Hier fokussieren wir auf den Spiel/Sozial-Aspekt: In der Reha baut das Kind Selbstvertrauen und Routinen auf; Tele-Elemente könnten helfen, diese in den Alltag zu übertragen. Beispielsweise eine digitale Abzeichen-Jagd: Das Kind bekommt Aufgaben nach Reha (z.B. täglich 30 Min. aktiv spielen) und kann Erfolge in einer App abstreichen, die Verbindung zur Klinik hat. Ein virtueller Spielcharakter (vielleicht die Klinik-Maskottchen-Puppe) motiviert dabei. All das sind Ideen, um den Transfer von der geschützten Klinikumgebung ins Zuhause zu erleichtern – oftmals ein kritischer Punkt. Mit Teletherapie könnte man den Spielraum im Prinzip „mit nach Hause geben“. Dafür muss Technik bereitstehen (nicht jede Familie hat VR-Brillen etc., aber Smartphones sind verbreitet) – vielleicht verleiht die Klinik Tablets an bedürftige Familien. Insgesamt wird Telehealth in der Kinderrehabilitation sehr wahrscheinlich zunehmen, und die Kunst wird sein, die Menschlichkeit und Spielfreude auch auf Distanz zu transportieren. Gut geschulte Teletherapeuten können auch via Kamera lustige, motivierende Stunden gestalten – aber es erfordert methodische Weiterentwicklung. Hier schlummert viel Potenzial, gerade um die Erfolge aus der stationären Phase zu verstetigen.

Forschung: Langzeitstudien zur Wirksamkeit
Obwohl viele positive Effekte qualitativ beobachtet werden, gibt es noch wenig Langzeitstudien darüber, wie sich ein kindgerechter Reha-Bereich langfristig auf Genesung und Entwicklung auswirkt. Zukünftig ist zu erwarten (und zu hoffen), dass mehr wissenschaftliche Studien dieses Feld beleuchten. Beispielsweise könnte eine kontrollierte Studie Kinder in einer Reha-Klinik mit top ausgestattetem Spielbereich mit einer Klinik ohne solchen Bereich vergleichen hinsichtlich psychologischer Parameter (Angst, Depression) und medizinischer Outcomes (Therapie-Compliance, Genesungstempo). Oder man untersucht innerhalb einer Klinik: Vorher-nachher-Unterschiede nach Einrichtung des neuen Bereichs. Wenn solche Studien vermehrt zeigen, quantitativ, dass z.B. Stresshormonlevel niedriger sind oder Lebensqualität höher ist bei Nutzern eines gut gestalteten Kinderbereichs, dann wird das Konzept noch stärker zum Standard werden. Auch werden zukünftige Forschungsthemen sein: Welche Elemente wirken am besten? (z.B. wirkt Farbe XY wirklich beruhigend? – es gibt erste Studien, blau/grün beruhigt physiologisch, aber eventuell differenziert nach Kultur?), Wie viel Technik ist gut? – das muss empirisch begleitet werden, damit Digitales nicht evtl. neue Unruhe stiftet. Langzeitwirkung: Wie geht es Kindern Monate nach der Reha – hat der Aufenthalt in kinderfreundlicher Umgebung ihr Coping mit der Krankheit verbessert? Diese Fragen können nur Langzeitnachuntersuchungen beantworten. In der Tanja Vollmer’s Forschung werden ja Umgebungsfaktoren mit Stress in Verbindung gebracht – darauf aufbauend kann man vermutlich immer feinere Design-Leitlinien mit evidenzbasierten Empfehlungen entwickeln („7 Faktoren der heilenden Umgebung“ hat sie definiert, wie Orientierbarkeit, Rückzug etc.). Künftige Guidelines für Kinderstationen könnten dadurch so selbstverständlich werden wie hygienische Guidelines – dass es zum Beispiel Norm wird, dass jedes Kinderkrankenhaus x qm Spielbereich haben muss (analog zur EACH-Charta Forderung). Auch wirtschaftliche Studien wären interessant: Spart ein besseres Umfeld Kosten? (Z.B. weniger Sedierungen, schnellerer Turnover). Wenn das bewiesen wird, überzeugt es Träger auch finanztechnisch zu investieren.

Kurzum, in Zukunft werden wir wohl intensiver untersuchen, warum und wie genau kinderfreundliche Reha-Bereiche wirken – und dieses Wissen nutzen, um sie weiter zu optimieren.

Fazit der Zukunftsperspektiven: Die kommenden Jahre könnten Spielräume sehen, die interaktiver, vernetzter, umweltfreundlicher und wissenschaftlich fundierter sind als je zuvor. Trotz (oder gerade wegen) Technik und Fortschritt muss im Zentrum aber weiterhin das Kind mit seinen einfachen Bedürfnissen stehen: spielen, lernen, Gemeinschaft erfahren. High-Tech und High-Touch sollten Hand in Hand gehen – die wärmende Umarmung einer vertrauten Erzieherin wird keine App ersetzen, aber eine App kann ergänzen.

 

Indem wir diese Trends im Auge behalten, können wir Kinderbereiche gestalten, die zukunftsfähig sind – flexibel an neue Erkenntnisse anpassbar und offen für Innovation, immer mit der Mission: den kleinen Patient:innen das Leben leichter und fröhlicher zu machen, heute und morgen.

14. Fazit

Ein durchdachter, kindgerechter Reha-Bereich im Krankenhaus ist weit mehr als ein "Spielzimmer" – er ist ein Schlüssel zur ganzheitlichen Heilung. Wie wir gesehen haben, trägt eine solche Umgebung entscheidend dazu bei, das psychische Wohlbefinden der jungen Patient:innen zu stärken, ihre Genesungschancen zu verbessern und ihnen positive Selbstwirksamkeits-Erfahrungen sowie das Gefühl von Gemeinschaft zu vermitteln.

Statt in einer sterilen, angsteinflößenden Atmosphäre zu leiden, finden Kinder hier einen Ort, der ihnen erlaubt, trotz Krankheit einfach Kind zu sein. Das Spiel – ob frei oder therapeutisch begleitet – wird zum Mittel gegen Angst und Schmerz, fördert Resilienz und hält ein Stück Normalität aufrecht. Die Möglichkeit, in einer schönen, sicheren Umgebung zu lachen, zu basteln, zu toben und Freunde zu finden, wirkt oft wie Medizin: Kinder sind entspannter, kooperativer und mutiger, was wiederum medizinische Behandlungen erleichtert. Eltern berichten von sichtbaren Fortschritten – sei es motorisch, sozial oder emotional – die sie ohne diesen besonderen Raum kaum für möglich gehalten hätten.

Erfolgsfaktor Nr.1 ist dabei die enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Beteiligten. Nur wenn Architekt:innen, Psycholog:innen, Therapeut:innen, Pädagog:innen und Pflegekräfte von Anfang an Hand in Hand planen und arbeiten, entsteht ein stimmiges Konzept, das alle Dimensionen berücksichtigt – baulich-funktional ebenso wie pädagogisch-therapeutisch. Dieser Team-Ansatz setzt sich im Alltag fort: Das interdisziplinäre Team nutzt den Raum gemeinsam als Bühne für heilsame Interaktionen. So wird der Kinderbereich zum Herzen der Station, wo medizinische und psychosoziale Therapie ineinandergreifen.

Die Praxiserfahrungen zeigen klar: Investitionen in einen kinderfreundlichen Bereich zahlen sich aus – in glücklicheren Kindern, zufriedeneren Eltern und oft sogar in besseren medizinischen Outcomes. Gerade in herausfordernden Zeiten (z.B. schwere Diagnosen, lange Reha-Dauer) bildet er ein stabiles emotionales Fundament. Wenn ein Kind ermächtigt wird, im Spiel Dinge zu meistern, überträgt sich dieses Erfolgserlebnis auch auf seine Einstellung zur Krankheit („Ich schaffe das!“). Das Wir-Gefühl mit anderen Kindern nimmt die Isolation und lässt Mut wachsen. Und nicht zuletzt: Auch das Personal profitiert – das Arbeiten in einem fröhlichen, kindgerechten Umfeld macht mehr Freude und Sinn, was wiederum der Betreuung zugutekommt.

 Natürlich erfordert die Umsetzung Engagement und stetige Anpassung. Jede Klinik muss ihren eigenen optimalen Weg finden, abhängig von baulichen Möglichkeiten und Patientengruppe. Doch die in diesem Beitrag entwickelten Leitlinien – seien es die zonierte Raumgestaltung, die Berücksichtigung psychologischer Grundbedürfnisse, oder die integrativen pädagogischen Konzepte – bieten eine solide Grundlage, die sich flexibel übertragen lässt.

 Zukunftsorientiert bleibt das Thema spannend: Mit fortschreitender Digitalisierung, Erkenntnissen aus der Heilungsarchitektur-Forschung und wachsenden Ansprüchen an Nachhaltigkeit werden Kinderbereiche sich weiterentwickeln. Doch bei aller Innovation gilt es, den Kern nicht aus den Augen zu verlieren: Es geht um Menschlichkeit und Empathie. Eine warme Farbe, ein offenes Ohr, ein gemeinsames Lachen – oft sind es diese scheinbar kleinen Dinge, die in Summe große Wirkungen entfalten und einem kranken Kind Geborgenheit geben